Zum Fest ein Hauch von Etikettenschwindel – das kommt immer gut.
Weswegen der deutsche Verleih aus der sanften Gross-Out-Comedy „Just Friends“ auch der Einfachheit halber „Wild X-Mas“ gemacht hat, der zum großen Teil zwar zufällig zur Weihnachtszeit spielt, sonst aber nicht in die Weihnachtsfilmkategorie fällt.
Vielmehr handelt es sich um den 83.Aufguß des „Verrück-nach-Mary“-Schemas, das es fast zur Plagiatsklage reicht.
Eine Rückblende führt uns ins Jahr 1995, wo ein dickes Klößchen in ein schlankes Girlie verliebt ist, aber aus Umfangsgründen mehr in die Freundschaftsecke verschoben ist. Nach einer jahrgangsweiten Demütigung verpieselt er sich nach L.A., nimmt deftig ab und macht Kohle mit Karriere, bleibt aber beziehungsgeschädigt.
Ein versehentlicher Abstecher in die alte Heimat New Jersey lässt ihn in Begleitung eines total durchgeknallten It-Girls nicht nur alte Freunde treffen, sondern führt ihn zu seiner alten Liebe zurück. Doch siehe da, er ist immer noch ein ungeschickter Trottel und seine Verstellversuche kommen so gar nicht an, sondern lösen Katastrophen aus.
„Just Friends“ hat zwar eine ganz interessante Prämisse (die ewigen Verlierer, die nur als Kumpels und nie als Lover angesehen werden), macht daraus aber ein wildkomisches Chaos aus sich überschlagenden Charakteren, das offensichtlich auf kräftiges Schenkelklopfen angelegt sind. Pleiten, Pech und Pannen amuröser und sonstiger Art bestimmen den Film und wen es nicht stört, dass man das schon x-mal gesehen hat (mich stört es), der darf kräftig in seine Nachos schnauben, auch wenn man von der ekligen Seite des Grossouts weitgehend verschont bleibt.
Was die Geduld strapaziert, sind in dieser wirklich aus der Steinzeit stammenden Story leider nicht die gut aufgelegten Darsteller, sondern die Figuren, die man permanent prügeln könnte.
Ryan Reynolds gibt mit gutem Timing den ewigen Verlierer, ob dick oder dünn, der sich zwar äußerlich, aber nicht innerlich geändert hat und dem nun wirklich im Minutentakt Unglücke zustoßen, so dass es bald nur noch nervt. Amy Smarkt als „Love Interest“ ist ein dröges Kleinstadtgirlie und Chris Klein spielt erneut seinen Farrelly-Stiefel runter als schmalzig-öliger Konkurrent. Dazu noch Anna Faris, die wohl für die Anlage ihrer „Wannabe“-Star-Blondchen-Rolle carte blanche hatte und sie als komplett out-gespace-te Essenz derer von Hilton, Lohan, Spears und Love spielt, ein ausgeflipptes Monstrum, das jederzeit ins Bild springen kann.
Wirklich witzig sind dafür ein paar dezentere Nebenrollen und auch Reynolds kann mal punkten, wenn er zwischendurch in den Carrey- oder Hugh Grant-Modus schaltet.
Ansonsten fährt der Film aber ständig im Bereich der Teen/Twen-Konfektionsware für Leute, die im Kino bloß nichts Hochgeistiges sehen wollen und liefert da einigermaßen originell.
Aus meiner Sicht als DVD-Premiere jedoch besser aufgehoben. Knappe 5/10.