Review

Es gibt nur wenige Bilder, die zu Ikonen des Kinos geworden sind: Vivien Leigh in den Armen von Clark Gable gehört dazu, ebenso wie James Dean mit Zigarette und hochgeschlagenem Kragen oder Marilyn Monroe im weißen Kleid. Und auch ein riesiger Menschenaffe, der sich auf der Spitze des Empire State Building einen dramatischen Kampf mit Flugzeugen liefert – seit er 1933 die Kinos unsicher machte, gehört King Kong zur amerikanischen Popkultur wie Superman oder Mickey Mouse. Nachdem Peter Jackson die Fantasien eines J.R.R. Tolkien kongenial auf die Leinwand gebracht hat, hat er sich als nächstes eines modernen Mythos angenommen…

Es dürfte wohl kaum jemanden geben, der das Original von Ernest B. Schoedsack und Merian C. Cooper, zu dem kein geringerer als Krimiautor Edgar Wallace die Story lieferte, noch nie gesehen hat. Unzählige Male wurde "King Kong und die weiße Frau", wie der Streifen auf Deutsch heißt, im Fernsehen rauf und runter gespielt, bisweilen auch in leicht gekürzter Fassung, und es gab reihenweise Veröffentlichungen auf Video. Da der Hype um den kultigen Riesenaffen schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, wurde die Story in den 70er Jahren bereits einmal neuverfilmt – das Spektakel das die Handlung vermeintlich zeitgemäß in die Gegenwart versetzte und Kong im Showodown folgerichtig nicht aufs Empire State Building, sondern aufs eben erst errichtete World Trade Center klettern ließ. Doch der Film floppte an den Kinokassen so kläglich, dass man eine ganze Weile lang die Finger von dem Stoff ließ. Und nun der Auftritt von Peter Jackson: Der Neuseeländer, der sich aberwitzigen Splatterstreifen wie "Braindead" einen Namen gemacht hat und mit "The Frighteners" seinen ersten Hollywoodfilm abgeliefert hatte, wollte als nächstes ein Remake von "King Kong" angehen. Doch es kam alles ganz anders: Jackson erhielt die Chance, einen Fantasyroman namens "Der Herr der Ringe" zu verfilmen. Die nächsten acht Jahre seines Lebens verbrachte er in Mittelerde – der Rest ist gewissermaßen Filmgeschichte. Und als die Zeit reif dafür war und Peter Jackson nach Abschluss seiner "Herr der Ringe" – Trilogie die freie Wahl hatte, welchen Film er als nächstes machen wollte erinnerte er sich an sein Lieblingsprojekt.

New York im Jahr 1933. Amerika ist dabei, sich allmählich von der Depression zu erholen, die Stadt ist ein einziger Hexenkessel. Vor diesem Hintergrund plant der Regisseur Carl Denham (Jack Black) eine Expedition zu einer noch unbekannten Insel, von deren Lage er durch Zufall erfahren hat und auf der er es der Sage nach eine urwüchsige Kreatur geben soll. Begleitet wird er dabei von seinem Drehteam, der Schiffbesatzung und Jack Driscoll (Adrien Brody). In letzter Sekunde findet er in Ann Darrow (Naomi Watts) noch die perfekte Hauptdarstellerin, die er buchstäblich von der Straße aufliest. Als die Filmleute am Strand von Skull Island ankommen und die ersten Szenen drehen, hören sie aus dem Landesinneren fürchterliches Gebrüll, das von keinem normalen Tier stammen kann. Dann treffen sie auf Eingeborene, die ein großes Tor bewachen, das in den tiefen Dschungel führt. Was verbirgt sich hinter diesem Tor? Als dann noch Ann von den Eingeborenen entführt wird, um sie einem Wesen zu opfern, das sie Kong nennen und als Gottheit verehren, der Ann ins Inselinnere verschleppt beginnt ein Suchtrupp unter der Führung von Jack Driscoll die Verfolgung auf – nicht ahnend das auf der Insel Kreaturen aus prähistorischer Zeit hausen und vielen der Männer zum Verhängnis werden. Es gelingt Jack, Ann zu retten, und indem man den Kong eine Falle stellt, gelingt es den Riesenaffen zu fangen. Kong wird in New York zur Schau gestellt - aber so einfach lässt sich ein Riesenaffe nicht zähmen und Kong bricht aus und entführt Ann ein zweites Mal.

Wie schon bei der "Schlacht um Mittelerde" fanden die Dreharbeiten zu "King Kong" in Peter Jacksons Heimat Neuseeland statt, dessen absolut atemberaubende, vielfältige Natur einmal mehr eine eindrucksvolle Kulisse für ein Fantasy-Abenteuer abgibt und Jackson auf seine bewährten "Der Herr der Ringe"-Mitstreiter in Sachen Drehbuch, Kamera, Schnitt, Musik und Produktionsdesign zurückgriff. Die Darsteller wurden in den Hauptrollen mit Naomi Watts als Ann Darrow, Jack Black als Carl Denham und Adrien Brody als Jack Driscoll perfekt besetzt. In weiteren Rollen sind Thomas Kretschmann als Captain Englehorn, Evan Parke als Hayes, sowie Colin Hanks als Preston oder auch Kyle Chandler als Bruce Baxter zu sehen.
Doch der heimliche Star des Films ist ohne Zweifel der verliebte King Kong selbst, dessen Aussehen sich mehr als das seiner Vorgänger bei tatsächlichen Gorillas anlehnt, mit dem Unterschied, dass seine Proportionen eindrucksvoller und auch ein wenig menschlicher gestaltet wurden.

Beauty killed the Beast

Als großer Fan des Originals von 1933, darf man sich nicht wundern das in Peter Jacksons neuer Version Anspielungen und Hommagen auf das Original stößt. Einige Einstellungen wie z.B. die der Schlucht mit einem abgestorbenen Baum als Brücke, oder die Szene, in der Ann den Apfel stiehlt, hat Jackson direkt aus dem Original übernommen. Die wohl schönste Hommage jedoch sollte Fay Wray (spielte Ann Darrow im Original) liefern, und man wollte das sie am Ende des Films den berühmten Satz spricht: „It was beauty killed the beast“, die jedoch kurz vor den Dreharbeiten starb.
Das die Tricktechnik der damaligen Tage keine größeren Möglichkeiten eröffnet hat, und die schwarzweißen Bilder von üppigen Dschungeln geradezu nach Farbe schreien ist "King Kong" für die junge Kinogeneration heutiger Tage nicht mehr ein Meilenstein, sondern allenfalls noch ein skurilles Objekt aus Opas Kinotagen – Aber Peter Jacksons Streifen wird dies garantiert ändern, denn er katapultiert eine zeitlose Geschichte ins Jahr 2005 und modernisiert einen Kinomythos, der auch nach mehr als sieben Jahrzehnten eindrucksvoll funktioniert. Denn der gigantische Kampf zwischen dem acht Meter großen King Kong und den Sauriern und das Finale sind einfach mit genialer Tricktechnik bombastisch inszeniert, wobei dies natürlich nicht die einzigen Action-Highlights sind und den Zuschauer noch vieles geboten wird.

Fazit: Ganz großes Abenteuer, atemberaubende und bildgewaltige Naturkulissen, schreckliche Ungeheuer und eine packende sowie traurige Liebesgeschichte die mich einfach begeistert hat, bei dem das grandiose Finale auf dem Empire State Building die Krönung oben drauf setzt, wo der Star des Streifens, wie der Filmtitel schon sagt, eindeutig "King Kong" heißt - Ganz großes Kino!

Details