Review

Und wieder eine amerikanische Komödie zum Fest !! - Doch hoppla, "Wild X-Mas" ist ja schon ein Jahr alt und kommt jetzt erst in unsere Kinos ? - Warum hat man uns denn dieses Schmankerl so lange vorenthalten ?

Vielleicht weil Regisseur Roger Kumble ("Eiskalte Engel") hier einen Film mit eher unbekannten Schauspielern gedreht hat, der nicht so recht weiß, was er sein will ? - So heißt der Film im Original durchaus zu recht "Just Friends" ,aber immerhin, Weihnachten kommt auch darin vor...

Der Beginn erinnert stark an "American Pie" : Chris (Ryan Reynolds) möchte seiner seit langem heimlich angebeteten Freundin Jamie (Amy Smart) ausgerechnet zum Ende der High-School-Zeit seine Liebe beichten. Bisher war er nur ihr bester Kumpel, was durch den Klassenunterschied in Punkto Aussehen für uns Zuseher logisch untermauert werden soll : hier der dicke, ungeschickte Chris, dort die attraktive, begehrte Jamie.

Doch statt das Chris stotternd zu Wort kommt, bricht immer wieder irgendein Freak in die Idylle ein, sei es der Akne gezeichnete Gitarrenspieler, der vor Nervosität keinen Griff zusammen bekommt (Chris Klein, bekannt eben aus "American Pie), sei es der typische debile schwanzgesteuerte Draufgänger - und so kommt es wie es kommen muß, Chris wird vor versammelter Gemeinde zur lächerlichen Figur und läuft wutschnaubend davon...

Nach diesem wohlbekannten, aber immer wieder unterhaltsamen Beginn, bricht der Film mit der Vorgabe und versetzt uns 10 Jahre später in das Jahr 2005. Chris hat seine Drohung war gemacht und ist zum durchtrainierten Sportfreak geworden, der groß Karriere gemacht hat als Promoter für Pop-Stars. Beziehungen zu Frauen pflegt er nur noch im "One-Night-Stand"-Rahmen, denn er hat geradezu Phobien davor, bei den Frauen nur als "Kumpel" durchzugehen.

Doch ganz so ideal ist sein neues Leben doch nicht, denn sein Chef zwingt ihn, sich ausgerechnet um die völlig unbegabte, aber durch ihre erotischen Auftritte berühmte Pop-Sirene Samantha (Anna Faris) zu kümmern, um einen Vertrag mit ihr zu machen. Durch eine gemeinsame Nacht mit ihr hatte er sich für diesen Job qualifiziert, der ihn dank einer (durch Samantha selbst verursachten) Flugzeug-Notlandung ausgerechnet nach 10 Jahren zum ersten Mal wieder in seine kleine Heimatstadt zurückführt und das noch an Weihnachten.

Während "Wild X-mas" zu Beginn Teenager-Komödie sein will, wird sie bei den Szenen im sommerlichen LA zur überdrehten Farce. Besonders Anna Faris tut sich dabei hervor ,eine möglichst hysterische Mischung aus Paris Hilton und ähnlichen IT-Girls herzustellen. Und so driftet der Film über seine gesamte Laufzeit ständig zwischen netter Komödie und überdrehten slapstickartigen Einfällen hin und her, ohne eine klare Linie einzunehmen. Das muß man nicht kritisieren und hat auch teilweise einen erheblichen Unterhaltungswert, wirkt aber in seinem Rhythmus etwas holprig und hinterläßt ein merkwürdig diffuses Gefühl.

Als dritter Teil in diesem Konglomerat kommt nämlich noch der Ernsthafte hinzu und der hat gar keinen schlechten Ansatz. So spielt er schön den psychologischen Tatbestand aus, daß man so lange einen die Umgebung für einen "Loser" hält, auch einer ist - völlig unabhängig von inzwischen erworbenen Fähigkeiten oder optischen Qualitäten. Jamie erkennt Chris in seiner großkotzigen Pose kaum wieder und dieser wird durch seine zermürbende Umgebung (sehr schön hier die Rolle seines Bruders) zunehmend verunsichert und wieder genau in die Rolle gedrängt, die er 10 Jahre lang versucht hat, loszuwerden...

Hätte Roger Kumble diesem Ansatz vertraut und das komödiantische Kapital, daß darin steckt, sauber ausgespielt, hätte es eine richtig gute "RomCom" werden können. Selbst das Ende ist hier nicht so verlogen oder angepaßt wie man es aus ähnlich konstruierten Werken kennt, auch wenn es nicht unbedingt überrascht - vor allem wird es sehr kurz gehalten.

Fazit : Nicht unoriginelle, psychologisch nachvollziehbare Rom-Com über einen Highschool-Loser, der es 10 Jahre später besser machen will.
Dabei bedient sich diese Komödie einer Vielzahl von überdrehten, slapstick artigen Einfällen, die sie stärker in Richtung Farce und Satire drängt, besonders durch die Figur von Samantha verkörpert, die den gesamten Film versucht, völlig dilettantisch ein angeblich von ihr komponiertes Werk zu singen, bei dem es sich tatsächlich um die miserable Umsetzung eines bekannten Pop-Songs handelt.

Da "Wild X-mas" gleichzeitig aber auch immer den Weg der romantischen Komödie geht ,bleibt ein etwas zwitterhaftes Werk zurück, daß unterhält, aber uneinheitlich wirkt und damit letztendlich nicht überzeugt.
Die verfälschende Weihnachts-Affinität soll jetzt nach mehr als einem Jahr diese Komödie ins Kino bringen, hat aber kaum etwas damit zu tun, außer ein paar kleinen (allerdings gelungenen) Seitenhieben auf amerikanische Auswüchse.
Trotzdem ein durchaus gelungener Genre-Beitrag, für einen unterhaltsamen Abend geeignet(6,5/10).

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