Review

"Soft for Digging" zeichnet sich zunächst einmal durch eine sehr ungewöhnliche Erzählmanier aus. Die ganze Geschichte erschließt sich dem Zuschauer als Beobachter der Perspektive des männlichen Hauptdarstellers Virgil (Edmond Mercier). Dieser sehr betagte Herr lebt einsam und zurückgezogen im gar nicht so finsteren, sondern vielmehr lichten, kahlen Wald. Gesellschaft leistet ihm dort nur seine Katze, die eines Tages in den Wald läuft. Auf der Suche nach ihr wird Virgil Zeuge, wie ein kleines Mädchen mit ihrem erwachsenen Begleiter einen toten Hund begräbt. Im Anschluß daran erwürgt der Mann das Kind auf grausige Weise und Virgil wird bei dem Versuch das Verbrechen aufzuklären in einen Strudel seltsamer Ereignisse gezogen.

Wenn ich richtig gezählt habe, werden kaum ein Dutzend Worte im Film gesprochen, obwohl unter den wenigen Darstellern durchaus kommuniziert wird. Was sich zunächst wie ein obskurer, experimenteller Kurzfilm eines Amateurfilmers darstellt, entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einem krassen Horrordrama. Dabei sind es weniger die gezeigten Darstellungen, die eine krasse Wirkung auf den Zuschauer entfalten, sondern vielmehr subtile Andeutungen, dies es allein der Phantasie des Zuschauers überlassen, die sporadischen Hinweise sinnstiftend zu deuten. Zwar gibt es auch ein paar Bilder, die man so auch in einem beliebigen "The Ring" oder "The Grudge" Ableger hätte unterbringen können, letztendlich aber ist es das Zusammenpuzzeln der Lösung, welche die Spannung bis zum Ende aufrechterhält.

Der Film dürfte kaum mehr gekostet haben, als das Catering für die Katze und doch sieht man dem Endergebnis das niedrige Budget nicht an. Was die Erzählweise angeht, so ergeben sich zwangsläufig ein paar Szenen, welche man wenig wohlwollend als Längen werten könnte (z.B. was die Abläufe in Virgils Hütte angeht), jedoch bin ich der Meinung, dass mit einer durchschnittlichen Aufmerksamkeitsspanne und der Bereitschaft sich auf einen ungewöhnlichen Film einzulassen die eher stagnierenden Handlungsmomente sehr gut zu ertragen sind.

Subtilität anstatt Vordergründigkeit ist bei "Soft for Digging" das Motto. Lediglich eine Szene empfand ich als recht plakativ (oder vielmehr die Stimmenauswahl der deutschen Synchronisation), aus Spoilergründen soll hier jedoch nicht näher darauf eingegangen werden. Jedenfalls merkt man erst einmal bei sparsamstem Einsatz der sprachlichen Mittel, wie wichtig diese im Zusammenhang doch sind.

Fazit: Als unkonventioneller Genrebeitrag mehr als nur ein Achtungserfolg. Allerdings gehört "Soft for Digging" nicht unbedingt zu den Filmen, die man zusammen mit Beethovens Neunter und den Werken von Goethe und Shakespeare in den Weltraum schießen sollte, um Außerirdische mit der menschlichen Kultur zu beeindrucken. "Soft for Digging" ist für zwischendurch einfach mal etwas erfrischend anderes im Horrorgenre und gemessen an den Rahmenbedingungen der Produktion im Ergebnis einfach sehr gut gelungen. Daher gibt es nicht zuletzt aufgrund von Edmond Merciers cooler Mitwirkung für J.T. Pettys Regiearbeit steigerungsfähige 6,5 / 10 Punkten.

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