Review
von c.funke
Black Kiss
(I-On New Media)
Das Genre des Giallo ist eine eigentlich eher italienische Filmrichtung des traditionellen Thrillers. Ein typischer Giallo zeichnet sich durch diverse Merkmale aus, wie etwa die Unklarheit über den Täter, schwarze Handschuhe, Kulissen, welche durch den Pop Art beeinflusst werden, und in markanten Farben ausgeleuchtet sind so wie explizite Morde und gelungene Kamerafahrten. Gestützt wird die unverwechselbare Atmosphäre meistens durch einen eindringlichen, beeindruckenden Score (man denke nur an die Klassiker von Goblin).
Das jetzt ein japanischer Film diese Merkmale in einem Thriller vereint, ist eine Seltenheit. Regisseur Macoto Tezuka schafft in seinem Debüt, was vielen seiner Kollegen nicht gelungen ist: eine beeindruckende Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen, aber eben auch eine, teils über das Ziel hinausschießende, aber über nahezu zwei Stunden Laufzeit permanent vorhandene Spannung zu erhalten. Die Länge des Filmes ist hier schon fast episch zu nennen. Ganze 133 Minuten dauert Black Kiss, und liefert über die gesamte Länge solide Unterhaltung.
Macoto Tezuka ist der Sohn des bekannten japanischen Animationskünstlers Osamu Tezuka, der die Klassiker Kimba der weiße Löwe und Astro Boy erschaffen hat.
Die Geschichte handelt von der jungen Asuka (Reika Hashimoto), welche nach Tokyo reist, um dort eine erfolgreiche Modell - Kariere zu beginnen. Um eine preiswerte Wohnung bemüht zieht sie in die Wohngemeinschaft der etwas egozentrischen Kasumi (Kaori Kawamura). Abends beobachtet Asuka im Wohnblock gegenüber einen Mord, der der Start einer Serie von bizarren Morden sein wird. Immer tiefer wird sie in den Fall hineingezogen, und die Spur des Mörders führt immer mehr in ihre Nähe.
Black Kiss ist interessant. Selten gab es eine so gekonnt inszenierte Mischung zwischen Hitchcock und japanischem Style, Horroreinflüssen und Giallo, brutalen Morden und asiatischer Überzogenheit. Die Geschichte weist einige Sprünge zwischen Charakteren, Morden und der Ermittlungsarbeit auf, die anfangs etwas verwirren, aber einen eigenen Rhythmus erzeugen.
Die Veröffentlichung aus dem Hause I-On New Media zeigt wieder eine nahezu perfekte Umsetzung. Bild und Ton sind gut, punkten kann Black Kiss dann in seinem umfangreichen Bonusmaterial. Hier liegen neben den üblichen Deleted Scenes noch zwei Erklärungen des Regisseurs Macato Tezka vor, welche zum besseren Verständnis des Filmes beitragen. Dazu kommt ein informatives Making Of zu den Special Effects so wie der Originaltrailer, TV Spots und eine Programmschau.
Man merkt Black Kiss seine Vorbilder deutlich an. Oft werden Szenen von Argento oder de Palma inszenatorisch aufgegriffen und in die Story eingebunden. Ab und an hat man als Betrachter das Gefühl, der Regisseur wollte zu viel zur selben Zeit, aber im Großen und Ganzen liefert er ein äußerst solides Debüt ab, welches Freunden dieser Gattung definitiv zu empfehlen ist!
CFS