Review

Es war einmal ein ehemaliger Drogendealer aus New York, der mit der Unterstützung Eminems auszog, um den Gangsta-Rap in der Welt zu verbreiten. Das klappte auch und eine Zeit lang war alles gut. Doch der Dealer, nennen wir ihn einfach 50 Cent (Beef), strebte nach Höherem und wollte es dem großen weißen Häuptling aus Detroit mit einem eigenen Film gleichtun. Was besagter Häuptling davon hielt wissen wir zwar immer noch nicht, doch wissen wir nun, dass der Schüler anscheinend noch nicht genug vom Meister gelernt hat. Denn "8 Mile" und "Get Rich or Die Tryin'" trennen eindeutig Welten. Waren Eminems erste Gehversuche in der Filmwelt ein authentisches Musikdrama, so inszinierte der falsche Fünfziger gemeinsam mit Regisseur Jim Sheridan (Im Namen des Vaters) eine lachhaft auf cool getrimmte Selbstbeweihräucherung 50 Cents, der damit nebenbei auch den Soundtrack promotete. Grimmig guckende Ghetto-Gangster mit fetten Knarren, deren Munitionsanzahl im Magazin größer ist als ihr IQ, etwas 08/15-Rap-Mucke und eine ganze Wagenladung Gangstaklischees machen noch lange keinen guten Film...

Kurz bevor man ihm auf dem Asphalt die neunte Kugel reintackert, lässt Marcus (50 Cent) sein Leben Revue passieren: Schon als kleiner Bengel bekommt er mit, wie es auf der Straße läuft, und beschließt nach dem Tod seiner Mutter ins Gangsta-Geschäft einzusteigen. Natürlich will der Rubel anfangs nicht so rollen, wie Klein-Fifty sich das vorgestellt hat. Erst Jahre später klappt das Geschäft dank einer neuen Methode. Rasch zimmert sich Marcus seine eigene Gang zusammen, mit der kräftig abkassiert wird. Nebenbei träumt er noch von einer Gangsta-Rapper-Karriere. Doch erstmal ist Jailhouse Rock... ähm, Rap angesagt, wo er schnell einen Verbündeten (Terrence Howard) findet, mit dem er nach seiner Freilassung besagte Karriere starten will. Da Marcus aber nicht nach den Regeln des lokalen Ghetto-Warlords (Adewale Akinnuoye-Agbaje), der gleichzeitig der Mörder von Marcus' Mutti ist, spielt klappt's mit dem Plattenvertrag nicht, weshalb wieder Kleinläden ausgeraubt werden. Nach einem mehr oder weniger misslungenen Überfall gelangt der Film dort an, wo er angefangen hat. Selbstverständlich überlebt Marcus das Attentat und kann schwerverletzt vom Asphalt gekratzt werden. Es dauert auch nicht lange, bis es endlich mit der Musik klappt, wovon der Quarter-Pate natürlich wenig begeistert ist. Kurz vor einem großen Auftritt wird dann noch mit diesem abgerechnet...

Nun ja... was soll man zu den schauspielerischen Fähigkeiten von 50 Cent alias Curtis Jackson sagen? Er spielt das einzige, was er spielen kann. Und das ist sich selbst. Aber selbst damit scheint Mr. Cent überfordert gewesen zu sein, denn entweder guckt er nur fiesgrimmig in die Kamera, grinst wie ein frischgefickter Schimpanse, klopft saudumme Sprüche oder lässt die Kanone sprechen. Erstaunlicherweise meistert Fifty die Szenen mit Marcus' Bitch noch am besten, da er dort am ehesten seine Gangsta-Peinlichkeiten stecken lässt. Ansonsten tummeln sich noch die üblichen Verdächtigen wie Terrence Howard (Vier Brüder), Bill Duke (Predator) und Adewale Akinnuoye-Agbaje (Die Bourne Identität) in diesem fragwürdigen Machwerk herum.

