"Der König von Narnia" wird oft mit dem "Herr der Ringe" verglichen. Und tatsächlich gibt es gewisse Dinge, die sich ganz gut vergleichen lassen, andere hingegen nicht. Zunächst einmal sollte man wissen, dass "Der König von Narnia", wie auch alle anderen Bände der "Chroniken von Narnia" als Buch für Kinder geschrieben wurde. Ähnliches gilt auch für den Film, der für eine andere Zielgruppe als der schon erwähnte "Herr der Ringe" gemacht wurde. Die Geschichte ist komplett unterschiedlich. So ist das wunderbar magische Narnia wesentlich sauberer, heller, farbenfroher und unblutiger als Mittelerde, was sich auch auf die Kostüme und Kulissen auswirkt. Und es ist weit und breit kein einziger Ring zu sehen. Manch einer wird die Ausstattung wahrscheinlich sogar als kitschig bezeichnen. Und dennoch ist der Film spannend und actionreich inszeniert. Es geht um die Abenteuer von vier Kindern, die eine neue Welt entdecken und in eine Auseinandersetzung der Bewohner des Landes hineingezogen werden. Außerdem gibt es in Narnia sowohl vielfältige Fabelwesen, als auch jede Menge sprechende Tiere. Muss man also ein Kind sein, um diesen Film genießen zu können? Nein, das muss man nicht! Die einzige Voraussetzung, die man mitbringen muss, ist den Film mit Kinderaugen sehen zu können. Die Fähigkeit, sich in eine phantastische Geschichte hinein zu träumen und ein wunderbares Märchen zu erleben.
Der zu Grunde liegende Roman ist nicht sehr dick und so ist auch die Geschichte des sehr buchgetreu umgesetzten Films recht schnell zusammengefasst. Vier Geschwister werden während des zweiten Weltkriegs zum Schutz vor Bombenangriffen vorübergehend aufs Land gebracht, wo sie bei einem kauzigen Professor Unterschlupf finden. Dort entdecken sie bald hinter einem alten Kleiderschrank das magische Land Narnia, über dem der Fluch eines hundertjährigen Winters liegt. Die Kinder müssen dem rechtmäßigen König von Narnia, dem starken Löwen Aslan, dabei helfen, die weiße Hexe und ihre Schergen zu besiegen und so das Land von dem Fluch zu befreien.
Es ist schon besonders auffällig, das "Der König von Narnia" vom Großteil der deutschen Presse verrissen wurde und dies muss deshalb leider auch hier erwähnt werden. Ungeheuerliche und größtenteils völlig lachhafte Argumente (sofern es überhaupt Argumente waren) und massive Beleidigungen und Verleumdungen werden ins Feld geführt. Kinderbuchautor Philip Pullman wirft C.S. Lewis, dem Schöpfer der "Chroniken von Narnia", deren erster Band hier verfilmt wurde, eine "rassistische, frauenfeindliche, reaktionäre Propaganda" vor. Lewis wird als "Saufkumpan" (Telepolis) von Tolkien beschimpft. Der Film selbst wird als "Kriegskitschfantasy" (Telepolis) und "einfältige, vorhersehbare, humorfreie Kitsch- und Trick-Orgie (Deutschlandradio) bezeichnet. Die SZ will "Anklänge an die Kreuzzüge" entdeckt haben und der Schreiberling von Celluloid-Dreams sieht den Film gar als "Predigt für die Legitimität der Kreuzzüge Amerikas". Diese Parallelen zu ziehen ist geradezu lächerlich, da C.S. Lewis bestimmt nicht an einen Krieg im Irak oder sonstwo dachte, als er vor über 50 Jahren dieses Buch verfasste. Allerorten wird über die imaginäre Zielgruppe der "fundamentalistischen (Telepolis, Tagesspiegel), militanten (Welt), religiösen Rechten (Stuttgarter Zeitung) gefaselt, statt den eigentlichen Inhalt des Films zu bewerten. Das der Streifen durchweg als Disney-Produktion beschrieben wird, zeigt mal wieder deutlich, wie schlecht die deutsche Presse in der Regel recherchiert. Disney ist zwar beteiligt, hat aber mit der Produktion des Films, welche von Walden Media durchgeführt wurde, nicht das geringste zu tun. Der Micky Maus-Konzern ist lediglich für die Vermarktung zuständig und hat dafür auch die Kosten übernommen.
Warum also wurde der Film (wohlgemerkt nur von der deutschen Presse) so schlechtgeschrieben? Die Lösung dieses Rätsels ist nicht überraschend: Der Film enthält christliche Motive und will christliche Werte vermitteln. Wer will, der kann im Löwen Aslan und seiner Opferung eine Allegorie zu Jesus Christus finden. Wer dies nicht will, der findet sie auch nicht. Ansonsten geht es im Film in etwa um die gleichen Werte wie beim "Herrn der Ringe", also Freundschaft, Mut, Aufopferung und Liebe. Beim "König von Narnia" kommen hier noch familiäre Elemente sowie die Kombination aus Schuld und Vergebung hinzu. So müssen die Kinder, die sich zu Anfang nicht so recht riechen können sich zusammen raufen und einander ihre Fehler verzeihen. Was an diesen Motiven schlecht sein soll, dass hat mir noch niemand erklären können. Wahrscheinlich fürchten die Redakteure, die Besucher des Films könnten nach Verlassen des Kinos ein zwanghaftes Verlangen zum Bibelstudium entwickeln. Der unterschwellige Tenor der deutschen Presse lautet: Fliehet den Werten jeglicher Art und meidet die Moral wie die Pest. Für solch überkommenen Blödsinn haben wir im aufgeklärten Deutschland keinen Bedarf mehr.
