Review

*Kleine Spoiler*

So, da ist er also. Der neue B-Zombie-Splatter "Dead Men Walking" frisch aus der Videothek. Die gute Naricht zuerst : Liebe Splatter-Freaks, euer Blut-Durst dürfte mit diesem Film für einen ganzen Abend gestillt werden. Auch in der in Deutschland erhältlichen knappe zwei Minuten kürzeren Fassung wird mit rotem Saft nicht gespart. Die schlechte Naricht: Regisseur Peter Mervis hat´s trotz harter Effekte, gutem Soundtrack und guten Masken komplett versaut. Doch dazu später.



Ein Mann wird von zombieartigen Kreaturen attackiert und richtet ein Blutbad an. Als die Polizei eintrifft, will sich der Typ selber mit der Kanone richten, hat aber keine Munition mehr. Also nix mit ewiger Ruhe, sondern ab in den Hochsicherheitsknast.Travis (Brandon Stacy) heist der Gute, der jetzt mit Hustenanfällen und bleichem Gesicht im Gefängnis grad erstmal zum Doktor abkommandiert wird. Dort bricht er auch zum ersten Mal sein Schweigen und erzählt von diesem Experiment, das an ihm durchgeführt wurde und dessen Entwicklung. Ein Virus wird durch Flüssigkeit übertragen und lässt alle daran Erkrankten innert sehr kurzer Zeit zum Zombie werden, der nur noch einen Gedanken fassen kann: Töten! Samantha (Bay Bruner) ist diesem Phänomen auf den Fersen, kommt aber regelmässig einen Schritt zu spät. Auch jetzt trifft sie erst dann im Gefängnis ein, als Travis bereits diverse Mithäftlinge mittens anspucken und ins Gesicht reihern angesteckt hat. Samantha bleibt nur die Möglichkeit einer Quarantäne und des Wartens auf die Verstärkung, die sich angekündigt hat. Inzwischen muss sie versuchen, mitsamt den "Gesunden", diesem Horror zu entkommen, der sich im Gefängnis schneller ausbreitet, als man es sich denken könnte.

Das Intro fängt schon mal sehr vielversprechend an. Travis ballert seine ganzen mit dem Virus infizierte Freunde nieder und man bekommt das Gefühl nicht los, Ash sei vom "Tanz der Teufel"-Set für diese Szene kurz mal auf ´nen Sprung rübergekommen. Nach dem furiosen Start flacht erstmal alles ab. Der infizierte Travis kommt ins Gefängnis und ab da werden alle weiteren Charaktere vorgestellt. Und genau ab dieser Stelle fängt der Film an abzustinken.

Gerade bei den Dialogen kann der Film seine B-Herkunft nicht verbergen, zu lieblos werden sie dargestellt. Die Personen im Film scheinen ungünstig zusammen gewürfelt, keiner, bis auf die Ärztin Samantha scheinen wirklich wichtig zu sein, für die Story voranzutreiben. Viele bleiben blass, ja, sogar einfach sinnlos, agieren furchtbar öde und wirken zu sehr aufgesetzt. Nach dem Finale überkommt einen das Gefühl, dass die meisten davon Lückenfüller waren (für den Film in die Länge auf 75 Minuten zu ziehen), für dass sie später eh dahingemetzelt werden oder sich selbst ´nen Kopfschuss verpassen. Bestes Beispiel sind das sich liebende Pärchen, der Pfarrer oder die zwei Kinder mit ihrer Oma (was weiß ich denn, was die gute Frau von denen ist). Alle drei Parteien stehen für Nichts, null komma null.
Einzig Chef-Aufseher Sweeney ("Ich hasse es, Arbeitskollegen zu erschießen!") sticht aus der Menge der Amateure heraus, sorgt für die guten Momente und bringt ein wenig Widerstand gegen die Zombies mit. Eine Identifikationsfigur ist er jedoch nicht und auch sonst bietet sich keiner an. Sträfling Johnny scheidet auch als diese aus, da er einen Wachmann erwürgt für sein Leben zu retten. Das hätte man auch drehbuchmäßig anders rüberbringen können, vielleicht ´nen Knockout.
Weitere Krämpfe verursachen beispielsweise, dass jeder hier einen auf Dr. Kimble macht, und in kleinen Grüppchen auf der Flucht ist. Sehr logisch. So dämlich hab ich noch keine Silikon-Bitch in ´nem Teen-Horror-Film agieren gesehen.
Hochsicherheits-Gefängnis? Wo denn? Das Gefängnis sieht aus, als wäre es seit der Erfindung der Glühlampe nicht mehr renoviert worden, geschweige denn technisch auf ´nen Stand vom C64-Zeitalter gebracht worden. Da kommt selten irgend ein klaustrophobisches Gefühl auf. Hier und da mal ein Gitter im Weg erhöht den Puls um zwei,drei Schläge, Aber Atmosphere deswegen, no way !

