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Lindsay Lohan ist in letzter Zeit einzig durch Partys und ihre Männerbeziehungen aufgefallen als durch schauspielerische Qualitäten oder gute Filme. „Mean Girls“ und „Freaky Friday“ liegen schon ein paar Tage länger zurück als „Herbie Fully Loaded“ und „Confessions of a Teenage Drama Queen“, die dann schon weniger überzeugend waren; der Tiefpunkt wird aber erst durch ihre neue RomCom bestritten. Und das Urteil kommt von einem RomCom-Fan, der Lindsay Lohan mag und jeder noch so banalen Geschichte in diesem Bereich etwas abgewinnen kann – nur dieser Pannen-Show eben nicht, „Just my Luck“ ging in Amerika völlig zu Recht baden.

Die mit unerschöpflichem Glück gesegnete Büroangestellte Ashley (Lindsay Lohan) wird eines Tages durch einen Zufall befördert, lernt den gut aussehenden David kennen (Chris Carmack; „The O.C.“), gewinnt ständig bei der Lotterie und muss kurzfristig einen Maskenball, dank ihrer Beförderung, organisieren, was aber auch fehlerfrei von der Bühne geht.
Jake (Chris Pine; „The Princess Diaries 2“) ist das genaue Gegenteil von ihr: ihm misslingt alles, seine gemanagte Band „McFly“ geht durch seine peinlichen Ausfälle den Bach runter und da er das irgendwie verhindern will, schleicht er sich auf den Maskenball, wo der angesehene Plattenboss Damon Phillips (Faizon Love) ebenfalls feiert, dem er eine Demo-CD übergeben will, und tanzt durch einen Zufall mit Ashley. Am Ende des Tanzes küssen sie sich kurz und von nun an stehen ihre Welten kopf: Ashley hat Pech, Jake Glück, „McFly“ wird plötzlich ein Erfolg und Ashley gefeuert. Diese muss nun herausfinden, wer hinter der Maske vom Ball steckte und ihn ein weiteres Mal küssen, damit das Glück wieder auf sie zurückfällt…

Alle, mehr oder weniger neuen, Ideen funktionieren auch nicht. Steve Carell als 40jährige Jungfrau tat es, Uma Thurman und ihr relativ junger Freund in „Prime“ auch sowie das 35jährige Muttersöhnchen Matthew McConaughey in „Failure to launch“. Aber Lindsay Lohan mit ihrem hinterhergelaufenen Glück macht es eben nicht. Und das liegt an zwei wesentlichen Punkten: keine Romantik, keine Witze – womit die Genreeinstufung RomCom schon fast in die Irre führt.

Zudem ist das ganze Treiben für ältere Semester viel zu naiv gestaltet, da es sein Hin- und Herschieben des Glücks ernst nimmt, weswegen die Dialoge, in denen es darum geht, dass Ashley ihr Glück durch den Kuss verloren hat, unfreiwillig komisch wirken, verliert jedwede Realitätsansprüche, die man in diesem Genre sowieso nie suchen sollte; aber hier wird die Realitätsferne noch gesteigert. Es kommt zu einem Hin und Her um das verlorene Glück, das bekommene Pech, alles durch den einen Kuss, um die Moral „sei auch mit weniger glücklich“ zu präsentieren. Was vielleicht in einem Animationsfilm funktionieren könnte, verliert bei einem Realfilm schon einiges an Reiz, werfen da doch auch etwas ältere Genrefans einen Blick drauf. Wenn doch zumindest trotzdem Humor drinstecken würde, könnte man hier ein Auge zudrücken.

Aber auch der Humor artet sehr schnell in eine Aneinanderreihung von zahllosen Missgeschicken aus, wie man sie jeden Tag auf RTL II und Konsorten um die Ohren gehauen bekommt: „Deutschlands lustigste Homevideos“, nur dass hier alles derselben Person passiert - besser gesagt zwei Personen, da die ersten 20 Minuten Jake zugeschrieben werden. Der umgekehrte Faktor „Glück“ ist dann genauso wenig lustig, da abrupt abbremsende Taxen, sobald Ashley die Hand hebt, auch nur einmal lustig sind, aber sobald jedes Mal alles ins Positive verläuft, nutzt sich das ebenso schnell ab, wie umstürzende Gegenstände aller Art, Ashley nass spritzende Taxen, umgerempelte Passanten etc. Immer wieder geht etwas zu Bruch oder kommt durch sie zu Schaden, oftmals auch sie selbst. Das mag kleinere Kinder im Nachmittagsprogramm 90 Minuten lang unterhalten, anspruchsvollere Gemüter nicht.
Zudem gehen einem Ashleys Freundinnen Maggie (Samaire Armstrong; ebenfalls „The O.C.“, „DarkWolf“) und Dana (Bree Turner), die fast schon grenzdebil anmuten mit ihrem ständigen, unreifen Mädchengekichere, in das Ashley dann meistens auch noch einsteigt, tierisch auf den Senkel. Warum sie lachen, weiß wohl keiner, aber sie tun es – immer und immer wieder, ständig, ununterbrochen.

