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"Und täglich grüßt das Murmeltier" Regisseur Harold Ramis macht sich über die Mafia lustig. Das versuchte auch ein Jahr zuvor Jim Abrahams mit seiner Parodie "Mafia! - Eine Nudel macht noch keine Spaghetti". Doch Ramis setzt nicht auf diesen Brachialhumor, sondern auf gekonnten Wortwitz und gute Darsteller. Besonders das zweite Element hat "Reine Nervensache" auf jeden Fall zu bieten. Robert De Niro ist eine sichere Bank, sowie Billy Crystal, der sich im Genre Komödie schon immer heimisch fühlte. De Niro parodiert hier sein Image, dass ihm seit "Der Pate II" anhaftete. Die Rolle des Mafioso Vito Corleone stand ihm außerordentlich gut, der Name Paul Vitti erinnert ein wenig daran. "Reine Nervensache" war dann auch recht erfolgreich, drei Jahre später folgte ein schwächeres Sequel, wo Ramis wieder Regie führen durfte.
Der Mafiaboss Paul Vitti (Robert De Niro) hat ein gravierendes Problem. In letzter Zeit hat er immer wieder Panikattacken, dafür landet er sogar im Krankenhaus. Der Psychater Ben Sobel (Billy Crystal) soll Abhilfe schaffen. Doch Ben will Paul nicht behandeln, auch steht seine Hochzeit mit Laura (Lisa Kudrow) direkt bevor. Doch Paul lässt nicht locker und drängt sich in Ben´s Leben. Dadurch gerät Ben bald ins Visier der Behörden. Auch steht er bei Paul unter Zugzwang, denn es steht bald ein großes Mafiatreffen bevor, bis dahin muss Paul wieder der Alte sein. Dies gestaltet sich als sehr schwierig.

Robert De Niro ist ein Weltklasseschauspieler, aber seine Heulanfälle hier sind nervig. Auch wie er Ben ständig fürs Nichtstun lobt, hat mich schnell gestört. Dabei ist die Grundidee wirklich witzig, mal eine andere Art von Mafiaboss zu zeigen. Paul Vitti hat zwar Frau und Kinder, geht aber trotzdem gerne fremd, seiner Frau scheint das auch nichts auszumachen. Aber von Vittis Familie erfahren wir nicht viel und um die Ursachen für Pauls Panikattacken zu finden, muss Ben in dessen Vergangenheit graben. Doch bis es soweit ist, mischt Paul Ben´s Leben ganz schön auf. Der erste Versuch Laura zu heiraten scheitert wegen einer Leiche, auch wird Ben ständig von Pauls treuem Freund Jelly (Joe Viterelli) gekidnappt. Dann hätten wir da noch Ben´s Sohn der nicht gerade begeistert ist von Laura, doch umso mehr von Paul. Ramis bringt seine Figuren gut unter, die Dialoge haben Pepp und viel Wortwitz, Doch nicht über jeden Gag kann man lachen, richtige Brüller lässt "Reine Nervensache" ganz vermissen. Ausserdem vertraut Ramis zu sehr auf die Story. Zwischen den Gags ist die Mafiakomödie nicht immer interessant und einige Klischees müssen abgarbeitet werden. Zum Beispiel das FBI, welches Ben zur Mitarbeit zwingt. Und natürlich gibt es da noch einen Gegenpart, der Vitti auschalten möchte. Nach Schema F verlaufend macht "Reine Nervensache" trotzdem Spass, denn viele Gags sitzen auch. Nebenbei kommt es noch zu kleineren Konfrontationen mit Killern. Die werden aus dem Fenster geworfen oder erschossen, als Action kann man nur den kleinen Shootout gegen Ende bezichtigen und vielleicht noch den anfänglichen Mordanschlag auf Paul.
Die Darsteller hatten sichtlich Freude an ihre Rollen, De Niro überzeugt auch in einer Komödie, auch wenn er bei seinen Heulkrämpfen overactet. Billy Crystal als Psychater Ben Sobel spielt hier fast De Niro an die Wand, in weiteren Rollen tummeln sich viele bekannte Gesichter wie Lisa Kudrow, Chazz Palminteri oder Joe Viterelli.

Wir lernen hier einen etwas anderen Mafiaboss kennen, die witzige Grundidee ist aber nicht perfekt umgesetzt. Viel Wortwitz, doch dazwischen immer gähnende Leere. Immerhin hat man die richtigen Darsteller gecastet und trotz einiger Hänger macht diese Komödie Laune. Aber Ramis konnte nicht das Maximum aus diesem Plot herauskitzeln.

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