Review

Zwei Jahre nach seiner bahnbrechenden „Herr der Ringe“-Trilogie versucht Peter Jackson sich mit dem nächsten Effektblockbuster, doch die Kinomagie seines dreiteiligen Mammutwerks geht „King Kong“ leider ab.
Die Geschichte ist in Grundzügen immer noch fast die gleiche wie in den bisherigen Verfilmungen. Hier ist es das Filmteam von Carl Denham (Jack Black), das 1933 zu einer bisher unbekannten Insel aufbricht, in der Hoffnung dort bahnbrechende Aufnahmen und einen herausragenden Film zu drehen. An Bord sind auch die Schauspielerin Ann Darrow (Naomi Watts) und der von ihr bewunderte Autor Jack Driscoll (Adrien Brody), die sich alsbald ineinander verlieben.
So geht im Gegensatz zu anderen „King Kong“ Verfilmungen hier schon ein großer Teil des Films für die Einleitung – ironischerweise noch der griffigste Part von „King Kong“. Die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander werden vorgestellt, was einen stimmigen Einstieg vorgibt. Man erfährt, dass Carl ein Schlitzohr sondergleichen ist, der Filmstar Bruce Baxter (Kyle Chandler) im realen Leben weniger glorreich als auf der Leinwand usw. Dabei wird’s zwar stellenweise etwas stereotyp, doch schlecht ist die Charakterzeichnung in „King Kong“ keinesfalls.

Nach langer Irrfahrt (und Täuschung von Schiffsbesatzung und Filmcrew) landet die Crew dann auf der Insel, auf der man dann wie in anderen Verfilmungen auf Ureinwohner, Monster und King Kong selbst trifft. Doch gerade hier ist „King Kong“ viel zu lang. Schon das Ende der Irrfahrt ist einfach viel lahmarschig, da man von vorneherein weiß, dass das Schiff nicht zurückfahren wird, sondern auf der Insel ankommen – da hilft dann auch eine brachiale Sturmszene, zumal hier der Einsatz von CGI etwas zu offensichtlich ist und das Ganze daher nicht so spektakulär wirkt.
Auf der Insel wird es dann wieder spannender: Die Ureinwohner entpuppen sich als kannibalische Knilche, können aber mittels Feuerkraft von den Vorteilen des Rückzugs überzeugt werden. Doch ihr Blick fällt auf Ann, die sie kidnappen und King Kong als Opfer darbringen. Das führt zu den imposantesten Szenen des Films, wenn Ann auf das Unbekannte harrt ehe King Kong aus dem Wald bricht und im Hintergrund die hohe Mauer der Eingeborenen aufragt.
Von da an geht es weiter mit einer Rettungsaktion, die leider viel zu lang geraten ist. Die Suchaktion und Anns Fluchtversuche machen anfangs noch Laune, aber nach einer Weile könnte die Monsterschau (u.a. Saurier, Riesenfledermäuse und Rieseninsekten) etwas kürzer gefasst werden. Die Kampfszenen sind reines CGI und von gemischter Qualität. Insgesamt wirkt das Ganze etwas comichaft und hat nicht den Realismus der Effekte von „Herr der Ringe“ oder „Jurassic Park“ – was etwas enttäuschend wirkt, wenngleich es deutlich miesere FX gibt (auch in Hollywoodfilmen).

Nervig hingegen ist die oft viel zu wackelige Kamera, die viele Actionszenen deutlich an Qualität verlieren lässt: Sie wirbelt umher (da die Shots aus dem PC stammen keine schwere Sache) bis man den Überblick verliert und steht viel zu wenig still. Klischees gibt’s auch zuhauf: Statisten werden in solcher Hektik weggeputzt, dass man im Kameragewusel gar nicht so recht sehen kann, wer gerade zertreten, gefressen oder sonst wie verhackstückt wurde. Ergo kriegt jeder wichtige Charakter, den es erwischt, eine etwas ruhigere Todesszene spendiert, aber alle anderen sind dem Film scheißegal. Dabei ist der Härtegrad doch überraschend hoch und die FSK 12 Freigabe verwundert an einigen Stellen, wenngleich viele Tötungen mit Blick auf ein jugendliches Publikum hektisch inszeniert sind oder gleich ganz im Off stattfinden.
Schließlich findet der Part auf der Insel doch ein Ende und man fängt den Riesenaffen in einer enttäuschenderweise wenig mitreißenden Sequenz. Die Charaktere hat der Film an der Stelle fast ganz vergessen, die Lovestory zwischen Jack und Ann ist kaum noch von Belang und wird im Finale eher schwammig wieder angefacht. Die Bindung von Ann und King Kong kann man immerhin halbwegs nachvollziehen, da Jackson den beiden auf der Insel gemeinsame Szenen gönnt, in denen sich (im Gegensatz zu früheren Verfilmungen, in denen Kong die Frau sofort beschützte) ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann.
Trotzdem wirkt das Finale lieblos, da es einfach sehr kurz im Gegensatz zum ausgewalzten Inselpart wirkt. Zwar geht es schnell rund, doch das Wüten Kongs kann kaum noch fesseln: Erstmal stammt auch wieder fast alles aus dem PC und die Action ist hier eh eine Lauge, egal ob Kong nun Saurier plättet oder Autos durch die Gegend wirft. So berührt auch King Kongs Tod gegen Ende kaum, da der Zuschauer schon so mit den ewig gleichen Effekten und Zerstörungsorgien übersättigt ist.

So lässt „King Kong“ dann doch kalt, trotz massig Action und haufenweise Effekten – oder vielleicht gerade deswegen (wohl ein Fall von zuviel des Guten). So bleibt die Einführung noch schwächenfreieste Part, zumal hier der Humor noch am besten zur Geltung kommt: Carl als Schlitzohr sondergleichen betrügt quasi jeden anderen auf herrlich dreiste Art und stimmt immer wieder pathetische, nichtssagende Monologe an, an die höchstens er selbst glaubt. Im späteren Verlauf mag der Humor dann nicht mehr so sitzen, zumal er sich oft dem mit martialischen Geschehen (besonders dem Tod anderer Charaktere) beißt. Netter Insiderjoke: Auf dem Schiff steht der Käfig des Sumatra Rattenaffen aus „Braindead“ rum.
Schauspielerisch überzeugen hier vor allem Naomi Watts und Adrien Brody, die trotz des Effektgewitters nicht untergehen. In Nebenrollen leisten Jamie Bell, Colin Hanks und Thomas Kretschmann gute Arbeit und auch der unbekannte Evan Clarke empfiehlt sich für größere Parts. Schwierig hingegen hat es Jack Black: Als eigentlicher Fiesling wirkt er einfach zu nett, was auch an seinen bisherigen Rollen als liebenswerter Sidekick liegt. So muss man ihn dann doch als Fehlbesetzung abstempeln.

Unterm Strich ist „King Kong“ sicher leidlich unterhaltsam, doch kein großer Wurf: Einfach zu lang für den simplen Stoff und zu überfrachtet. So wirkt die Menge an Effekten und Schauwerten aufgrund mangelnder Dosierung etwas zäh, auch wenn „King Kong“ den Zuschauer an vielen Stellen beeindrucken kann und die Charaktere für einen Blockbuster recht gut erdacht sind.

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