Holland (Sir Alec Guinness) arbeitet für eine Bank und überwacht den Transport von Goldbarren. Seit zwanzig Jahren malt er sich aus reich zu sein und bastelt an einem Plan wie er das ihm anvertraute Gold stehlen und außer Landes bringen kann. Als er die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hat trifft er plötzlich auf Pendlebury, der sein Geld mit der Herstellung von Souvenir-Briefbeschwerern verdient. Pendlebury bringt Holland schließlich auf die Idee wie er mit der Beute entkommen kann.
Gemeinsam können die beiden Gentlemen das große Ding aber nicht stemmen, haben sie doch mehr kriminelle Phantasie als Wissen. Also müssen noch zwei wirkliche schwere Jungs in Form von Lackery Wood (Sid James) und Shorty (Alfie Bass) angeheuert werden um endlich zur Tat schreiten zu können.
Ganz so einfach wie Holland den Coup geplant hat geht es dann aber doch nicht und die Herren Ganoven geraten in allerhand Turbulenzen...
Die britischen Ealing Studios sind heutzutage hauptsächlich für ihre Komödien bekannt, die in den Nachkriegsjahren des zweiten Weltkriegs entstanden. Titel wie zB. „Ladykillers“ und „Adel verpflichtet“ gelten als Klassiker des britischen Humors und begeistern die Zuschauer bis zum heutigen Tag. Ein hierzulande etwas weniger bekannter Streifen aus der goldenen Zeit des Studios ist der vorliegende „The Lavender Hill Mob“ aus dem Jahre 1951.
Basierend auf einem Oscar-prämierten Drehbuch von T. E. B. Clarke inszenierte Charles Crichton seinen Film im typischen Ealing-Stil mit viel trockenem Humor, sympathischen Charakteren und einem ordentlichen Maß an Tempo.
Einer der positivsten Aspekte des Films ist die Tatsache, dass er den modernen Anforderungen an Komödien in nahezu keiner Weise zu entsprechen scheint. Es gibt hier kein Gag-Stakkato welches auf einer in zwei Sätzen zusammenfassbaren Handlung beruht, ebenso wenig spielt sich der Humor unter der Gürtellinie ab und trotzdem kann der Streifen auch heute noch mit den meisten der neueren Genre-Vertreter locker mithalten. Dies liegt zuerst einmal an einer Handlung, die auch tatsächlich eine ist, eine Geschichte erzählt und dabei den Zuschauer anspricht und mitnimmt. In diesem Fall ist das der sogenannte kleine Mann, der Durchschnitts-Mensch, der wir alle sind und der natürlich auch schon mal davon träumt so richtig reich zu sein, speziell wenn er seine Brötchen damit verdient den Reichtum anderer Leute zu bewachen.
Versieht man dann die Hauptcharaktere auch noch mit einem gewissen Charme und etwas Schrulligkeit, verdichtet sich das Bild, dass der Zuschauer gerne von sich selbst in einem solchen Fall abgeben würde. Unterstrichen wird dies durch den geradezu kindlichen Spaß, den Holland und Pendlebury bei dem ganzen Raub an den Tag legen. Dies wird speziell gegen Ende des Films noch deutlicher, als sich die beiden wie Gangster spielende Kinder nur noch gegenseitig mit Al und Dutch ansprechen. Gemeint sind damit natürlich die Mobster-Grössen Al Capone und Dutch Shultz. Gerade solche Momente versetzen den Zuschauer in seine eigene vergessen geglaubte Kindheit zurück, als man beim Spielen womöglich selbst immer Al Capone oder Winnetou sein wollte. Solche Momente erlebt man im heutigen Kino recht selten, worin sich wiederum die Qualität des hier vorliegenden Scripts spiegelt. Aus diesem Grund erscheinen unsere Ganoven auch nie wirklich als Kriminelle und genießen die volle Sympathie des Zuschauers.
Was dem Film neben seiner Eingängigkeit die Würze verleiht sind die darstellerischen Leistungen und sein zurückhaltender aber treffsicherer Humor.
In Reihen der Darsteller muss man natürlich Alec Guinness hervorheben, der den farblosen Bankmenschen genauso perfekt spielt wie eingangs den reichen Gentleman und den Dieb auf der Flucht. Guinness spielt dabei nie aufdringlich, sondern immer in einem glaubhaften Rahmen ohne groteske Übertreibungen und ist dabei trotzdem immens komisch. Ich denke da bloß an die Szenen als er den Transportwagen anhalten lässt, weil der angeblich verfolgt wird und sich dann die Pistole eines der Wachmänner geben lässt. Sein Gesichtsausdruck dabei ist einfach köstlich.
Das restliche Ensemble verblasst gegen Guinness etwas, bietet aber rundum überzeugende Leistungen in ihren Rollen. Neben den bereits genannten Darstellern finden sich im Film noch ein paar teilweise ungenannte Akteure, deren Stern erst einige Zeit später aufging. Ihre Namen sind Audrey Hepburn, Robert Shaw und Desmond Llewelyn.
Regisseur Charles Crichton erweist sich im Falle von „The Lavender Hill Mob“ als solider Handwerker ohne markanten eigenen Stil, aber dies war hier angesichts des Drehbuchs und der Darsteller auch nicht nötig.
Fazit: „The Lavender Hill Mob“ ist bei einer Spielzeit von gerade mal 80 Minuten ein im wahrsten Sinne des Wortes kurzweiliges Vergnügen. Wer nicht auf laute Klamauk-Komödien steht ist hier gut bedient. Außerdem gibt es eine ordentliche Schippe des berühmt-berüchtigten britischen Humors von gut aufgelegten Darstellern serviert. Sehenswert, wenn auch etwas „Old-School“! (6,5 von 10 möglichen Punkten)