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Michel Favart präsentiert mit dem "Vermächtnis der Osmanen" eine generationenübergreifende Familiensaga im Stile von Edgar Reitz Meisterwerk "Heimat 1". Der gewählte Zeitraum ist durchaus ähnlich und umfasst in etwa die Zeit von 1900 bis 1950. Ebenso steht über den gesamten Zeitraum von 4 je knapp 90minütigen Teilen eine Figur leitfadenähnlich im Mittelpunkt der familiären, regionalen und weltgeschichtlichen Ereignisse.

Handlungsschauplatz des "Vermächtnis der Osmanen" ist der krisengeschüttelte, im Film selten behandelte Balkan und genau dieser Aspekt ist es auch vorrangig, der diese französische Mini-TV-Serie unter dem historischem Gesichtspunkt halbwegs sehenswert macht. Wer hat sich schon je näher mit den gravierenden Veränderungen der Landkarte Südosteuropas in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts beschäftigt? Gerade geschichtsinteressierte Naturen seien also somit hier angeprochen!
Ehrlich gesagt wird man nämlich leider auch kaum andere Zielgruppen für das "Vermächtnis der Osmanen" begeistern können. Entscheidender Grund hierfür ist schlicht die unglaublich billige Umsetzung des Stoffes! Offensichtlich standen für keine Szene mehr als 20 Statisten zur Verfügung, entstammen die lachhaften CGi-Effekte einem C64 und für durchgehend talentierte Schauspieler hats allem Anschein nach auch nicht gereicht. Ja mitunter hat man gar dein Eindruck, hier gerade auch durch die improvisiert wirkenden Kulissen einem halbdokumentarischem Lehr-Film beizuwohnen, wie er z.B. in römischer Geschichte gerne an Schulen zwecks Veranschaulichung der Lerninhalte gezeigt wird. Ein gelegentlich erläuternder Off-Erzähler und eingeblendete Landkarten verstärken - obwohl zweifelsohne ansich generell sinnvoll - diesen Eindruck.
Technisch hat jedenfalls jede halbwegs betuchte TV-Serie der letzten Jahre mehr zu bieten als Michel Favarts Familiensaga....

Man muss schon einige Geduld und ein ernsthaftes Interesse am Geschichtlichen mitbringen um dem "Vermächtnis der Osmanen" etwas abgewinnen zu können. Der mitreißende epische Charakterer nach "Heimat"-Vorbild will nur sehr wiederwillig eintreten, obwohl sämtliche Elemente einer solchen Familien-Chronik wie Krieg, Beziehung, Heirat und Tod zu Genüge abgehandelt werden. Und dies liegt wirklich primär an der billigen, teilweise fast schon zuschauerfeindlichen Umsetzung! Wer echte Qualität will greift zum Reitz-Klassiker oder anderen Hochkarätern wie "Holocaust"...

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