Der Nasenmann, ein vom Alltag niedergestreckter Mid 40iger, alleinlebend und mit körperlichen Problemen, eben seiner langen Nase bestraft, findet im Hausmüll vor seiner Türe ein Naturportrait und einen Koffer mit als Sexfilmchen getarnten Videokasseten. Während sich der Zuschauer über die recht slaptstickige Ausrichtung dieses Episodenkurzfilmes amüsiert, hat der Nasenmann, der schon mit heruntergelassener Hose vor seinem Fernseher sitzt, nichts zu lachen.
Er muss schnell angewiedert verstellen, dass das "Anale Komitee" gar kein Sexfilm ist, sodass der schnellstmöglich wieder aus dem Apparat entfernt wird. Die erste eigentliche Episode "Geile Gauner gegen Geister" weckt da ihn ihm schon weitere Hoffnung und schon sieht sich Nasenmann in einem in Film - Noir gehaltenen Gaunermovie wider, der mit Simon Gosejohann und seinem Verwandten Tilo Gosejohann reichlich wortgewandte und vorallem begabte Schauspieler beinhalten kann.
Die komödiantische Ausrichtung dieses Kurzfilmes, der vom Titel recht gewollterweise an Vorbilder wie Geschichten aus der Gruft erinnert, wird schon in den ersten Sekunden deutlich, als wir diesen herrlich absurden Nasenmann erblicken und von der Mitarbeit der Gosejohann Brüdern erfahren. Herrlich hab ich mich allein über diese Darstellung schlapp gelacht, dazu aber später mehr.
Die geilen Gauner haben recht ungewollt einen Bankier getötet und planen in einer abgelegenen Garage nun den nächsten Clou. Währenddessen wird erstmal eine Truhe geplündert, in der sich aber lediglich wertlose Pflastersteine befinden. Im Hinterhalt erklingt ein Geräusch, Simons Bruder mag einen Geist gesehen zu haben. Geschichten aus der Grotte, wahrlich eine gehobene Amateurproduktion und zum grössten Teil improvisiert, wie der Untertitel Tales without Script spielt dabei herrlich mit dem schwarz weiss Kontrast, Atmosphäre wird da stellenweise gross geschrieben, vorallem wenn in zweimaliger Andeutung der vermeintliche Geist mit seiner Machete im Schatten umherhuscht. Das Ende dieser Episode entfaltet sich in slapstickartiger Manier und erinnert da stellenweise an Scary Movie. Während Simon mit zynischer Wortwahl dem Geist einen Deal vorschlägt, steht dieser recht ratlos fragend in der Ecke, fühlt er sich doch recht darin überrumpelt, schliesslich kommen seine Drohungen die beiden tot sehen zu wollen nicht wirklich an.
An kommt der Film vorallem nicht beim Nasenmann, dessen Kommentar so unterhaltsam ist, dass man im Dreieck springen sollte.
Kein Splatter, keine Titte, den Quark hätt ich mir eigentlich sparen können. Den überspiel ich.
Die zweite Episode "Dreimal kommt der Dreist", abermals recht zweideutig in seiner Benennung handelt von einem agyptischen Grabmahl und einem Fluch eines Geistes Dreist, was der Nasenmann schon etwas toller findet, schliesslich zerhackstückelt Simon mit seiner Freundin am Ende den Geist. Zwar recht comichaft und wenig splattrig, dafür aber umso unterhaltsamer. Unterdessen zeichnet sich wieder der perfekte ironische Wortwitz der Gosejohann Brüder aus, die Locations beschränken sich auf einen Leuchtturm und das angesprochene Grabmahl. Das Ganze ist recht drastisch in seiner Inszenierung, insgesamt lebt diese recht humorvolle Episodenhorrorparodie von seinen absurden Charakteren und vorallem vom Nasenmann, der immer mit einem recht zynisch - verzweifelten Kommentar punkten kann.
Dreimal kommt der Dreist will er zwar behalten, leider erleidet das Video einen Bandsalat. Shit happens, also muss sich Nasenmann zukünftig wieder Fickfilmchen auf DVD ansehen.
Fazit:
Recht kurios ist dieser Episodenkurzfilm ja schon, vorallem aber die Tatsache, dass Simon Gosejohann bei sovielen Amateurproduktionen seines Bruders mitgewirkt hat und wirkte. Bis dato wusste ich nicht von der Existenz seines Bruders und seinem Unternehmen Neverhorst. Diese Produktion punktet mit jenem Humor, der von Simon G. zu erwarten ist, und macht Hoffnung und Appetit auf mehr. Wenn ich mir da Simon Gosejohanns Filmographie betrachte, dann gibts da weiss Gott noch viele ulkige Leckerbissen zu begutachten. Ich bin verwundert. Letztendlich ist Geschichten aus der Grotte eine qualitativ hoch angesetzte Parodie mit viel Witz, Klasse und Können.
69%