Aber eine RomCom besteht glücklicherweise aus zwei Komponenten: nur schade, dass auch der „Rom“-Teil nur aufgesetzt wirkt, Jake eigentlich nie Anstalten macht, sich in Ashley zu verlieben, sondern mehr um den Erfolg seiner Band bemüht ist und Ashley alles in die Hand nehmen muss (weibliche Initiative ist aber auch mal ein nettes Motiv, wenngleich auch Ashley sich erst in ihn zu verlieben scheint, als sie merkt, dass sie durch ihn ihr Glück wiederbekommen kann). So ist das Ende zwar absehbar, aber auch nur weil man den Verlauf der RomComs nach etlichen ähnlichen Vertretern nun im Schlaf herbeten kann, nicht wegen des Verlaufs des speziellen Falls „Just my Luck“, der romantische Szenen komplett vermissen lässt.

Dafür bekommt man viel Softrock von der britischen Teenieband „McFly“ geboten, gecastet, wie mir eine Bekannte sagte, von der ebenfalls britischen Boyband „Busted“, die den gleichen Haufen Kiddiemucke vor einigen Jahren ablieferten und dabei in Großbritannien, wie auch „McFly“, hervorragend ankamen (worüber man sich als Deutscher nicht mal aufregen kann, wir haben hier schließlich Tokio Hotel und wer selbst im glasigsten Glashaus sitzt, sollte nicht mit Felsen werfen…) Ein kurzer Auftritt hätte ausgereicht, aber so werden sie existenziell in die Story miteingebunden und finden alle paar Minuten ihren Weg auf die Leinwand, was gar nicht nötig gewesen wäre, da sie wie schon angesprochen so die Beziehung der beiden Hauptfiguren nie richtig aufkommen lassen und der Nutzen bestenfalls eine große Promotion für die Band ist – abgesehen von ihnen hat von ihren Auftritten nämlich gar keiner was.

Lindsay Lohan gefiel mir da einst auch schon besser, nämlich in den oben besagten guten Filmen ihrer Karriere: hier macht sie sich am laufenden Band zum Affen, ihre eigentlich sonst immer so sympathische Art wird verspielt und alles wird nur gerettet, weil Jake Darsteller Chris Pine noch uncharismatischer ist, vom Volltrottel zum angesehenen Manager, keinerlei Gefühlsregung im Gesicht aufkommen lässt, sondern fast schon gelangweilt durch die Szenen stapft, weil er wohl wusste, dass er mit Lindsay sowieso nie richtig rummachen darf. Wozu dann anstrengen, wenn das Script so ein Schrott ist?
Samaire Armstrong und Bree Turner hätten gute, weniger kindliche Rollen besser gestanden und sind somit ein Opfer ihrer Rollen und nur Faizon Love als Geld scheffelnder Firmenboss unterhält durch seine theoretisch hektische Lebensweise, die er praktisch sehr gelassen und cool abspult. Immer unterwegs und am Arbeiten scheint er immer einen kühlen Kopf zu bewahren.

Bei „Just my Luck“ steht alles unter dem Motto „Zum Glück verpasst“, denn etwas Wichtiges verpasst man nicht, wenn man ihn selbst verpasst. Erzählt wird eine naive Geschichte für alle jungen Mädchen, die nach „Aquamarine“ Nachschub brauchen und sich daran nicht stören, wenn das alles überkonstruiert wirkt, komplett fernab der Realität ist und sich Panne an Panne reiht, die dabei höchstens anfangs etwas lustig sind, und Romantik völlig fehlt, da die Beziehung in dem ganzen Glück-Pech-Debakel deplatziert und aufgesetzt wirkt. Das ist kein Film, der dem Publikum großartig wehtut, aber es gibt etliche andere, romantischere Alternativen im Genre, das komplett ausgereizt ist und zwar neue Ideen braucht, aber wie hier zu sehen ist diese nicht immer funktionieren.
Wenige gute Gags, die sich nach kurzer Zeit immer wiederholen, eine Popband, die etwas vom britischen Pendant zu Tokio Hotel hat, dabei nicht ganz so feminin rüberkommen, aber auch sehr seichte Töne anstimmt, und eine trottelige Lindsay Lohan, die ihre Sympathien in ihren älteren Filmen verloren zu haben scheint, machen den Film nur für die Zielgruppe interessant, die auf filmische Qualitäten keinen Anspruch stellt.
Für die ist „Just my Luck“ akzeptabel, alle anderen sollten besser in die fast zeitgleich startende RomCom „The Break-Up“ gehen, die in allen Belangen - Humor, Schauspieler, Story - besser ist.
Irgendwie alles schwach und überflüssig das ganze – Sommerloch halt, da sind selbst RomComs, die eigentlich immer halbwegs funktionieren, schmerzlos aber nicht gut…

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