Was mich immer wieder enttäuscht ist, dass 'Im Angesicht des Todes' stark unterschätzt wird und sein Urteil meistens nur auf das Alter Roger Moore's reduziert wird. Dabei kann 'Im Angesicht des Todes' sowohl bei Cast & Crew als auch bei der Umsetzung stark punkten. Viel Wortwitz und interessante Locations stechen auch in diesem Bondfilm heraus und machen das Spektakel richtig vergnügsam.
Der vielleicht größte Gewinn des Films ist Christopher Walken. Die Rolle des nach einem missglückten Experiment psychopathischen Großindustriellen Max Zorin ist ihm auf den Leib geschnitten. Dieser hat vor, durch eine unterirdische Sprengung das Industriezentrum Silicon Valley zu überfluten. Über Umwege kommt Bond mit der Geologin Stacey Sutton zusammen, mit der er Zorins Plan zerstören kann.
Es führt leider auch kein Weg dran vorbei zu bemerken, dass Roger Moore mit 58 Jahren einfach zu fortgeschrittenen Alters für die Rolle des smarten Geheimagenten war. Tanya Roberts als Bondgirl könnte locker seine Tochter sein, Bond bereits Opa. So wirkt Moore in vielen Action- und Liebesszenen wenig überzeugend - zum Beispiel in der Whirlpoolszene, die ich ziemlich peinlich, wenn auch lustig finde.
Nichtsdestotrotz gibt Moore nochmal alles und probiert viel Witz in die Rolle zu bringen. Er wusste, dass "Im Angesicht des Todes" sein letzter Bondfilm werden würde und hat es geschafft, sich würdig zu verabschieden. Trotzdem gehört sein Friseur aufgehängt - peinlich auch, wie er z.B. in weißen Schneeanzug und Skiern das Bett aus dem Boden fährt und seine junge Kollegin becirct. Dies ist leider alles andere als erotisch.
Erwähnen muss man auch Lois Maxwell, die zum letzten Mal die legendäre Moneypenny spielt. Kürzlich ist sie verstorben - rest in peace an dieser Stelle.
Stacey Sutton aka Tanya Roberts ist Bonds übliches Girl für die Entspannung nach dem Job, denn viel mehr als Rumkreischen und Mist bauen kann und tut sie im Film nicht. Eines muss man ihr allerdings lassen, kein anderes Bondgirl konnte so überzeugend "Jaaaaames!!" schreien wie Roberts. Da überkommt einem doch glatt das nackte Grauen.
Christopher Walken, ein Haufen irrer Stunts und Unterhaltung par Excellence reißen vieles wieder raus. Zorins Leibwächterin MayDay (Grace Jones!) springt Fallschirm vom Eiffelturm und lässt sich in die Luft fliegen, Bond jagt in halben Autos quer durch Paris MayDay hinterher, verprügelt zwei Hotzenplotz-Killer auf dem wunderschönen Pferdegestüt, hängt kopfüber an einem hin- und herschwingenden Feuerwehr-Drehkran und balgt sich zum Abschluss mit Zorin auf der Golden-Gate-Bridge - Eyecandy's am laufenden Band. Barry's gewohnt guter, aber nicht außergewöhnlicher Score trägt seinen Teil dazu bei. Stark auch die nicht gewaltlose Szene in der Mine, wenn klar wird, dass Zorin alle Arbeiter verrät und elendig abknallt - spätestens da, wenn nicht schon vorher im Rathaus von San Francisco, sieht man, wie widerlich dieser Zorin einfach ist, wie er lacht über das Elend der erschossenen und ertrinkenden Arbeiter. Walken passt perfekt in die Rolle; man bekommt regelrecht die Abscheu vor ihm. Das verdeutlicht aber nur die Überzeugung des Charakters. Jedoch spätestens mit der gewalttätigen Szene in der Mine hätte 'Im Angesicht des Todes' eine Altersbeschränkung ab 16 verdient, denn dies ist doch stark gewaltverherrlichend.
Groß ist das Finale auf der GG-Bridge, gut auch der Titelsong von Duran Duran im typischen 80er-Sound. Es ist immer wieder schön den Zeitwandel, den die Welt durchlebt, durch die Bondfilme aufgezeigt zu bekommen. Dies ist nur ein weiterer Reiz der Serie.
Also, unterschätzt 'Im Angesicht des Todes' nicht, auch wenn Moore überaltert ist, das Bondgirl zwar gut aussieht aber schauspielerisch total floppt und ein paar langweilige Szenen nicht vermieden werden können. Action- und Unterhaltungsmäßig auf Platz 2 der Bondfilme der 80er, mit viel Witz und einem Christopher Walken, der alle in Grund und Boden spielt. Ein lockeres Vergnügen mit irren Stunts wird den Viewer überzeugen!
8/10