Ich muss gestehen, Roberto Benigni war für mich ein zweitklassiger Komiker, der als Sohn des rosaroten Panthers in für ihn viel zu große Fußstapfen getreten war. Umso überraschter war ich, als ich dann Das Leben ist schön sah. So einen wundervollen, tragischen, lustigen, ernsten und optimistischen Film hatte man lange nicht gesehen. Ein Juwel, das zurecht den Oscar erhielt und Regisseur und Darsteller Benigni in die erste Riege hochkatapultierte.
Da fiel es mir natürlich leicht, bei Der Tiger und der Schnee zuzugreifen, eine Liebeskomödie in den wirren des Irakkrieges, wie gewohnt mit seiner Muse (und Ehefrau) Nicoletta Braschi als Angebetete, die Roberto als quirliger Poesie-Lehrer versucht für sich zu gewinnen, noch dazu mit Jean Reno als sein Schriftsteller-Freund - da kann ja gar nichts schief gehen...
Hmm, wie soll ich es sagen, ohne dass es weh tut...der Film ist...naja...er geht so.
Schrecklich ich weiß, sowas sagt man normalerweise zu B-Movies, die gerade noch so vor der Kante zum Trash stehengeblieben sind, oder zu diesen belanglosen Hollywood-Komödien, die man sich wohl mal ansehen kann, aber das eine Mal reicht dann auch. Und so leid es mir tut, ich werde wohl weder Tiger noch Schnee in nächster Zeit nochmal ansehen.
Das seltsame ist, dass der Film gar nicht so anders ist als Das Leben ist schön. Wieder mimt Benigni einen stets gut gelaunten, quirligen Optimisten, der sich die Welt so zurechtbiegt, wie er sie gerne hätte. Diesmal muss er nicht seinem Sohn weiß machen, es sei alles in Ordnung, sondern seiner Angebeteten und wiederum findet er sich in den Wirren eines Krieges und schafft es durch seine eigenwillige Art, damit umzugehen. Jean Reno zeigt eine überzeugende Charakterisierung eines Exil-Irakers, der Angesichts der Kriegswirren in sein Heimatland zurückkehrt und dort vor einem Scherbenhaufen steht. Nicoletta Braschi, die klassische Schöne, verschmitzt und unnahbar, dabei aber charmant und unwiderstehlich, ist auch nicht Schuld.Es ist Roberto Benigni selbst, der den Film beinahe unansehbar macht. Er ist einfach zu quirlig, zu schräg, zu optimistisch, zu gezwungen witzig und - er redet einfach zuviel. Beinahe ununterbrochen quasselt, dichtet, brabbelt und zetert er, er quatscht jeden voll, ob dieser ihn nun versteht oder nicht, er labert in Englisch, in Italienisch (also Deutsch) und in Französisch, und wenn niemand da ist zum Volltexten redet er mit sich selbst, pausenlos, atemlos, sinnlos. Ich habe den Film nach ca. 1 Std. ausgemacht, nur um wieder zu mir zu kommen und weil ich den Namen Vittoria nicht mehr hören konnte.
Ok, später habe ich mir noch den Rest angesehen, und ich muss eingestehen, dass es zum Ende hin etwas erträglicher wird.
Dennoch ein eher anstrengender Film, bei dem man oft nicht weiß, ob man gerade in einem von Robertos Träumen ist, oder ob er einfach so mal nur in Unterhose bekleidet rumrennt. Die Charaktere werden zu oberflächlich behandelt, der vermeintlich überraschende Schluss wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Ok, die Kriegsatmosphäre wurde passend in Tunesien inszeniert, und einige Jokes kommen schon gut rüber, wenn der Mann vom Flughafenschalter abends seiner Frau erzählt, da wäre heute morgen ein Spinner gewesen, der einen Flug in den Irak buchen wollte, und im selben Moment sieht er im Fernsehen eben diesen mit einem Rot-Kreuz-Karton durchs Bild laufen.
Fazit: man merkt dem Film leider an, dass Benigni versuchte, das Rezept von Das Leben ist schön erneut zu kochen, jedoch nur ein aufgewärmtes Liebesdrama mit einer zu großen Portion Hauptcharakter hinbekam. Handwerklich solide, mit schönen Bildern und einem Open-Happy-End zum Dessert kann man ihn sich jedoch durchaus mal einverleiben.
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