Review

Die “Handlung” in Kurzform: Außerirdische versuchen mittels elektrischer Wiederbelebung Toter, die Erde zu erobern.
“Plan 9 From Outer Space” wird seit 1980 gemeinhin als “schlechtester Film aller Zeiten” bezeichnet und hat diesen zweifelhaften Ruhm absolut verdient. Regisseur dieses Machwerks ist der Ende der Siebziger Jahre verstorbene Edward D. Wood jr., der inzwischen kultische Verehrung genießt und zahlreiche Fanklubs hat. Tim Burton widmete ihm 1994 sogar eine liebevolle Hommage (“Ed Wood” mit Johnny Depp in der Hauptrolle).
Der Regisseur hatte bis zum Schluß daran geglaubt, daß “Plan 9 From Outer Space” ein großer Erfolg werden würde, obwohl jedem Laien schon nach wenigen Minuten das Gegenteil klar gewesen sein dürfte. 79 Minuten Spannung sollte der Film erzeugen - es wurden 79 Minuten unfreiwillige Komik am laufenden Band. Ein gewichtiger Grund spielte dabei das geringe Budget, das Wood zur Verfügung stand, weshalb nur in einem Studio gedreht werden konnte und für die Außenaufnahmen Archivmaterial verwendet werden mußte. So scheiterte in jeder Hinsicht der ernsthafte Versuch, einen guten Science-fiction-Knüller zu drehen. “Plan 9 From Outer Space” ist genialer Trash pur! In jeder Hinsicht grottenschlecht, absoluter Müll - schlicht zum Totlachen!
Das fängt schon bei der Vorgeschichte an: Woods alter Freund Bela Lugosi (der erste “Dracula”) verstarb gleich zu Beginn der Dreharbeiten. Um die zwei Minuten Material zu retten, das der Regisseur bereits mit Lugosi im Kasten hatte und das er eigentlich zu einem anderen Zweck gefilmt hatte, drehte er mit einem Double - dem Chiropraktiker seiner damaligen Lebensgefährtin - weiter, der die ganze Zeit über sein Gesicht mit einem Cape verhüllen mußte. Zu erwähnen ist sicherlich noch, daß das Double dem großen Horrorfilmstar überhaupt nicht ähnlich sah.
Weiterhin bemerkenswert sind die haarsträubenden Dialoge. So sagt ein Mann zu seiner Frau z.B. “Wir sollten nach Hause gehen, es wird allmählich dunkel”, obwohl es bereits stockfinster ist. Perlen wie “Inspektor Clay ist getötet worden - und jemand ist dafür verantwortlich.” gibt es zuhauf.
Logik bleibt komplett auf der Strecke - etwa, wenn auf die Fliegenden Untertassen geschossen wird und man sich erst hinterher die Frage stellt, ob die Außerirdischen in friedlicher Absicht kommen.
Der Hammer schlechthin aber sind die ständigen Wechsel von Tag zu Nacht bzw. von Nacht zu Tag innerhalb einer einzigen Einstellung. Oder ein Pilot erzählt seiner Frau, daß die Untertassen die Form einer Zigarre hätten, obwohl sie - für jedermann sichtbar - rund sind. Überhaupt ist die “Konstruktion” der UFOs höchst sonderbar: Man benutzte schlichte Cadillac-Radkappen und ließ sie - an einer Angel befestigt - durchs Bild schlingern. Wohlgemerkt: “Schlingern” - nicht fliegen! Hin und wieder kann man auch die Fäden begutachten.
Bemerkenswert ist auch der Einsatz des Archivmaterials: Einige Szenen wurden einfach innerhalb weniger Minuten mehrfach verwendet, egal ob sie nun in die Geschichte paßten oder nicht, so z.B. wie Bela Lugosi im schwarzen Umhang über eine Wiese schleicht. Echte Militäraufnahmen fanden auch ihre Verwendung, die sich selbstverständlich sichtbar vom von Ed Wood gedrehten Filmmaterial unterscheiden.
