Tja, schwierige Sache eine Kritik zu diesem Film zu verfassen. Fangen wir mal vorweg mit den plakativen und markigen Ankündigungen auf dem Cover der deutschen DVD von Sunfilm an. Hier wird dem geneigten Genrefreund zunächst das Wasser im Mund zusammenlaufen: "Härter als Hostel"... Mir hat's schlussendlich dann eher das Wasser in die Augen getrieben, wenn ich an dieses Versprechen gedacht habe. Klar, der Film ist krank, das weiss ich spätestens nachdem ich die Beschreibung gelesen habe. Hostel war auch krank, aber dennoch genial. H6 hätte genial werden können, ja wenn (so traurig das auch ist) ein Amerikaner hinter der Kamera mit weiteren Amerikanern (oder wie in dem Vergleich herangezogen bei Hostel ein par Tschechen) vor der Kamera den Stoff ordentlich umgesetzt hätten. Die Härte bei beiden Filmen entsteht zu 70 Prozent nur im Kopf des Betrachters, die Effekte und das schliesslich Gezeigte sorgen bei Hostel für den Adrenalinkick den man sich wünscht und bei H6 - ja da fehlen eben diese circa 30 Prozent die da angekündigt wurden. Eine laufende Motorsäge und ein Kameraschwenk in eine dunkle Zimmerecke in die Blut hineinspritzt, dazu ein par Schreie - verdammt, das haben Andreas Schnaas und Herr Bethmann mit ner Dose Hundefutter und ner Flasche Heinz-Ketchup schon krasser aussehen lassen.
Kontrovers mögen die Vergewaltigungsszenen für geneigte kranke Hirne und entsetzte Paragraphenreiter zu diskutieren sein, wer aber auch hier eine Grenzüberschreitung erwartet, wird massiv enttäuscht. Zwei mal eine fürchterlich behaarte Möse (bei Gott - wer hat den Spaniern vergessen zu erzählen das Rasierer nicht nur für Bärte prima sind?) und wenige Szenen mit nackten Brüsten? Im Vergleich zu beispielsweise "Baise Moi", wo zumindest Hardcore- und Gewaltszenen erstmals recht professionell kombiniert wurden, kann H6 auch nicht punkten.
So bleibt noch die Grundidee, die zumindest ein par amüsante Inhalte zu Tage bringt. Sehr kühle und sarkastische, teils schon schwarzhumorige Anekdoten aus dem Tagebuch werden ganz ordentlich aus dem Off gesprochen eingestreut und stellen für mich die Highlights des Films dar. Weder Gewaltpegel (visuell arm), noch Inszenierung (zu lahm) oder Kontroversität (nicht mutig genug) konnten mich überzeugen. Daher nur 4/10 Punkten für ein par nette Sprüche und Ideen :-)