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könnte leichte Spoiler beinhalten

Fünf Ärzte auf einem Ausflug im Wald. Weg vom Alltag, rein in den Urlaub. Doch dieser ist ihnen nicht vergönnt. Jemand scheint es ganz und gar nicht gutzuheißen, dass sich die Vorstädter in der Wildnis breit machen. Es kommt zum Kampf auf Leben und Tod.

2006 erscheint „Rituals“ bei X-Gabu, es ist wohl die weltweit erste (legale) DVD- Veröffentlichung, später hat KNM ihn auch für die Kaufhäuser zugänglich gemacht. Die Bildqualität schwankt irgendwo zwischen akzeptabel und mies, aber der Film (der wohl jahrelang in irgendwelchen Archiven vor sich hingeschimmelt hat) ist es wert!

Der Film des zu früh verstorbenen Peter Carter stellt ein Highlight in zwei Genres dar: dem Survivalfilm a la „Deliverance“ und dem Backwood Slasher. Denn auch wenn die Handlung in erster Linie an einen Slasher erinnert, es bleibt nicht beim simplen Morden. Die Charaktere sind echte Menschen aus Fleisch und Blut, und nicht bloß Opfer. Dabei gelingt es, die Protagonisten hauptsächlich durch ihre Handlungen zu charakterisieren, was natürlich auch an den glaubhaften Darstellern liegt (allen voran Hal Holbrook, dessen Gesicht allein schon pures Kino ist, und der auch im Horrorfilm immer wieder eine gute Figur macht, s. „Creepshow“ und „The Fog“).Schon früh wird die Spannung angezogen, die Ärzte werden Akteure in einem Spiel, das sie nicht gewinnen können. Und der Killer bleibt unnahbar, unangreifbar, unsichtbar. Es ist, als hätte sich die Natur selbst gegen die Fünf verschworen.

Der Film ist durchaus vergleichbar mit Boormans „Deliverance“ oder Hills „Southern Comfort“, Filme, in denen eine kleine Gruppe von Vorstädtern mit der Wildnis der Natur und der Wildnis des Menschen konfrontiert werden. Doch waren es in jenen Filmen Hillbillies und Rednecks, die „ihr Land“ verteidigten und gleichzeitig den Konflikt mit der Zivilisation ausfochten, so haben wir es in „Rituals“ mit einem Killer zu tun, der eine Vergangenheit hat (die verschwommen bleibt), der noch immer ein Kriegstrauma mit sich herumträgt, aber trotzdem nichts menschliches mehr an sich hat. Der Mensch in ihm ist vor langer Zeit gestorben, alles was bleibt, ist das, was er im Krieg gelernt hat: das Töten.

Die Gewalt und die erdrückende Atmosphäre rücken den Film deswegen auch in den Bereich des Horrorfilms, bzw. des Backwood Slashers (wie Liebermans „Just before dawn“).Außerdem ist der Film ein faszinierendes Beispiel des kanadischen Horrorfilms. So manche Horrorperle kommt aus Kanada, zum Beispiel „Funeral Home“ oder Stilbildendes wie „Black Christmas“ oder „Prom Night“.

„Rituals“ ist großartiges Genrekino, subtil, abgründig, brutal, menschlich. Ein Meisterwerk.

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