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"Honkytonk Man" zählt zu den wenigen Filmen Eastwoods die ein wenig untergingen. Dabei zählte es zu seinen Wunschprojekten, denn Clint Eastwood (Dirty Harry, Firefox) ist ein großer Fan von Countrymusik und sang hier auch selbst. Der Film basiert auf der gleichnamigen Novelle von Clancy Carlile, welcher sich an Jimmie Rodgers anlehnt. Carlile schrieb auch das Screenplay und Eastwood produzierte den Film im Alleingang. Herausgekommen ist ein sympathisches Roadmovie mit kleinen Schönheitsfehlern.

Nach einer langen Zeit kehrt der erfolglose Countrysänger Red Stovall (Clint Eastwood) zu seiner Familie nach Oklahoma zurück. Dem an TBC erkrankten Red winkt endlich die große Chance, denn er ist eingeladen in Nashville an der Grand Ole Opry vorzuspielen. Mit seinem jungen Neffen Whit (Kyle Eastwood) macht er sich auf den langen Weg, doch unterwegs geht den Beiden das Geld aus, so muss Red erst noch einige Schulden eintreiben. Bald haben sich auch noch die nervige Marlene (Alexa Kenin) am Hals und Red geht es zunehmend schlechter. Doch er ist fest entschlossen, sich vor seinem Abgang noch einen Namen zu machen, auch Whit fühlt sich immer mehr zur Musik hingezogen.

Vielleicht brauchte Eastwood einfach mal Abstand von den harten Typen, die er sonst immer darstellt, obwohl seine zynische Ader hier immer noch erhalten bleibt. Um Onliner nicht verlegen, verkörpert er hier einen Verlierer, der vor seinem Tod durch die Tuberkulose nochmal etwas erreichen will. Nebenbei raucht Red wie ein Schlot, säuft wie ein Loch, bei seiner Ankunft daheim fährt er erstmal den Zaun samt Windmühle über den Haufen. Durch seine Krankheit leidet er auch an Stimmungsschwankungen, die meist in Wutausbrüchen enden, besonders wenn man ihn belehren will. Eastwoods brillante Darbietung eines Losers der eine letzte Chance erhält, bringt das Roadmovie über die Distanz. Egal was er macht, man hat bei ihm immer das Gefühl, dass er seine Rolle richtig lebt. Somit übertüncht er einige Unzulänglichkeiten, die besonders bei Whit (Hoss) auffallen. Er ist für sein Alter viel zu reif und gerät zu keiner Zeit richtig in Panik, was schon übertrieben ist. Denn mit Red macht er so einiges mit, doch wozu soll bitte der Hühnerdiebstahl gut sein ? Jedenfalls läuft die Reise nach Nashville alles andere als glatt. Red wird beim Baden von einem Büffel angegriffen, das Auto macht immer mehr Probleme und bald haben sie die lausig singende Marlene am Hals.

Schließlich gilt es noch einige Schulden für Red einzutreiben, denn die Kohle geht ihnen aus. Das Geschehen spielt in den 30er Jahren , hier waren hundert Dollar noch eine Menge Geld. So darf Whit zwischendurch seine Unschuld verlieren, für zwei lumpige Dollar wohlgemerkt. Eastwood erzählt sein Roadmovie sehr gemächlich, vielleicht sind zwei Stunden Laufzeit ein wenig lang. Aber man mag die beiden Hauptfiguren und diesen trockenen Humor, während Countryfans auch recht gut bedient werden. Man bekommt einige Songs zu hören, auch in Richtung Jazz oder Blues. Aber "Honkytonk Man" steuert bei all dem Witz deutlich auf ein tragisches Ende zu, welches ohne jeden Kitsch über die Bühne läuft. Das ist besonders Red zu verdanken, der seinem eigentlich verkorksten Leben in keinster Weise hinterhertrauert. Eastwoods Sohn Kyle macht dabei auch einen guten Job, jedoch fehlen einfach gewisse Verhaltensmuster von einem Jungen in diesem Alter. Ansonsten ist "Honkytonk Man" nicht unbedingt mit großen Namen, aber wirklich gut besetzt.

Man sollte schon ein Fan von Clint Eastwood sein, um von "Honkytonk Man" optimal unterhalten zu werden. Es ist nicht unbedingt ein kreatives Roadmovie, doch dank Eastwoods Performance und dem trockenen Humor auf jeden Fall nettes Entertainment. Einige Songs gibt es auch zu hören und die 30er Jahre sind dementsprechend gut eingefangen und lassen das Herz des Nostalgikers höher schlagen.

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