Jeder halbwegs erfolgreiche Film braucht eine Fortsetzung, damit die Macher noch mehr Geld scheffeln können. Auch das Steve Martin-Remake des Films "Cheaper by the Dozen" war erfolgreich genug (sehr sogar, jedenfalls im Heimatland), um kurze Zeit später die 14-köpfige Familie ein weiteres Mal in das Land der Familienkomödien eintreten zu lassen. Ohne Kenntnisse des ersten Teils ließ ich die Fortsetzung in der Sneak über mich ergehen. Und auch ohne diese Kenntnisse kann ich sagen, dass dieser Nachfolger wahrscheinlich so nötig war wie ein Kühlschrank für Eskimos. Aber Hauptsache man hört leise, aber dennoch deutlich das Eintrittsgeld in den Taschen der Filmemacher klimpern...
Da wäre also die Familie Baker, kenne man sie oder nicht. Vater Tom (Steve Martin, „Bowfinger“) hat Angst davor, dass seine im Teeniealter befindlichen Kinder langsam der Heimat und der Familie entfliehen und ein eigenes Leben beginnen. Das geht natürlich nicht und so wird, zum Gedenken an die ehemaligen Familienurlaube, noch mal der Koffer zu einem spaßigen, alle Familienmitglieder vereinenden Urlaub rausgeholt, auf dass das sirupsüße Familienzusammengehörigkeitsgefühl dem Zuschauer aus dem Ohre und jeglichen anderen Öffnungen tropfe. Doch mit dem ist es Essig als gegenüber der fast mickrigen Waldhütte Toms und am anderen Ufer des Sees sein ehemaliger Rivale Jimmy Murtaugh (Eugene Levy, „American Pie 1-4“) in seiner Ferienvilla hausiert. Damals schon bei jedem Familienwettbewerb besser sind seine Kinder immer noch die begabten, seine Frau Sarina (Carmen Electra, „Scary Movie“) die jüngere und sein Haus das viel größere, von seinen Manieren und Bekanntschaften mal ganz abgesehen. Das lässt Tom nicht auf sich sitzen: er setzt alles daran, positiv aufzufallen und blamiert sich und schlittert von einer ärgerlichen Szene in die nächste…
Als Familienkomödie taugt der Film, für Leute, die keinen Anspruch suchen, ebenfalls, genauso wie für die, deren erste Komödie das hier ist und für Kinder sowieso. Damit wären die Zielgruppen abgedeckt, aber über deren Tellerrand sollte man schon gucken, wenn man nicht zu einer der Gruppen gehört – so wie ich.
Also da saß ich nun, gerade „Get rich or die tryin’“ zu Ende gesehen und nun flimmerten die ersten Minuten von „Cheaper by the Dozen 2“ über die Kinoleinwand. Freude, besser Vorfreude auf einen guten Film, wich der Enttäuschung, dem Unverständnis, warum gerade zwei solcher Filme in einer Doppelsneak gezeigt werden müssen. Ansprüche zurückgeschraubt, weglegen hätte ich sie sollen, und das Beste gehofft. Das Beste hofft auch Tom für seine Familie und deren Zusammenhalt. Er gewinnt, der Zuschauer nicht. Denn vom Besten sind wir hier ein paar, einige, viele gelungene Gags weit weg.
Denn die haben so gar nichts Neues zu bieten, ruhen sich auf ihrer einen Idee aus, dem Missgeschick Toms, das immer und immer und immer wieder zelebriert wird, bis es ins Absurde abdriftet und auch dem letzten Zuschauer langsam die Ernüchterung kommt, dass sich alles ständig wiederholt. Da verwüstet der Hund den Frühstückstisch, weil Tom Jimmy einen Streich spielen wollte, da will Tom Wasserski fahren und scheitert, da will Tom seiner Tochter Sarah (Alyson Stoner) und Jimmys Sohn Eliot (Taylor Lautner ) im Kino hinterher spionieren und trifft dabei auf Jimmy, woraufhin die beiden in einen Streit verfallen, da will…
Halt, die Szene war tatsächlich ganz witzig. Damit haben wir auch schon das eine Highlight gefunden, wenn man denn gleich so überschwänglich sein möchte. Während im Hintergrund „Ice Age“ über die Filmkinoleinwand flimmert, diskutieren die beiden Väter einige Reihen hinter ihren Kindern über „den Griff“, „die Bewegung“, wenn der Junge sich streckt, vortäuscht zu gähnen und danach den Arm um das Mädchen legt. Jimmy kennt ihn nicht (der grapscht bei Carmen Electra ja auch nicht um die Schultern…) und so muss Tom ihn ihm vorführen, was zu einigen unfreiwilligen Missverständnissen im Kinosaal führt. Genug erzählt, sonst ist die Freude auf die einzig gute Szene schon hin.