Da es sich bei "Der König von Narnia" um ein Märchen handelt, wäre man ein Narr, würde man hier eine tiefgründige und glaubwürdige Geschichte erwarten. Märchen und Fantasy-Filme leben selten von Logik, sie sind Ausdruck von Phantasie und Kreativität und wollen einfach nur gut unterhalten. Wer sich also gerne mal in eine andere Welt hinein träumt, der ist hier richtig. Es geht um den ewigen Kampf Gut gegen Böse, jedoch nicht nur. Zu Beginn der Geschichte werden die Konflikte zwischen den Kindern gezeigt. Besonders Edmund, der Draufgänger, der öfter mal Mist baut, wird von den anderen nicht gerade freundlich behandelt. Man schreit sich an und kann sich nicht so richtig leiden. Susan will gerne erwachsen sein und Peter übernimmt gezwungenermaßen und mit viel Unsicherheit die Vaterrolle, als die Kinder aus London weg müssen, da der Vater der vier Geschwister gerade im Krieg kämpft. Als Lucy, die kleinste im Bunde, die magische Welt von Narnia betritt und Freundschaft mit einem Faun schließt, beginnt die eigentliche Geschichte. Die Kinder geraten mitten in ein phantastisches Abenteuer.
Kritiker bemängeln, der Film sei vorhersehbar und die Guten würden sowieso gewinnen. Mich hat das nicht gestört, denn das ist doch eigentlich bei allen Fantasy-Geschichten so. Außerdem ist der Film spannend erzählt und voller Magie. Die sprechenden Tiere sind so gut animiert, dass man sie kaum von echten unterscheiden kann. Besonders dem Löwen Aslan würde man am liebsten mal über sein schönes Fell streicheln. Auch die Kulissen und Kostüme sind sehr gut gelungen. Besonders das Eisschloß der weißen Hexe wirkt im Kino in seinen verschiedenen kalten Blautönen sehr geheimnisvoll und furchterregend. Die große Schlacht am Ende des Films muss sich durchaus nicht hinter den Schlachten von "Herr der Ringe" verstecken, jedoch ist sie wesentlich kürzer und unblutiger. Auch hier gilt es wieder, die Logik auszublenden und nicht danach zu fragen, wie die Kinder es geschafft haben, so schnell zu guten Kämpfern zu werden und reihenweise ihre Gegner zu besiegen. Das fragt ja bei einem Hobbit auch keiner. An feinem Humor fehlt es ebenfalls nicht, und besonders das putzige Biberpärchen sorgt für einige Lacher. Wer übrigens nähere Informationen über die Entstehung Narnias und seine Gesetze erwartet, der sei auf die anderen Teile der Buchreihe verwiesen.
Die relativ unbekannten und daher erfrischend unverbrauchten Schauspieler sind zwar nicht überragend, machen ihre Sache jedoch durchweg gut und besonders die weiblichen Darsteller wissen zu überzeugen, allen voran Georgie Henley als Lucy. Sie erobert bereits in den ersten Minuten das Herz des Zuschauers, es sei denn, man ist ein ausgewiesener Kinderfeind. Ähnlich ist es mit Tilda Swinton, die ihre Rolle der weißen Hexe sehr überzeugend und eiskalt spielt. Aber auch alle anderen machen eine durchweg gute Figur. Und wenn man bedenkt, dass es gar nicht so leicht ist, Szenen vor einem Bluescreen zu spielen, muss man hier besonders den schauspielerisch unerfahrenen Kindern Respekt für ihre Leistung zollen. Die Filmmusik ist sehr hörenswert und unterstützt gekonnt wichtige Szenen im Film. Positiv anzumerken ist noch, dass offensichtlich aufgrund des Film auch sehr viele Bücher der bisher in Deutschland eher unbekannten "Chroniken von Narnia" verkauft werden und so vor allem Kinder wieder zum Lesen kommen.
Natürlich gibt es, wie überall, auch Fehler und Unzulänglichkeiten. So passt die deutsche Synchronisation nicht immer zum Gesichtsausdruck der Schauspieler und wirkt in einigen Szenen etwas lustlos. Einmal ist der Bluescreen förmlich zu riechen und der animierte Fuchs macht in einer Szene keine gute Figur. Dies sind jedoch Ausnahmen, denn die Effekte sind in der Regel großartig. Manchmal hat man auch das Gefühl, die Geschichte entwickle sich zu schnell. Ein paar zusätzliche Szenen wären hier sicher kein Fehler gewesen. Jedoch ist der Film mit 140 Minuten (im Original mit FSK 12) ja auch nicht gerade kurz. Wer also gerne von großen Abenteuern in einer magischen Welt träumt und immer schon mal einen Biber im Kettenhemd sehen wollte, der kann sich den "König von Narnia" bedenkenlos ansehen. Für 6-jährige ist Narnia allerdings noch nicht empfehlenswert; aufgrund der Schlacht und einiger gruseliger Szenen halte ich den Film höchstens für 9-10 jährige für geeignet. Außerdem wird ein sechsjähriger kaum dem Verlauf der Geschichte folgen können, da er einfach nicht alles versteht.