Review

Unsere jüngste Vergangenheit schlägt wieder zu: Nachdem man im Kino die DDR schon aus der Sicht von Schülern (Sonnenallee), Punks (Wie Feuer und Flamme) und Soldaten (NVA) betrachten konnte, sind heuer die Künstler dran.

Die trafen sich in den frühen Sechzigern in Dresdens legendärem Tanzlokal „Der Rote Kakadu“ und liefern damit den Rahmen für den neuen Film von Dominik Graf, seines Zeichens Regisseur von so sperrigen Streifen wie „Der Felsen“ und „Der Skorpion“.
Hier jedoch hat er trotz eines fraglos ernsten Themas ein paar Dramagänge hinuntergeschaltet und überrascht immer wieder mit feinem Humor.
Der ist auch nötig, denn Grafs Figuren Siggi (Max Riemelt), Luise (Jessica Schwarz) und Wolle (Ronald Zehrfeld) haben in den schicksalhaften Tagen des Mauerbaus nicht viel zu lachen. Überwacht von der Staatssicherheit, unsicher gegenüber der Zukunft, verwirrt hinsichtlich der eigenen Gefühle.
Graf zeichnet den Alltag seiner drei Protagonisten und ihrer Freunde mit viel Geduld nach. Ihre Träume, ihre Ängste, all das kommt hier ausgiebig zur Sprache und stellt sich vereinzelt der Dramaturgie in den Weg. Da schleichen sich bisweilen Längen ein. Bevor man das jedoch moniert, muss man sich vor Augen führen, dass dies schlicht und ergreifend nicht die Sorte Film ist, die ein hohes Tempo erfordert.
Siggis Pläne, in den Westen zu fliehen, Luises lyrische Ambitionen und Wolles Aufbegehren gegen die Staatsgewalt, all das erfordert seinen Raum, um sich zu entfalten.
Und das kann es auch, dank authentischer Drehorte, gut gewählten Kostümen und geschickt eingesetzter Musik transportiert der Film viel Zeitkolorit und kann so das Interesse an seiner Geschichte über die volle Laufzeit aufrechterhalten.
Der bereits erwähnte Humor tut da sein Übriges. Ob nun Siggis Tante Séancen am Kaffeetisch abhält, Stasi-Leuten ins Sektglas gepinkelt wird oder der Film das heikle Thema der Masturbation mit Spreewaldgurken zur Sprache bringt, die Geschichte läuft nie Gefahr, zum Runterzieher zu verkommen. Was aber nicht heißt, dass es gegen Ende nicht dramatisch zuginge, nach der Kür kommt auch hier die Pflicht.

Fazit: Ein Großereignis ist der „Kakadu“ nicht. Aber das will er auch nicht sein.
Unterm Strich bleibt ein Film, der das Befinden seiner Figuren sehr ernst nimmt. Statt wie andere zeitgeschichtliche Werke immer einen Blick auf das große Ganze geben zu wollen, stellt sich „Der Rote Kakadu“ vorrangig in den Dienst der Charaktere. Und das kann einem letztendlich weit mehr über das Ganze erzählen, als man glauben mag.

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