Es herrscht Unruhe im Hause der WWE Studios.
Ein neuer Actionfilm muss her, der Hauptdarsteller, der aus der Wrestling-Kiste gezogen wurde steht auch schon, nur fällt den ansonsten so gescheiten Köpfen im Konferenzsaal diesmal keine vernünftige Story ein.
„Wir brauchen Ideen!!!“ grunzt der Produzent, „GUTE Ideen“.
Totenstille…
„Also gut, fassen wir noch mal zusammen, was wir haben.“
„Wir haben unseren kolossalen Muskelprotz John Cena, der ganz groß rauskommen soll, wir haben ein Budget von 17. Million Dollar, es soll ordentlich krachen, und Robert Patrick ist auch mit dabei!“
Plötzlich traut sich einer der Mitarbeiter etwas zu sagen, und schlägt etwas unsicher Folgendes vor:
Mitarbeiter 1:„Öhm, unser Held könnte ein Ex-Marine sein, der wegen Befehlsverweigerung aus der Army entlassen wird…“
Produzent: „Ja, das klingt nicht schlecht, ein Marine; warum bin ich nicht drauf gekommen?“
Mitarbeiter 1: „Ja, und äh, er muss dann halt wieder zurück nach Hause“
Mitarbeiter 2: „Und und, er hat eine Frau, die zu Hause auf ihn wartet“
Produzent: „Ja, eine Frau!! Gute Idee, so was kommt immer gut an!“
Mitarbeiter 3:„Ja, und dann ist da dieser Bösewicht, den Robert Patrick spielen wird…“
Produzent: „Ja?“
Mitarbeiter 3: „…und dieser raubt mit seinen Leuten eine Bank aus, und dann…“
Produzent: „Ja, was dann????“
Der ganze Saal: JA WAS DANN???
Mitarbeiter 3: „Öh, und dann äh, stoßen sie während ihrer Flucht mit unserem Helden zusammen, und entführen dessen Frau als Geisel…oder so…“
Produzent: „Hmm, ja, klingt nicht schlecht, aber ich weiß nicht, irgendwas fehlt mir...“
Der Hausmeister, der gerade nebenbei den Boden putzt, meint nun auch etwas hinzufügen zu müssen:
„Ey, der Robert Patrick könnte doch hin und wieder im Film sein T-1000 Image etwas auf den Arm nehmen, damit Genrefans sich umso heimischer fühlen…“
Der Produzent macht große Augen
Mitarbeiter: „Ach ja, und unser Held heißt John Triton“
Produzent: „Das ist ja genial! So machen wirs!!!! Drehen wir den Film!!!“
Der Produzent dreht sich zum Regisseur John Bonito und sagt: „Du weißt also was du zu tun hast!“
Bonito: Consider it Done!!
Gesagt getan, und so entstand the Marine.
Ein Actionfilm, der nichts anders sein will, als eine 80minütige Aneinanderreihung von wilden Crash-Boom-Bang Szenen, unterbrochen von sich witzig vorkommenden Dialogen und stets bestückt mit reichlich Plotholes.
Die 80er sind halt noch nicht ganz tot, schön also auch heute noch so straff erzählte und flott über die Bühne gehende Streifen als Fan dieser einzigartigen Filmepoche zu bekommen.
Doch wie macht sich The Marine so im Einzelnen?
Für dieses arme Würstchen von einer Story scheinen sich die genialen Drehbuchautoren schon mal nicht zu schämen, schließlich hat der Film ja noch John Cena und seine supercoolen Actionszenen zu bieten.
Der darf bereits im Auftakt als Marine ein Gefangenenlager im Irak stürmen, und die Terroristen einen nach dem anderen umnieten, ordentlich austeilen, und auch sonst jede Menge kaputt machen.
Kaum aus der Army entlassen lässt er es auch schon bei seinem neuen Job als Security Guard ordentlich krachen, und schmeißt glatt einen vorlauten Zwerg in aller Öffentlichkeit gegen die nächst beste Glaswand.
Und nach kurzen Dialogpausen geht es dann auch schon weiter, denn wenn John’s Frau von den Diamantendieben entführt wird, lässt dieser jede Menge anbrennen.
Polizeiwägen werden durchsiebt, bis sie nicht mehr als Vehikel zu erkennen sind, selbige wirbeln furchtbar unrealistisch durch die Luft, und explodieren.
John, so viel Glück wie der Kerl hat, schafft es immer im letzten Augenblick der Explosion zu entkommen.
Man achte nur darauf, wie oft er im Film im letzten Moment aus einem explodierenden Gebäude durch ein Fenster hechtet.
Auch wenn die überdimensional großen CGI Explosionen ganz nett aussehen, aber innerhalb von 80min den Kerl etwa 4 mal von einem riesigen Feuerball in Zeitlupe davon hechten zu sehen ist schon etwas zu viel Guten.
Ebenfalls bemerkenswert ist die Härte unseres Helden.
Ob er nun einen Feuerlöscher, Baseballschläger oder eine Flasche gegen die Rübe gedonnert bekommt, so was macht ihm genauso wenig aus, wie an der Seite eines fahrenden LKWs hängend durch eine Gebäudehälfte zu Krachen.
Siehe da, keine blauen Flecken, keine Kratzer keine Beulen und nicht mal das T-Shirt trägt größere Schmutzpartikel mit sich.
Dagegen sind Arnie und Stallone ja richtige Waschlappen; die haben doch tatsächlich mal geblutet!!
Bei all dieser Action vergisst John Cena dann aber auch schon mal zu schauspielern, deswegen fällt es dem alten Hasen Robert Patrick gar nicht schwer den WWF-Koloss an die Wand zu spielen.
Cena nimmt sich und die Situation (verständlich) verdammt ernst, während Patrick immer irgend einen (auf Terminator 2 bezogenen) Spruch draufhat, und auch sonst so herrlich den fiesen Gentleman gibt.
Scharf auf John’s Frau ist der Kerl auch noch.
Spätestens hier jedoch wurde mir die Comedy zu viel, denn der Film versucht ernsthaft komisch zu sein, und verwickelt die Charaktere in blöde Dialoge, und spielt dazu hippe und lustige Musik.
Wenn Patrick dann schließlich vor John’s Frau irgendwelche Gesichter zieht, dann konnte ich gedanklich nur noch den Kopf schütteln.
Nun denn, ich kann trotzdem nicht behaupten mich gelangweilt oder wirklich geärgert zu haben.
Die Action wurde allemal höchst kompetent und stylish inszeniert, ohne dabei deftige Härte missen zu lassen, wie es andere PG-13-Ableger von heute nur zu oft tun.
Der hektische Schnitt in den meisten Kampfszenen könnte ebenfalls ein Indiz für eine „härter“ existierende Fassung sein; aber auch so wurde ich gut unterhalten.
John Cena strahlt mit seiner physischen Präsenz, und Robert Patrick ist ein unterhaltsamer Gegenspieler.
Die Action macht Laune, sieht gut aus, die Bösewichte kriegen sich untereinander wegen Nonesense in die Haare, und die vielen Logikfehler machen das ganze umso witziger.
Kein Meisterwerk, aber ein unterhaltsamer Streifen, der Nostalgiker glücklich macht, auch wenn er nicht an die „Klasse“ eines „Phantom Kommandos“ rankommt.