Review

Eine Beziehung zwischen Affe und Mensch? Unmöglich! Oder?

Wild thing
Amerika in den 30ern. Die Prohibitionszeit ist im vollen Gange, viele Menschen sind arm. Zu diesen gehört auch Ann Darrow (Naomi Watts), die als Theaterschauspielerin arbeitet, bis das Etablissement aufgrund von Geldmangel dicht machen muss. Nun sitzt sie auf der Straße, ohne Job, ohne Geld und ohne Essen. Wahrscheinlich lässt sie sich deswegen auf die Offerte des skrupellosen Regisseurs Carl Denham (Jack Black) ein, der zusammen mit seiner Crew um den Drehbuchschreiber Jack Driscoll (Adrien Brody) einen Abenteuerfilm auf der bisher unerforschten Insel „Skull Island“ drehen will, mit ihr in der Hauptrolle. Zögerlich sagt sie zu und nimmt teil an einer gefährlichen Reise ins Unbekannte. Wie gefährlich der Trip allerdings wird, hat sich zuvor jedoch niemand ausgerechnet. Kaum unsanft zwischen den spitzen Felsen des Eilands havariert, beginnt die Truppe mit der Erforschung. Was zuerst wie ein verlassener Mayaort aussieht, entpuppt sich schon nach kurzer Zeit als dicht besiedelte Wohnstätte für wilde Ureinwohner. Diese nehmen Ann gefangen, um sie als Menschenopfer für ein grausames Ungetüm, ein riesiges Sagenwesen, den Herren des Dschungels darzubieten. Für King Kong. Der lässt sich nicht lange bitten und nimmt die weiße Frau mit zu seinem Aufenthaltsort. Ann will natürlich fliehen, muss jedoch bald erkennen, dass in der Wildnis neben Dinosauriern noch ganz andere Ungeheuer nur darauf warten, sie zu verspeisen. Die Filmcrew sowie die Schiffsbesatzung um Kapitän Englehorn (Deutschlandexport Thomas Kretschmann) suchen derweil nach Ann und müssen sich ebenfalls ihren halsbrecherischen und verlustreichen Weg durch die grüne Hölle bahnen. Just zu diesem Zeitpunkt erkennt Ann, dass der Riesenaffe keineswegs die mordende Bestie ist, vor der sie sich fürchten muss, als vielmehr ein 8m großer, unsterblich in sie verliebter Primat, der sein Leben für sie geben würde. Das will der gewissenlose Denham natürlich für seine Zwecke ausnutzen….

Affenstarkes Remake
Regisseur Peter Jackson schleppte den Plan für das Projekt King Kong schon seit 1995 mit sich herum. Damals eher durch kleinere Independentfilme wie Braindead oder The Frighteners bekannt, war die Realisierung seines Traums jedoch noch in weiter Ferne. Erst mit der jetzt schon legendären Der Herr der Ringe-Trilogie hatte Jackson sich die nötige Reputation geschaffen, um das Remake des Riesenaffenepos „King Kong und die weiße Frau“ endlich in Angriff zu nehmen. Dass er dabei wohl nahezu freie Hand hatte, lassen die Zahlen vermuten. Mit über $200 Mio. Budget ist King Kong der teuerste Film aller Zeiten und landet damit vor Blockbustern wie Pearl Harbor oder Titanic. Und das sieht man dem Film auch an. Große Teile des Dargebotenen wie etwa die Stadt New York oder aber auch die Figur des Gorillas entstanden komplett in den PCs der Effekteschmiede WETA, die schon für die HdR-Optik verantwortlich zeichnete. Für die Bewegungen des Affenkönigs zog sich Andy Serkis, der auch „Gollum“ Leben einhauchte, den Motion Capturing Suit an. Die Sets sind derart authentisch und gewaltig, dass eine Unterscheidung zwischen Fantasie- und Realwelt sichtlich schwer fällt. Die schauspielerische Leistung bewegt sich ausnahmslos im elitären Bereich und, soviel sei gesagt, Naomi Watts Rolle beschränkt sich nicht vollständig auf Schreien und Weglaufen. Peter Jackson weiß einfach, wie man einen Schauspieler glaubwürdig in Szene setzt und dramatische Momente, wie etwa den Kampf Kong vs. T-Rex(s) spannend und fesselnd gestaltet. Dass bei aller Action, die in ihrer Brutalität und dem Ekelfaktor für eine FSK-12-Freigabe teilweise ziemlich grenzwertig ist, auch etwas Komik und viel Gefühl ihren Platz haben, ist sehr erfreulich und auch notwendig, muss sie doch auch über Schwachpunkte wie teils sehr unrealistische Actionszenen und einige wenige Logiklöcher hinwegtäuschen. Das gelingt allerdings wunderbar und zur vollsten Zufriedenheit.



One ape to rule them all
Die Lovestory zwischen Gorilla und weißer Frau entwickelt sich zaghaft, dafür aber umso intensiver. Es ist schön zu sehen, dass es Filme gibt, die sich die Zeit nehmen, die Handlung in Ruhe zu erzählen und diese nicht so schnell wie möglich abhandeln. Dabei merkt man King Kong die Spielzeit von 3 Stunden in keinster Weise an. Im Gegenteil. Ständig passiert irgendwas und nie wird das Geschehen langweilig. Peter Jackson hat nicht erst seit der Ringe-Saga Kultstatus erlangt und wie kaum ein anderer hat er ihn sich auch redlich verdient. Wer dachte, dass er sich nach dem Tolkien-Mammutprojekt einen leichteren Stoff aussuchen würde, wurde eines Besseren belehrt. Er scheut sich nicht vor großen Namen, denn er weiß, was er kann und setzt es nicht nur massenkompatibel, sondern auch cineastisch wertvoll um. Das macht ihn zu einem der besten seiner Zunft und man kann nur hoffen, dass uns dieses Genie noch mit vielen weiteren Filmperlen beglücken wird.
Nach King Kong wird man bei Sachen wie „Unser Charly“ nur noch herzhaft lachend abwinken. Wenn man das nicht ohnehin schon getan hat.

Dialoghighlight: „Diese Spuren können nur von einem einzigen Wesen hinterlassen worden sein. Dem sagenumwobenen Schneemenschen!“

8 von 10 XXXL-Trigema-Hemden

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