Aus dem schier unermüdlichen Fundus der amerikanischen Produktionsfirma “The Asylum” (von ihnen stammt unter anderem der ganz unterhaltsame The Fog Verschnitt Jolly Roger - Massacre at Cutter´s Cove) kommt der von mir seit langem (genau genommen seit Bone Sickness) gesichtete gewalttätigste Zombiehorrorfilm, der in seiner grafischen Darstellung trotz mancher recht krasser Szene zwar nicht an die Intensität von Bone Sickness heran kommt, aber doch um einiges stimmiger ist als wie die eher lachhaften letzten Return of the living Dead Filme. Anscheinend nur im Independentsektor traut man sich noch Gewaltexzesse zu zelebrieren, vielleicht manchmal sogar zu sehr. Doch dazu später mehr.
Die Story gibt nicht viel her, was angesichts der gelieferten “Schauwerte” auch ehrlich gesagt egal ist. Im einführenden Schnittgewitter erwehrt sich ein Mann dutzender Zombies, mit seinem Schrotgewehr bläst er Massen an Hirnmassen an die Wände, kann sich nur unschwer seiner Haut erwehren. Beim Eintreffen der Polizei hat er leider keinen Schuss mehr für sich selber übrig - denn er weiß das er schon längst infiziert ist. Sein unbesiegeltes Schicksal soll das Schicksal vieler werden, er wird als Mörder in das staatliche Gefängnis gebracht, wo er nach und nach durch Blut spuckend Ärzte, Wärter und Gefangene infiziert, die wiederum den Virus übertragen, bis es schließlich zur Epidemie kommt und sich die letzten Überlebenden ihrer Haut in dem von außen isoliertem Hochsicherheitsknast erwehren müssen…
Wie man sehen kann, hat Dead Men Walking außer der Kulisse des Gefängnis mit dem fast gleichnamigen Drama wenig gemeinsam - vielmehr ist dieses semiprofessionelle Blutbad eine Mischung aus 28 Days Later, Day of the Dead und der zweiten Hälfte von Natural Born Killers. Eine Mischung die gefällt, aber dennoch nicht restlos überzeugen kann. Es hadert vor allem an der etwas oberflächlichen Geschichte, die zwar fließend erzählt wird, jedoch sehr seicht ist. Tiefgang kann nicht erwartet werden. Der Gefangene kommt in den Knast, infiziert nach und nach die verschiedenen Parteien und diese schlachten, bzw. werden vornehmlich im zweiten Teil des Films derbe dahin geschlachtet. Man könnte fast sagen das die Gefangenen keine Gefangenen machen. Happy End exklusive.
Was einem bis zum Ende geboten wird, ist Independent auf gehobenem Niveau. Kaum erahnen lässt sich das dieser Zombiestreifen semiprofessioneller Machart ist. Dazu ist die technische Inszenierung viel zu gut geraten; und ich rede hier nicht nur von superben Latexeffekten. Der Großteil der Handlung spielt in dem Knast; die Kulisse ist gut gewählt: Enge Korridore, lange Gänge, viele (Gitter)Türen - Klaustrophobie pur. Zusammen mit der grünlichen, kalten Ausleuchtung fühlt man sich bisweilen wie die Protagonisten schon ziemlich eingeengt. Die Situation schier ausweglos. Ist die erste Hälfte noch einigermaßen auf leichtfüßiger Entwicklung der wenigen “echten” Charaktere aus, so geht es in der zweiten Hälfte ziemlich rasant - fast ohne Atempause - von dannen. Leider überzeugt der Film erst dann, vorher wird eine biedere Mischung aus Erklärungsversuchen und aufbauender Dramaturgie aufgefahren, an der der Film letztendlich krankt, ist wie gesagt alles doch etwas oberflächlich geraten.
