"Die Legende des Zorro" zeigt auf beeindruckende Weise Hollywoods Ideenkrise: Hunderte von Statisten in einer farbenprächtigen Kulisse. Ein ganzer Haufen Special Effekts, manchmal sogar wirklich schöne Lichteffekte. Dazu in den Hauptrollen die ausdrucksstarke Zeta-Jones, sowie an ihrer Seite der sehr männliche Held Antonio Banderas. Und um die Bilder herum ist eine Geschichte angesiedelt, bei der sich einem die Fußnägel hochkräuseln.
Hier ist überhaupt nichts originell oder plausibel und die Hauptfigur Zorro wird regelrecht geschändet.
Wer den schwarz gekleideten Reiter noch aus frühen Westerntagen kannte, wusste dass Zorro verdammt cool ist und genau deshalb inspirierte er auch viele kleine Jungs das „Z“ auf Häuser oder Zimmerwände zu malen.
Aber nach diesem Film ist das überhaupt nicht vorstellbar. Denn für kleine Jungs ist die hier erzählte Geschichte einfach nur langweilig. Und Zorro ist überhaupt nicht cool.
Im Grunde genommen ist er sogar ziemlich albern.
Sogar noch viel schlimmer als in der "Maske des Zorro". In den ersten Szenen fliegt er durch die Gegend, als wäre er Spiderman. Er kann keine Brücke ohne obligatorischen Salto überqueren und fechtet und fechtet. Dabei besiegt er natürlich alle – aber warum knallen die ihn nicht einfach ab? Schließlich präsentiert er sich doch stets ungedeckt und wie auf einem Silbertablett.
Hinzu kommt die wirklich schöne Zeta-Jones an seiner Seite, mit der er ja angeblich verheiratet ist, aber Nähe gibt es zwischen beiden natürlich nicht. Stattdessen eine spontan gewollte Entfremdung mit geteiltem Sorgerecht (- welch ein Western ...) und einer darauf folgenden Geschichte, in der man annehmen muss, dass sich beide nie zuvor gekannt hätten.
Es folgt dann eine Serie von Filmzitaten: Bis zur totalen Langeweile werden Szenen von James Bond, Verlockende Falle und Mission Impossible nachgespielt. Natürlich passt davon nichts zusammen und schon gar nicht in das Western Genre oder in die historischen Zeit.
Doch es kommt noch viel schlimmer. Nicht mal vor Kindern macht der Film halt. Hier wird ernsthaft angenommen, dass ein Sohn seinen eigenen Vater nicht erkennt, bloß weil er eine Minimaske aufhat. (So wie ein Sohn es natürlich auch nie durchschauen würde, wenn sich Vati einen Weihnachtsmannbart umbindet ...).
Gegen Ende verändert sich die Geschichte dann noch in Richtung „Spiel mir das Lied vom Tod“ aber das ändert am miesen Gesamteindruck nichts, denn was dem Publikum hier an Logik und Geschichte zugemutet wird, ist wirklich unterirdisch und unterdurchschnittlich. Die einzelnen Szenen stehen oft genug isoliert für sich dar und der Anschluss wirkt häufig unschlüssig und alber. Mal fallen die Figuren aus 10 Meter in einen Kaktus und stehen gedemütigt auf - aber plötzlich können sie doch tot sein - wie jetzt?
Hollywood sollte sich wirklich schämen so viel Aufwand und Geld an so einem albernen Schund verschwendet zu haben.
Wer von der Marketingmasche eingefangen wurde und in Erinnerung an ruhmreiche frühere Zeiten den edlen Reiter wieder sehen will, wird jedenfalls maßlos enttäuscht sein. Zorro war unbestechlich, hart im Urteil, aber stets gerecht und für Verfolger unerreichbar. In diesem Werk ist er jedoch vollends zur Witzfigur verkommen, und seine Selbstironie macht die Figur auch nicht erträglicher.
Am ärgerlichsten ist jedoch der Verrat an den Werten des Zorro. Denn der maskierte schwarze Reiter war in seinem wirklichen Leben nicht nur von der Herkunft her ein Aristokrat, sondern auch von seinem Selbstverständnis. Er stellte sich mit seinen Aktionen über die Gesellschaft – im Zweifel auch über das Gesetz – und sorgt dadurch für mehr Gerechtigkeit. Begründen konnte er dass, mit seiner besseren Wahrnehmung und natürlich auch seiner besseren Fittness und seinem besseren Umgang mit Waffen. Zorro war einfach besser als die normalen Menschen!
In diesem Film hier, der dem Titel zufolge sogar die Legende des Zorro darstellen soll, kämpft er aber in erster Linie für die Demokratie, also dafür dass alle gleich sind. Das mag eine nette Idee sein, aber es passt nun mal überhaupt nicht zur Figur und natürlich auch nicht in eine Westernatmosphäre. Im Grunde genommen ist das genauso als wenn der weiße Hai für die Austrocknung der Ozeane kämpfen würde.
Das ist wirklich blöd und unoriginell und raubt den Spaß am Erlebnis Kino. Insgesamt gesehen dürfte so ein Machwerk die aktuelle Zuschauerkrise eher verstärken als beenden. Besonders ärgerlich ist hier, dass eine altehrwürdige Figur wiederbelebt wurde, die der Regisseur Martin Campbell überhaupt nicht verstanden hat.