Im Grunde handelt "Get Rich or Die Tryin" von den gleichen Dingen wie alle anderen cineastischen Gangsta-Selbstbeweihräucherungen auch: Knarren, Drogen, Nutten, Geld. Neu hinzugefügt wurde lediglich das Aufsteiger-Thema a'la "Rocky", das aber auch nicht mehr neu ist. Dementsprechend bekommt man hier auch Gekloppe, Messerattacken und Geballere am laufenden Bande geliefert. Denn während Marcus im Bau ist, gehts in der Hood drunter und drüber. Schwarze und Kolumbianer ballern sich zwar nach wie vor noch gegenseitig über den Haufen, doch nun wird Marcus' Gang von den eigenen Black Brothers angepinkelt. Reich gefüllt mit allerlei Klischees aus'm Ghetto ist der Streifen dann auch noch. Kaum sind die ersten hart eingedealten Dollar beisammen verpulvern Marcus und seine Jungs die Kohle auch schon im nächstbesten Billig-Buff. Natürlich muss Gangsta-Marcus mit 'nem fetten Mercedes durch die Hood cruisen, trägt mehr Klunker als Mr. T, hat schon als kleines Rotzbalg 'nen Revolver in den Griffeln und auch der Rest aus der Gang benimmt sich wie man es sich halt von so Ghetto-Gangstern aus'm Amiland vorstellt. Ich könnte jetzt stundenlang so weiter machen... aber nun will ich sachlich bleiben, wenn das bei so einem Film überhaupt noch möglich ist. Heißer Anwärter auf die Goldene Himbeere ist er allemal. Außer den oben erwähnten Gewalttaten und Aktionen geht in "Get Rich or Die Tryin'" actionmäßig weniger die Post ab, was allerdings nicht als Nachteil hingestellt werden soll. Den Anspruch und die Pädagogik kann man hingegen genauso in die Tonne kloppen wie die Spannung. Wer 50 Cents Werdegang nämlich auch nur annähernd kennt, kann sich denken, wie der Film verlaufen wird. Humor ist vorhanden, wenngleich man nur über die Stumpfsinnigkeit und Lächerlichkeit des Film lachen kann. Wirklicher Humor ist im Film selber kaum vorhanden. Eher will man weinen, warum man sich so einen Film angetan hat. Was den Erotikfaktor angeht, so darf Fifty in einer Sequenz einmal kurz über seine Bitch drüberrattern, das war's dann auch gewesen mit der Erotik. Ach ja... hier und da verirren sich noch irgendwelche Oben-Ohne-Dummchens im Bild. Kommen wir nun zu einem der Hauptbestandteile dieses autobiografisch gefärbten Schwachsinns: der Mucke! Die stammt freilich von Mr. Cent himself. Allerdings darf man nicht solche solide Rap-Beiträge wie "In Da Club", "Candy Shop" oder "P.I.M.P." erwarten, da Fifty hier lauter Belanglosigkeiten aus seinem Künstlerarsenal auspackt. Will heißen, dass sich in "Get Rich or Die Tryin'" seine Mucke so anhört wie jeder andere nicht nennenswerte Rapper-Unfug der letzten Jahre. Das hatte Eminem in "8 Mile" wesentlich besser drauf, weshalb seine musikalische Mitarbeit am Film auch mit einem Oscar belohnt wurde. Den wird 50 Cent hiermit sicherlich nicht bekommen, und wird ihn auch mit zukünftigen Machwerken (gott, wenn ich schon dran denke wird mir übel) nie erhalten.

Zum Schluß bleibt nur noch zu sagen, dass Fiftys cineastischer Ausflug keinen Cent wert ist. Abschließend möchte ich diese Review noch mit einem Dialogzitat aus "Last Boy Scout":

Schurke: "Ich werde dir unglaubliche Schmerzen bereiten!"

Bruce Willis: "Brauchst nur 'n Rap aufzulegen!"

Details
Ähnliche Filme