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Es gibt ihn doch noch, den Blockbuster. Und ich rede hier nicht von in den Himmel gehypten Spektakeln, die ohne das Gerausche im Medienwald überhaupt nicht bestehen könnten, nein. Ich rede von Filmen, die, obwohl sie nicht die allumfassende Erleuchtung des Kinogängers zum Ziel haben, aufgrund der grenzenlosen Hingabe aller Beteiligten schlichtweg gut zu unterhalten wissen. Vorhang auf für Kong.

Und seinen „Papa“ Peter Jackson. Der fand als Kind in dem zotteligen Koloss mehr als nur ein beeindruckendes Filmmonster. Denn „King Kong und die weiße Frau“ war die Initialzündung von Jacksons Kinokarriere. Staunend saß da ein kleiner Junge in einem verschlafenen neuseeländischen Dörfchen und träumte vom Kino. Eines Tages, so wusste er, würde er die Welt ebenso zum Staunen bringen.

Und da er dies bekanntermaßen mit seiner Tolkien-Trilogie tat und ihm daraufhin jedwedes Budget förmlich aufgedrängt wurde, erfüllte er sich einen Herzenswunsch: Seinen Traum von „King Kong“ Wirklichkeit werden zu lassen.
Darum, und nur darum geht es hier. Sicher, es ist Universals wichtigster Film seit Jahren, ein finanzieller Kraftakt, Hollywoods Prüfstein für Jacksons weitere Karriere, blablabla.
Doch im Grunde ist es nur ein Beweis dafür, dass Träume in Erfüllung gehen können (ja, ich klinge gerade sehr amerikanisch, ich weiß). Wenn man also unbedingt etwas aus „Kong“ mitnehmen möchte, weil man den Gedanken an einen Film, der nichts anderes will als unterhalten, nicht erträgt, dann bitte dies: Inspiration.

Von dieser beseelt haben Jackson und sein Team hier einen Abenteuerfilm reinsten Wassers erschaffen, zum Bersten gefüllt mit Mystik, Action und Herz.
Es wird sich viel Zeit gelassen, sämtliche Figuren in die Handlung einzuführen (und wer so etwas als „langweilig“ abtut, meckert sonst bestimmt gerne über „dünne“ Charaktere). Jackson gönnt uns einen Blick in das New York der dreißiger Jahre, zeigt so genialerweise seinem Publikum das Publikum von damals, und bündelt seine Handlungsfäden schließlich auf dem Schiff, mit dem unsere Helden zur Schädelinsel schippern. Alles mit einem Augenzwinkern und doch immer den Geist der Klassiker atmend. Habe da keinerlei dramaturgischen Leerlauf ausmachen können. Erst recht nicht, sobald die Handlung auf der Insel einsetzt.
Ab da wird mit wilden Inselbewohnern gekämpft, über einer Schlucht gebaumelt und
Dinosaurier, Riesenfledermäuse und –insekten abgewehrt, alles in atemloser Folge aneinander gereiht wie zu schönsten „Indiana Jones“-Zeiten. Und mittendrin der King.
Kong ist eine tricktechnische Meisterleistung, die wirklich ihresgleichen sucht. Zu keiner Zeit kommt man auf die Idee, es mit einer CG-Kreatur zu tun zu haben. Der Affe lebt.

Und mit ihm der Film. Schon traurig, wenn eine Trickgestalt mehr zu rühren vermag als hochbezahlte Schauspieler, die theatralisch ein paar Tränen hervorwürgen. Was wieder einmal beweist, dass nicht die Art, wie eine Geschichte erzählt wird, zählt, sondern die Geschichte selbst. Auch wenn sie bekannt ist. Mehr muss auch nicht zum Inhalt gesagt werden, die Geschichte dürfte hinlänglich bekannt sein. Und gerade diese Tatsache ist doch faszinierend: Dass mich anno 2005 noch einmal ein „King Kong“-Film ins Kino lockt und staunen lässt. So lasse ich mir Remakes gefallen.

Noch ein Wort zu den Schauspielern: Jackson stellt hier einmal mehr sein glückliches Händchen unter Beweis, Ausfälle gibt es nicht zu beklagen.
Die durchweg überzeugende Schiffsbesatzung, Denhams Filmteam und natürlich die drei Hauptrollen Black, Watts und Brody passen schlichtweg wie die Affenfaust aufs Dino-Auge.
Jack Black zügelt seine charakteristische Anarchie und gewinnt dadurch umso mehr. Wer es bis jetzt vielleicht nur ahnte, bekommt es nun bestätigt: Verdammt, der Kerl kann schauspielern! Naomi Watts ist blockbustertechnisch glücklicherweise völlig unverbraucht, es macht Spaß, ihr zuzuschauen. Das bei solchen Filmen schon fast obligatorische „Ich-spiel-gegen-die-Luft“-Feeling kommt bei ihr nie auf, wenn sie mit dem großen Affen agiert. Allein dafür sollte es mal Preise geben. Und auch Adrien Brody ist ja nun nicht unbedingt Stammgast in Popcorn-Spektakeln, wirkt aber von der ersten Sekunde an als Sympathieträger und Held wider Willen, als hätte er nie etwas anderes gespielt. Und erwähnte ich schon „Gary“ aus „Early Edition“? Super.
Die Ehrenbanane hat sich aber eindeutig Andy Serkis verdient, der nicht nur als schrulliger Smutje punkten kann, sondern einmal mehr für Jacksons Digitalteam Grimassen schnitt, um Kong zum Leben zu erwecken. Und das famos.

Peter Jacksons „King Kong“ ist ein Film, gemacht für die große Leinwand.
Denn nur hier kann er denselben Zauber entfalten wie das Original, nur hier wird er andere Menschen im selben Ausmaß inspirieren und für den Zauber des Kinos begeistern können. Und wenn nicht, dann kann er wenigstens verdammt gut unterhalten.

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