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Regisseur Jeff Kanew (Kopfjagd, Gotcha! - Ein irrer Typ) ist trotz einiger brauchbarer Arbeiten ziemlich unbekannt geblieben, seine sechste Regiearbeit "Archie & Harry" dürfte den Höhepunkt seiner Filmographie darstellen. Die beiden Drehbuchautoren James Orr und Jim Cruickshank (Sister Act 2, Noch drei Männer und ein Baby) haben sich auf Komödien spezialisiert und liefern ein tolles Skript ab, welches durch die beiden Ikonen Burt Lancaster (Die den Hals riskieren, Der Zug) und Kirk Douglas (Teufelskreis Alpha, Greedy) zu einem diebischen Spass avanciert. Insgesamt gesehen vielleicht ein wenig zahm, aber schon damals sorgte die alte Garde für Furore in der Filmwelt.

Nach dreissig Jahren werden die beiden Zugräuber Archie Long (Kirk Douglas) und Harry Doyle (Burt Lancaster) aus dem Knast entlassen. Doch kurz darauf werden sie von Kopfgeldjäger Leon B. Little (Eli Wallach) fast erschossen und Bewährungshelfer Richie Evans (Dana Carvey) teil ihnen mit, dass sie sich die nächsten drei Jahre nicht sehen dürfen. Doch weder Archie noch Harry kommt mit der neuen Welt voller Vorschriften klar. Nach einigen Versuchen aufrechte Bürger zu werden, beschließen sie das zu tun, was sie können. Der "Gold Coast Flyer" den sie damals überfielen, tritt seine letzte Fahrt an. Archie und Harry wollen ihn wieder überfallen, doch diesmal lassen sie sich die Suppe nicht von Detective Deke Yablonsky (Charles Durning) versalzen.

Auch wenn die Story über zwei rückfällig werdende Zugräuber wahrlich nichts Besonderes ist, so hat es Kanews Umsetzung aber in sich, auch mit einigen Kritiken am System. Die beiden Alterchen werden entlassen und vor dem Knast noch fast über den Haufen geschossen. Warum der halbblinde Auftragskiller mit seiner Winchester hinter Archie und Harry her ist, erfährt man erst ganz zum Schluss. Jedenfalls werden sie in eine völlig neue Welt entlassen, die nur noch auf Vorschriften aufgebaut ist. So müssen sich erstmal ihre Wege trennen, denn die Bewährungsvorlagen schreiben drei Jahre Trennung vor. Harry landet in einem Altersheim, wo er seine Jugendliebe wieder trifft und Archie muss sich mit miesen Jobs herumschlagen und lernt die Sexmaschine Skye (Darlanne Fluegel) kennen, mit der er schnell überfordert ist. Während Harry das ganze Altersheim aufmischt, plagt sich Archie mit vorlauten Kids, nervigen Gästen und bösartigen Frauen als Vorgesetzte herum. Daneben sehen wir Deke Yablonski, der auf seine zweite Chance wartet und nicht an die Rehabilitation der Beiden glaubt. Er lochte Archie und Harry damals ein.

Das Ganze ist mit viel Witz und in ordentlichem Tempo erzählt, wobei gerade die Rolle des Bewährungshelfers Richie etwas unnötig erscheint. Man muss sich wirklich lange gedulden, bis die beiden Zugräuber wieder zur Tat schreiten und aus dem System ausbrechen. Dabei hätte man vielleicht beide Romanzen etwas stutzen können, doch langweilig wird diese Komödie nie. Die Gagdichte ist zwar nicht enorm, aber man kann mit den beiden Hauptfiguren dermaßen mitfühlen und wünscht sich ihren Erfolg. Ein paar Actioneinlagen hat der Film auch zu verbuchen, neben ein paar Fluchten vor Leon B.Little bietet das Finale eine tolle Zerstörungsorgie. Denn Archie und Harry gelingt es nach dem enttäuschenden Reinfall mit dem leeren Geldtransporter tatsächlich den Zug noch einmal zu kapern, ob sie diesmal mehr Erfolg haben will ich nicht verraten. Unsere zwei Altstars Burt Lancaster (73) und Kirk Douglas (70) spielt jegliches Junggemüse locker an die Wand, herrlich schräg ist Eli Wallach (Zwei glorreiche Halunken, Domino Komplott) der als großschnäuziger Auftragskiller mit Onlinern nur so um sich schmeißt. Da können die restlichen Darsteller nicht mithalten.

Vielleicht beschäftigt sich "Archie & Harry" manchmal zu sehr mit Nebensächlichkeiten, doch dank der gut aufgelegten Hauptdarsteller und des funktionierenden Humors macht diese Actionkomödie durchweg Spass. Zu dieser Zeit noch recht unbekannt, haben auch die "Red Hot Chili Peppers" einen Auftritt in einer Disco.

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