Da hat sich Katastrophen-Krösus Sat-1mit dem TV-Zweiteiler "Die Luftbrücke - Nur der Himmel war frei" mal wieder viel vorgenommen - und der betriebene Aufwand ist schlussendlich auch durchaus beachtlich. In jedem Falle war es wirklich einmal an der Zeit, dieses gerne vor dem Hintergrund des zweiten Weltkrieges etwas in Vergessenheit geratene aber so essentiell wichtige Kapitel deutscher Geschichte filmisch aufzuarbeiten. Das Ergebnis hinterlässt jedoch einen eher zwiespältigen Eindruck. Auf der einen Seite ist das Engagement, welches Darsteller und Crew an den Tag legten, beachtenswert: Regisseur Dror Zahavi liefert schicke Bilder aus einem recht glaubhaften (aber etwas zu wenig zerstörten) Nachkriegs-Berlin und auch die Schauspielerriege kann sich mit mit "Bruce Willis-Double" Heino Ferch, "Untergang"-Star Ulrich Noethen und insbesondere einer starken Bettina Zimmermann locker sehen lassen. Sie alle bemühen sich redlich im Rahmen der ihnen vom Drehbuch eingeräumten Möglichkeiten.
Andererseits hat im Falle der "Luftbrücke" praktisch jeder Aspekt auch seine, mal mehr mal weniger eklatanten, Schattenseiten. Optik und Inszenierung fielen beispielsweise für meinen Geschmack - nach stimmungsvollem Handlungs-Auftakt zur Kriegszeit - mit farbfilterüberladenen Bildern und stets präsentem Epos-Score nach bester Hans Zimmer-Art in immer zunehmenderem Maße in die Kategorie "Jerry Bruckheimer-Kino". Das führte bisweilen soweit, daß allein des spektakulären Bildmomentes wegen etwa die unrealistischten Formationsflüge ausgeführt werden. Schön und gut für die (CGI)-Galerie, nur passt sowas absolut nicht zu einem Film, der einen gewissen historischen Anspruch besitzt - und eben diesen durch gelegentliche Einbeziehung von Originalfilmaufnahmen noch selbst zu untermauern versucht! Böse Zungen könnten hier auch von schlichtem Diletantismus sprechen, da es mitunter einfach nur peinlich wirkt. Eine ähnlich zersetzende Wirkung besitzen die zahlreichen Kitschszenen, u.a. im Bezug auf die zentrale Liebesgeschichte, den in Zeitlupe den US-Maschienen zujubelnden Kinder oder etwa dem Ausfliegen der Gefallenen mit allen militärischen Ehren. Anstelle all dieser Emotionen hätte man sich deutlich mehr auf die historischen Begebenheiten konzentrieren müssen, anstatt sich in plakativen Schauwerten nach populärem US-Vorbild zu verlaufen! Der Intention einer würdigen Zelloloid-Werdung des Stoffes wird "Die Luftbrücke" so leider nicht gerecht...
Als Unterhaltungsfilm kann man dem Werk seine Qualitäten sicher nicht absprechen, dafür ist die Umsetzung handwerklich zu professionell, sind die schauspielerischen Leistungen zu solide ausgefallen. Wer ein echtes Interesse an Zeitgeschichte hat, greift aber besser gleich zu einer hochwertigen Dokumentation über dieses weltgeschichtliche Ereigniss. Dort braucht man sich dann z.B. auch nicht fragen, weshalb sich Dror Zahavi ausschließlich mit den amerikanischen Bemühungen um Berlin glorifizierend bis zum Geht-nicht-mehr beschäftigt, wieso wesentliche Vorkomnisse wie der Abschuss einer britischen Maschiene während der Krise gänzlich unerwähnt bleiben und überhaupt so mancher unschöner Detailfehler zugegen ist. Nein, hier fällt letztlich einfach zu vieles unter den Tisch - nur nicht das Pathos!
"Die Luftbrücke" erinnerte mich in seiner effektorientierten und eindimensionalen Grundkonzeption insgesamt nicht nur einmal beängstigent stark an Michael Bays "Pearl Harbor"...