Aber auch diese eine Szene rettet den Film nicht, er plätschert ohne Höhepunkte vor sich hin, die Familie beginnt, zu bröckeln, um dann doch beim großen Familienwettstreit am Ende zusammenzukommen. Wie dieser gegen die besser eingespielte Familie Murtaugh endet, ist sofort klar und dann wird noch mal in einer Krankenhausszene alles an Kitsch und Wertvorstellung rausgeholt, was man rausholen kann; die Familie mit ihren Kindern, die im Kinosaal versucht, diese still zu halten, da die mit weniger Action und Spaß in der Schlussszene gelangweilt herumzappeln, freut sich unter Umständen, plant gedanklich vielleicht schon mal den nächsten Familienurlaub, hofft aber sicherlich am Ende, nie so viele Kinder zu haben.
Dass alle Kinder nebenbei langsam erste oder auch zweite, dritte oder vierte Liebesregungen haben (Charlie (Tom Welling, „Smallville“) will Anne (Jamie King, „Sin City“), Sarah will Eliot, Steve Martin will Carmen Elec…ach nee, soweit geht es ja nicht… die Familie, wie konnte ich so weit gehen und sie zerstören lassen wollen) fällt da schon gar nicht mehr negativ auf, langweilt aber auch, da dieses Liebesproblem, das von Tom natürlich um jeden Preis verhindert werden muss (Familie Baker und Murtaugh in einer Beziehung – schreckliche Vorstellung), nicht nur ein Kind hat, sondern mehrere. Immerhin bekommen wir, die Männer, dabei einiges zu sehen: Jamie King im Badeanzug, eine sich sonnende Hilary Duff („The perfect man“; sollte sie so alt aussehen oder was ist da passiert?) und eine ansehnliche, aber in Sachen Schauspielerei immer noch überforderte Carmen Electra sorgen wenigstens für den nötigen optischen Aspekt – wie gesagt für die Männer. Frauen mögen da für sich urteilen, das kann ich nicht übernehmen.
Schauspielerisch fällt mal wieder nur einer auf: Eugene Levy. Nicht mehr der leicht dusselige Vater aus „American Pie“ ist er hier der erfolgreiche, alles im Griff habende Karrieremann und sieht neben dem sich mit allem Blödsinn herumschlagenden Steve Martin brillant aus, was aber auch nur seinem Gegenspieler zu verdanken ist. Der ist sich für nichts zu schade, ruiniert alles und wirkt dabei nur albern.
Carmen Electra hatte es noch nie mit schauspielern, nur mit gut aussehen und das passt hier auch. Bonnie Hunt („Jumanji“) besänftigt ihren Mann Steve Martin immer, hält meistens zu ihm und redet ihm gut zu. Mehr braucht sie nicht zu machen.
Piper Perabo („The I inside“) als schwangere Nora wird verschenkt, Hilary Duff lästert den ganz Tag und ist schlecht gelaunt und Jamie King setzt sich mit Tom Welling über die Familie hinweg; oh Gott und das in diesem Film…
Ich rede den Film zwar in fast jeder Form schlecht, aber es ist mal wieder ein typischer Vertreter von „Tut-keinem-weh-und-mitdenken-ist-auch-nicht-angesagt“. Für die Zielgruppe, die Eltern mit ihren beiden 7- und 9-jährigen Kindern, ist der Film in Ordnung und kann empfohlen werden. Alle anderen müssen selber sehen, ob sie den Film sehen müssen.
Eine Gagdichte ist kaum vorhanden, was für eine Komödie betrachtet tödlich ist. Jeder, der mindestens eine 1 an erster Stelle seines Alters stehen hat, wird hier gelangweilt und dürfte kaum lachen. Eine alberne Aneinanderreihung von Chaos und Unfällen, die nur in der Kinoszene funktioniert. Das ist zu wenig und das nächste Problem, die Moral und Kitschwertvorstellungen des Schlusses, ist dann noch mal etwas ganz anderes, das den Film nicht rettet, sondern zum vorzeitigen Verlassen des Kinosaals animiert. Aber die fünf Minuten kann man auch noch sitzen bleiben, wenn man schon so lange durchgehalten hat.
Ergibt also wenig Gags, die zünden, eine übertriebene Kitschpredigt zum Schluss und allenfalls passable Schauspieler, womit der Film weit oben auf der Unnötigkeitsskala erscheint. Da aber immerhin in den ersten 85 Minuten keiner ernstlich verletzt wird (außer Steve Martin und das gute Geschirr) und der Film nicht wirklich langweilt, sei der Film auch noch beinharten Steve Martin-Fans empfohlen, die über die sich ständig wiederholenden Witze noch hinwegsehen können.
Absolut unnötig, als Komödie betrachtet gescheitert, aber nicht langweilig. Jeder entscheide, ob er das braucht.