Woher kommt der Virus, warum werden die vorzeitigen Zeichen einer Epidemie nicht erkannt? Fragen die sich auftun, aber nicht beantwortet werden. Für Leute wie mich (ich “degradiere” mich hier selber mal) eher uninteressant, ich bin eher einer der auf Schauwerte aus ist, aber schon gerne - zumindest etwas - Story serviert bekommen möchte. Sei es drum, was bei einem solchen Film interessiert, sind neben den Effekten die Intensität des Gesamten - die stimmt wie gesagt ab “Teil 2”. Sobald der Großteil des Gefängnisses Jagd auf die Lebenden macht, sie durch die Trakte hetzt und die sabbernden Infizierten rasend wüten, dann fühlt man sich schon fast wie bei 28 Days Later.
Aus diesem Film hat Dead Men Walking nicht nur den Gedanken des infiziert werden, unüblich von der sonstigen Mythologie der Zombiefilme - deren “Hauptakteure” somit weniger verwesende Masken denn genug Schaum vorm Mund brauchen, auch Schnitte und Tempo wurden übernommen. Das heißt, das es bisweilen etwas “hektisch” zu geht, nie jedoch unübersichtlich und die Bewegungen sowie die Bildabfolgen zeitweise rasendes Tempo haben. Das macht insbesondere in der beengenden Kulisse Stimmung, wenn wie gesagt auch ob der eher oberflächlichen Charakterisierung die Bedrohung nicht ganz so überspringt wie man es erwarten würde. Zwar sind die Darsteller solide, füllen auch etwas die dünn gesponnene Geschichte, doch wirklich identifizieren und so mitfiebern tut man bis auf Ausnahme der sympathischen Blondine weniger mit ihnen.
Der Zusammenhang zu Day of the Dead ist daher weniger als wie zu 28 Days Later oder Natural Born Killers gegeben, die Ausweglosigkeit und Enge des Komplexes aber von der ersten Minute an spürbar. Parallelen zu NBK sind soweit zu ziehen, mündet der Film in ähnlicher Kulisse zu einem ähnlichen Massaker, das auch hier recht inhuman von statten geht und bei dem gar in einer Szene durch die klassische Musikuntermalung eine gewisse Ruhe, ja gar ein Hauch Zynismus ob der Ausweglosigkeit gegeben wird. Ebenfalls sehr pessimistisch, jedoch im Kontext passend, ist das Ende des Films. Dieser sich durchziehende Grundtenor spiegelt sich auch in den Effekten wieder, zu den wir jetzt kommen - Hauptaugenmerk eines jeden Zombiefilmes.
Wie ich anfänglich schon sagte, “Kinderkacke” wird einem hier nicht geboten. Aufgrund des Grundtenors und der bemüht ernsten Darstellung verfehlen die dutzenden Gewaltszenen ihre Wirkung kaum. Hier ist nichts mit Spaß an der Freude, die Effekte sind teilweise knallhart. Dutzende Kopfschüsse mit spritzender Gehirnmasse und an die Wand fliegenden Hinterkopfteilen, ruppige Ausweidungen, unzählige Tranchierungen von Gliedmaßen lebender Personen - alles nicht schlecht gemacht für solch eine Produktion. Im letzten Drittel geht die Post nur so ab, gar vor Kindern wird nicht Halt gemacht. Ob detailliert gezeigt werden muss, wie einem Jungen das Ohr abgebissen wird oder einem kleinen Mädchen die Eingeweide rausgezupft werden ist eine andere Frage; so etwas bekommt man jedoch nicht in einer aufwendigen Hollywoodproduktion zu sehen.
An den guten Bone Sickness kommt er leider nicht heran, dazu fehlt die Substanz und die Quintessenz Atmosphäre. Aber ein solider, ja wenn nicht überdurchschnittlicher Genrebeitrag ist Dead Men Walking allemal. Für den Blutdurst zwischendurch, aber nichts wirklich weltbewegendes. Trotz mangelnder Innovation ob der guten Machart dennoch um ein vielfaches besser als der sonstige “Zombie” Ausstoß. Vor allem die abwechslungsreiche Grundidee, wenn auch etwas erinnernd an Beyond Re-Animator, gefällt mir hier. Sicherlich einen Blick für den ein oder anderen wert…
(knapp 6,5)