Review

Am 7.März 1929 hatte in Deutschland ein kleiner Stummfilm Premiere, der einen kräftig unkenden Kommentar zum damaligen Börsengeschehen abgab und die fatalen Auswirkungen eines Crashes bis in die privatesten Bereiche hinein nachhaltig beschrieb.
Else Thalhof ist ein lebenslustiges, wohlbehütetes Mädchen des Wiener Großbürgertums. Ihr Vater Alfred spekuliert auf die große Dauerhausse und hat ihre Aussteuer in sogenannten Mündelpapieren angelegt. Die Thalhofs betreiben einen gediegenen Kultursalon, wo Else ihren Verlobten in spe Paul kennenlernt. Gemeinsam planen sie eine Reise zu den Olympischen Winterspielen nach St. Moritz. Während sich das frischgebackene Pärchen den Ferienfreuden hemmungslos hingibt, bricht zuhause in Wien eine besonders turbulente Börsenkrise aus. Vater Alfred stolpert von einer finanziellen Verlegenheit in die nächste. Sogar ein Haftbefehl droht. Else bekommt in St. Moritz Post von ihrer Mutter und soll dort einen gewissen Herrn Dorsday aufstöbern, der für ihren Vater finanziell bürgen soll. In ihrer Verwirrung bietet sie dem hemmungslos überschätzten Dorsday ihren Körper an.
FRÄULEIN ELSE entstand nach der gleichnamigen Erzählung von Arthur Schnitzler, der an seiner prophetischen Gabe wohl am wenigsten Freude gehabt haben dürfte. An der Kamera stand der schon damals berühmte Karl Freund, der 1915 für den 1. Weltkrieg als "zu dick" befunden worden war, um dann später auf die technische Entwicklung des Kinos maßgeblichen Einfluss zu nehmen. Regisseur Paul Czinner und seine Lieblingsdarstellerin Elisabeth Bergner heirateten dann einige Jahre später nach dem Erscheinen des Films im Londoner Exil.
Die restaurierte Fassung aus dem Jahre 2004 wirkt mit der eigens komponierten Musik von Marco Dalpane trotz des ernsten Hintergrunds verhältnismäßig heiter und beschwingt.

Details
Ähnliche Filme