Dann noch ein paar nette Worte zur Ausstattung - zum Schreien komisch! Der Friedhof, auf dem “Plan 9 From Outer Space” größtenteils spielt, wurde nicht nur im Studio (!) gebaut, sondern auch mit viel zu kleinen Gräbern versehen. Demnach hätte ein einzelner Verstorbener insgesamt auf vier oder fünf Gräber verteilt werden müssen. Auf den Gräbern stehen auch schon mal Kreuze und Grabsteine aus Pappe, die bei der kleinsten Berührung wackeln oder gar im Hintergrund umfallen durften, ohne daß die Szene durch Ed Wood hätte wiederholt werden müssen, weil der ohnehin kaum eine Szene mehr als einmal drehte. Bäume wurden auch keine gepflanzt - Zweige, die senkrecht aus dem Boden stehen, tun auch ihr Übriges. Da wäre auch noch die Gruft, die so winzig ist, daß sich alle, die sie betreten oder verlassen, bücken müssen. Weitere Auffälligkeiten: der Gartenzaun eines Ehepaares sieht nicht bloß so aus, als ob er aus aneinandergeklebten zurechtgeschnittenen Papierstücken besteht - er wurde tatsächlich so konstruiert. Und das Cockpit des Flugzeugs kommt offenbar ohne jegliche Geräte aus - es reichte Wood schon aus, zwei Menschen auf Stühlen in den Vordergrund zu setzen, und im Hintergrund eine Wand mit einem Vorhang in der Mitte aufzustellen. Schwups! Schon hat man sein Cockpit.
Über die schauspielerischen Leistungen braucht natürlich auch wenig gesagt werden: Tor Johnson, ein ehemaliger schwedischer Catcher, spielt einen Inspektor (!); Vampira spielt die verstorbene Gattin von Bela Lugosi, die als Zombie wieder aufwacht und die ganze Zeit über mit nach vorne ausgestreckten Armen ihre lebenden Mitmenschen, ohne ein Wort sagen zu müssen, in Angst und Schrecken versetzen darf; die Polizisten sind lehrbuchreife Trottel, die nicht einmal richtig mit ihrer Dienstwaffe umzugehen wissen; der Held der Geschichte, Gregory Walcott, bleibt so blaß wie kaum ein Zweiter; und die drei Schauspieler, die die Außerirdischen spielen dürfen, u.a. Bunny Breckinridge, dürften wohl in “Plan 9 From Outer Space” die dümmsten Außerirdischen wiedergegeben haben, die je auf der Leinwand zu sehen waren.
Ach, nicht zu vergessen: die “Spezialeffekte”, auf die in einem Science-fiction-Film nicht verzichtet werden kann, sind einfach nur stupide und für jedes Kind nachahmbar. Na ja, ehrlich gesagt beinhaltet diese “Perle des schlechten Geschmacks” ohnehin nur einen einzigen Effekt, der als Spezialeffekt durchgehen dürfte.
Völlig klar dürfte durch oben genannte Aspekte sein, daß der Film weder auf die einzelnen Charaktere eingeht noch jegliche Spannung besitzt - und unheimlich ist das Ganze schon gar nicht.
In allen Punkten hat der Film eine glatte Sechs, also einen Punkt, verdient - nur ein einziges Kriterium kann an andere Genrevertreter heranreichen: die Filmmusik. Sie ist zwar nicht überragend, aber mit riesigem Abstand - riesiger geht es nicht - das Beste am Film. Dann vielleicht noch die Kameraführung an zweiter Stelle - ist andererseits ja auch nicht sonderlich schwer, die Kamera an den wenigen Schauplätzen ein wenig hin und her zu bewegen. Immerhin spielt fast alles im Studio.
Ich kann allen, die Trashfilme lieben, nur “Plan 9 From Outer Space” wärmstens ans Herz legen. Wenn man Lust auf solche Schundfilmchen entwickelt, kann man auch herzhaft über so viel Dilettantismus lachen, zumal die oben genannten Beispiele längst nicht alles sind, was dieses Machwerk hergibt.
Ein Kritiker bringt es auf den Punkt: “Hier ist es - das ultimative Drehbuch, das von jedem Zweijährigen übertroffen werden kann!” - Alles klar, oder?
Weitere Werke von Ed Wood, die eine ähnliche Qualität aufzuweisen haben: “Glen or Glenda” und “Bride of the Monster” (“Die Rache des Würgers”). Um den Regisseur näher kennenzulernen, lohnt es sich, erst einmal Tim Burton’s “Ed Wood” zu sehen (Oscar für Martin Landau als Bela Lugosi!).

Fazit: Die Mutter aller Trashfilme! Inhaltlich wie formal kann “Plan 9 From Outer Space” kaum unterboten werden: Schauspieler, Kulisse, Drehbuch, Spezialeffekte - sehr viel mieser geht es nicht! Aber aufgrund der restlos vorhandenen unfreiwilligen Komik erreicht der Film in Sachen Unterhaltungswert absolute Spitzenwerte, so daß ich ihn mir immer wieder anschauen kann. 3/10.

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