Außer die beiden Häftlinge "Ash" und Johnny werden alle weiteren Insassen nur als Kanonenfutter verheizt. Von dieser Seite wird also auch kein Widerstand geleistet, um jegliches Bad-Guy-Knast-Feeling im Keim zu ersticken.

Und, OK, das wird uns ja erklärt, der Virus lässt den Menschen zeitlich gesehen genbedingt zum Zombie mutieren (was ganz neues) aber irgendwie so, wie es gerade vom filmischen Verlauf passen muss/sollte. Gute Gegenbeispiele, der Sohn des Direktors ist sofort auf Dope, während alle Freaks im Speisesaal locker gefühlte vier Stunden brauchen, um komplett auszuflippen um dem anderen die Kniescheibe mal abzubeißen.

Auch bei den Handlungsschnitten beweist Regisseur Peter Mervis kein glückliches Händchen.Völlig deplaziert und nach dem Motto: Na, jetzt ist aber wieder das andere Grüppchen dran. Da passt auch gar nix annährend zusammen.

Gut, ich gib zu, all das, was einen "normalen" Film gnadenlos vernichten würde für ´ne 1er-Wertung, ist bei ´nem Splatter-Film so was von egal und nicht relevant. Wir ziehen uns ein Six-Pack rein, drehen uns ´nen Joint und legen das Hirn auf den Tisch neben die Couch. Hauptsache, Gliedmaßen werden abgetrennt und es soll ordentlich Blut fließen. Party On, Wayne.

Und in diesem Fall spritzt auch ordentlich Blut, wie lange nicht mehr. Gnadenlos, derb und hart, ohne auf irgendwelchen Humor aus. Das zählt vorallem für die etlichen Kopfschüsse sowie die exzellente/n Masken/Schminke die sich vor keiner noch so hohen Big Budget Produktion verstecken müssen. Aber, jetzt kommt´s, gerade die Sachen, die ´nen Splatter-Film ausmachen, mit denen wird entgültig der Vogel abgeschossen. Gefühlte 95% dieser Szenen sind schnell geschnitten und so was von wacklig (hier liegt das Hauptproblem vor allem auf "wacklig") aufgenommen, dass diese Szenen genau das Gegenteil bewirken, was sie eigentlich sollen. Es wirkt nicht richtig hart, man erkennt fast nix was jetzt überhaupt da los ist und anstatt sich daran zu erfreuen, nerven sie nur tierisch. Wäre der Film auf diesem Level noch 30 Minuten länger, wären mir die Augen geplatzt oder mir wäre Sabber den Hals hinuntergelaufen. ich weiß nicht, ob nach Barbara Salesch und Viva-Klingelton-Werbung seit heute noch verwackelte Kameras "hip" sind, aber ich kann damit nix anfangen.

FAZIT:

B-Splatter, der in keinsterweise irgendwo über diesen Status hinauskommt, mehr noch zu kämpfen hat mit der C-Kategorie (Violent Shit 2 z.B.) Ich erwarte auch nicht mehr vom Splatter, als bei ´nem Sixpack unterhalten zu werden. Doch dieser Film ist einfach ohne jegliches Denken zusammengeschustert worden, viele unnötige Film-Charaktere, die massig Screen-Time bekommen, aber in keinster Weise zur Handlung beitragen. Das ist ja noch alles tragbar. Selbst wenn man über eklatante Schwächen wie Logik, Drehbuch, Schnitte, Schauspieler und Handlung hinwegsieht, aber die Wackel-Kamera bei nahezu allen Gore-Szenen gibt einem leider den Rest. Schade drum, die Härte, die Masken und der aus vier Liedern bestehende Nu-Metal-Sondtrack waren wirklich genial und machen Lust auf mehr.

3/10

Details
Ähnliche Filme