Review

Zum Glück geküsst

oder

Wie ich erfuhr was wahres Glück bedeutet!

Ashley ist die glücklichste Frau in ganz New York City. Und das ist nicht etwa ein Spruch wie er sonst am Happy End kommt. Nein, Ashley lässt Fortuna wirklich bei sich alleine Runden drehen. Das heißt, wenn sie keinen Schirm dabei hat, dann regnet es nicht, wenn sie ein Taxi braucht halten gleich vier und wenn es an der Arbeit mal drückt dann hat sie stets den rettenden Einfall und stürzt, mit diesem im Schlepptau, die Karriereleiter rauf. Da aber in Zeiten der fernöstlichen Buddhismus-Welle und dem sich ausgleichenden Ying und Yang alles ein Gegenstück finden muss, lernen wir noch schnell Jake kennen. Jake ist ein Pechvogel. Er ist die Sorte Mensch die von Taxis mit Pfützenwasser bespritzt werden, deren Hose kurz vor einer wichtigen Besprechung reißt und die ihre Freizeit auf den Polizeirevieren der Stadt verbringen. Während Ashley in den Kleidern von Sarah Jessica Parker die heißesten Partys plant, muss Jake in seiner Hinterhofbowlingbahn die Toiletten schrubben.
Ashley und Jake treffen sich nun zufällig auf einem Maskenball. Nach einem intensiven Kuss verliert Ashley nicht etwa ihre Unschuld oder ihren Glaspantoffel sondern ihr Glück. Und der Zuschauer ahnt bereits wer es hat. Also macht sie sich auf den langen und beschwerlichen Weg es zurück zufordern.

O.k. das Konzept ist klar: Teeniefilm reitet auf Esoterikwelle und reißt Lindsay Lohan („Freaky Friday") mit in die Tiefe. Nicht das „Zum Glück geküsst" ein schlechter Film wäre. Rein handwerklich ist er in Ordnung, aber eben nicht mehr. Eine weitere jugendliche RomCom wie sie Hollywood alle paar Monate auf den Markt wirft. Wieder gibt es ein hässliches Entlein und eine Schönheit, siehe „Eine wie keine", wieder ist eine Musikgruppe mit dabei, siehe „Jossie and the Pussycats" und wieder geht nach einigen Irrungen und Wirrungen alles gut aus, siehe „alle anderen Teeniefilme".

Charakterliche Tiefe, hier nicht! Interessante Geschichte, auch das leider nicht! Und von besonders beeindruckenden Bildern kann man auch nicht sprechen. Aber das braucht ein RomCom eigentlich auch nicht. Sie sollen nur unterhalten und das tut „zum Glück geküsst" teilweise auch. Dennoch fragt man sich zum Beispiel, warum die „Looser" immer Brillenträger sind und wenn mal einen strauchelnden Helden daherwankt, dann hat er gleich Kontaktlinsen. Ist eine Sehschwäche in Hollywood gleichzeitig das Aus einer Kariere? Fassen wir mal zusammen: Steven Spielberg trägt eine, Harry Potter auch und sogar der coolste Pirat der Welt Johnny Depp trägt sie privat. Warum müssen Filme wie „zum Glück geküsst" eigentlich immer gegen die Brillenträger hetzten. Wie wäre es mal mit Männern die rosefarbene Lacoste T-Shirts mit hochgestellten Kragen tragen oder noch besser Frauen die alle die gleichen Bürzelpalmen tätowiert haben. Ein Aufruf an die Filmschaffenden: Lasst endlich die Brillenträger in Ruhe!

Aber zurück zum Film: Es wäre alles gar nicht so schlimm wenn Ashley nicht so verdammt begriffsstutzig wäre. Ständig hört man Sätze wie „Sieh mal, Jake ist so ein Glückspilz wie du mal einer warst" oder „Früher war ich der größte Pechvogel der Stadt, heute bin ich der glücklichste Mensch in New York". Trotzdem braucht sie mehr als die Hälfte des Films um zu kapieren wer ihr Glück hat. Die Story ist, selbst für einen Teeniefilm, zu konstruiert. So laufen sich die zwei „zufällig" alle zehn Minuten über den Weg und das in New York, der Stadt mit den 8 Mio. Einwohnern.

Lindsay Lohan, die in diesem Film so oft die Haarfarbe wechselt wie Elizabeth Taylor in „Cleopatra" die Kleider, kann dann leider auch nur bedingt überzeugen weil sie entweder todunglücklich ist oder vor Freude fast zerplatzt. Im Zeitalter der MTV-Geschichten ist eine ruhige Auseinandersetzung und Entwicklung der Charaktere anscheinend nicht mehr gerne gesehen. Und, Herzlichen Glückwunsch! Keanu Reeves verliert seine Auszeichnung für das ausdrucksloseste Gesicht an Chris Pine („Plötzlich Prinzessin 2") dem Darsteller von Jake. Dieser stolpert durch das Set mit dem verzweifelten Versuch den perfekten Sonnyboy zu mimen, der nicht nur ein genialer Musikmanager ist sondern gleichzeitig auch noch perfekter Enkel und ein die-gesamte-Welt-liebender-Philantrop. Das er dieser Aufgabe nicht gewachsen ist beweist er in so gut wie jeder Szene.

Nur wem das Schicksal der armen Brillenträger nicht am Herzen liegt und den Freunden der jugendlichen RomComs verspricht „zum Glück geküsst" eine gute Unterhaltung. Alle andern können getrost die Leihfassung in ihrer lokalen Videothek abwarten.

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