Review

Spoileralarm! 

Bevor wir hier zu kritisch werden: Wir sollten bedenken, dass die Zielgruppe Mädchen unter 14 sind (und, offensichtlich, ich). Erwachsene sollten Nachsicht üben. Und realisieren, dass den Hauptfiguren ihre auffallende "Albernheit" sehr wohl bewusst ist. Und der Film auch als wehmütige Erinnerung an die Zeit gelesen werden könnte, als der Hauptzweck unseres Lebens war, an irgendeinem "Strand" oder ähnlichem rumzuhängen, an welchem Ort auch immer, und unrealistische Träume zu hegen. Und: Was ist falsch daran, das Leben in einem Strandparadies in Florida zu genießen, wo andere Urlaub machen? Ist doch 'ne Supersache!


Wir Erwachsene könnten uns AQUAMARIN als Erholung von SHINING, DJANGO, ALIEN, SAW oder SNOWPIERCER gönnen: Gutes Gewissen und guter Schlaf ist garantiert! Denn Feelgood-Feeling stellt sich ein, wenn die Freundschaft der leicht überdrehten Beach Girls Claire (Emma Roberts) und Haley (Joanna 'JoJo' Levesque) auf der Kippe steht, doch letztlich auf eine höhere Ebene gelangt und um ein drittes Girlie, die waschechte Meerjungfrau Aquamarine (Sara Paxton), erweitert wird: eine witzige Nixe, ziemlich schlagfertig für ihren "Alien"-Status ("Wir sind nicht fiktiv - wir sind diskret").


Auf der Suche nach "Liebe" (um ihrem Vater was zu beweisen), landet Aquamarine im Pool der beiden anderen, die eigentlich mit dem Leben hadern: Aussenseiterinnen sind sie, materiell nicht übermäßig gesegnet, sie fahren Rad, wo ihre Erzfeindin, "Sand-Bitch" Cecilia im Cabrio vorfährt, die Brüste "verstecken" sich noch, der Kontakt zum anderen Geschlecht existiert bisher nur in der Theorie (bzw. wird in den Mädchen-Zeitschriften studiert: "Hier heißt es, Frauen sollen zurückhaltend sein, um attraktiv zu wirken." "Wir sind so zurückhaltend, er weiß gar nicht, dass es uns gibt."), Haley soll mit ihrer Mutter weit weg nach Australien ziehen, Claire verlor ihre Eltern bei einem Bootsunfall und scheut seither Meerwasser wie Dracula Weihwasser...
Doch die aufgeweckte Aquamarine hat ihnen zum Glück eine bedeutende Mission zu bieten: Das zauberhafte, selbstbewusste Märchenwesen braucht Hilfe, ausgerechnet von den zwei glücklosen Outcasts. Und schon hetzen sie zu Dritt sie durch das Abenteuer, unter Zeitdruck ein Beispiel für aufrichtige Liebe zu finden. Wobei Herkunft und Eigenarten der blonden Schönheit geheim gehalten werden müssen...
Meine Lieblingsstelle im Film ist, dass der Versuch, heterosexuelle, erotische Liebe zu finden, bei einem knackigen Vorzeige-Waschbrettbauch (Rettungsschwimmer Raymond), sich als Irrweg entpuppt. Zur allseitigen Überraschung findet sich als die gesuchte, die bedeutendere Form von "Liebe": die Freundschaft der drei Mädchen. Eine Form der uneigennützigen "Philia", von deren Existenz die jungen Leute bis dahin nichts wussten. Kein Wunder, entstammten doch ihre Kenntnisse der "Liebe" aus unzähligen "Bravo"-artigen Teenie-Zeitschriften, deren Ziel bekanntlich die Umwandlung von Kindern in Konsumenten ist. Der Film erspart es uns dabei leider nicht, genau diesen Konsumfetischismus vorzuführen: es gibt wieder die - mir subjektiv endlos erscheinenden - Zeitrafferszenen, in denen, von poppiger Musik zugedröhnt, Teenie-Zeitschriften, Shopping-Touren, Kleiderproben oder Haarstyling-Sitzungen ablaufen. Eine Zutat in Teenie-Komödien, die mir so unerträglich wie den Produzenten unverzichtbar scheint.


Doch, zurück zu "Liebe statt Shopping": Haley entwickelt sogar Verständnis, und damit wieder eine Form der "Liebe", für ihre alleinerziehende Mutter, und deren Träume und Lebenspläne - auch wenn sie nicht mit denen der beiden Freundinnen übereinstimmen. Happy End, auch für mich!


Im Fazit bleibt für mich nur noch die Frage offen, wie ich im Text auf solche Klischeeaussagen verzichten kann wie "Charmante Komödie voll witziger Dialoge" und "die Spielfreude der jungen Hauptdarstellerinnen und ihre stimmige Chemie sichern den Erfolg des Films". Wie soll ich das unabgedroschen umschreiben? Gehen mir die Worte aus?

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