Review

Zweifellos gut gemachtes Unterhaltungskino. Mit tollen Trickaufnahmen und schönen Bildern – aber mehr ist es nicht.

Das Ende kennt jeder schon vorher – weil es ein Remake ist - das macht den Showdown nach drei Stunden eher zäh als spannend.

Tatsächlich ist die Länge des Machwerks der gravierendste Fehler bei King Kong. 187 Minuten dauert die Geschichte. Normalerweise werden in so einer Zeitspanne epische Werke erzählt, wie „Titanic“, „der Pate“, „Es war einmal in Amerika“ oder natürlich „Herr der Ringe“. Allesamt Verfilmungen in denen ein Haufen Leute mitspielen, die sich im Verlauf der Handlung mehr oder weniger stark verändern.
Aber was passiert bei King Kong und wer trägt da die Handlung? Da ist ein etwas zwielichtiger Regisseur, der die Vision hat, der ganzen Welt ein großes Erlebnis zu schenken „zum Preis einer Eintrittskarte“ (wirklich überzeugend von Joe Black gespielt). Dann ist da eine romantisch veranlagte Schauspielerin (ganz großartig und wunderschön: Naomi Watts). Ein eitler Schauspieler von der Gattung Hauptdarsteller (ganz gut: Kyle Chandler) und ein sensibler Theaterautor (dessen Figur furchtbar widersprüchlich ist und der von dem allseits bekannten Dauerleider Adrian Brody gespielt wird). Alle anderen Figuren (auch der farblose Thomas Kretschmann) sind unwichtig und werden im Prinzip nur „verheizt“.

Wer nachzählt bemerkt, dass nur vier Figuren übrig bleiben und die verändern sich vom Anfang bis zum Ende eigentlich relativ wenig. Dennoch dauert es 187 Minuten, bis der Affe vom Turm fliegt.
Ja aber warum?

Weil man mit dem Computer mittlerweile ganz tolle Tiere darstellen kann – dürfte die wohl ehrlichste Antwort lauten. Denn außer King Kong werden noch eine ganze Reihe anderer „unechter“ Tiere gezeigt. Da gibt es Dinosaurier (wahlweise Pflanzenfresser oder Räuber), Rieseninsekten, Riesenspinen, Riesenegel, Urvögel und natürlich den großen Affen. Man lernt dann, dass die Tiere sich auch untereinander gerne beschäftigen, also kämpfen, hauen und vor allem töten.
Rein ökologisch betrachtet macht das natürlich überhaupt keinen Sinn, denn so viele Fleischfresser auf einen Haufen verkraftet kein Urwald (und auch keine Höhle). Rein physiologisch betrachtet, wirkt es zudem albern, das jeder Fleischfresser pausenlos und immer Fressen will (ruhen die sich denn nie aus)?

Und so hauen, streiten und jagen sich die Tiere. Manchmal inmitten von Menschen, aber manchmal auch ohne. Im Prinzip kann man fast jede dieser Szene streichen, ohne dass sich der Film dadurch verändern würde.

Stringenz und Sorgfalt sehen natürlich anders aus.

Unglücklich ist jedoch, dass diese willkürlich eingebauten Szenen überhaupt keine Spannung für die Gesamthandlung erzeugen. Ein Negativmerkmal, das vor allem nach der zweiten Sunde sauer aufstößt. Schade eigentlich denn die Atmosphäre, die Regisseur Jackson bei der Ankunft auf Kongs Insel einfängt ist wirklich beeindruckend (... das eingeborene Volk ist sehr, sehr strange!).

Aber das war’s dann eben auch. Ein paar Highlights, nette Hingucker und dazu die Botschaft, dass sich Blondinen immer in die Falschen verlieben (die großen haarigen Kerle). Ob das den teuersten Film aller Zeiten (also bis in einem dreiviertel Jahr) rechtfertigt – entscheidet derzeit das Publikum ( - deutlich kein Sensationserfolg).

Ja aber wer hätte denn auch etwas anderes erwartet? Vielleicht eine Antwort auf die Frage wie das Riesenvieh King Kong die Fahrt auf Captain Kretschmanns Bananenkutter bis nach New York überlebt? Fehlanzeige!

Prinzipiell gilt deshalb für King Kong die alte Regel, dass man sich besser nicht die Herzensfilme der Regisseure und Schauspieler ansehen sollte. Die sind nun mal fast immer schlechter, als das was die Jungs sonst so können. In dem Sinne reiht sich King Kong in die Liste der misslungenen Herzensangelegenheitsfilme wie Iris (Richard Eyre), Beyond the sea (Kevin Spacey), Gangs of New York (Martin Scorsese), usw. ein.

Wobei der Film natürlich trotzdem Unterhaltungswert besitzt, aber wegen seiner offensichtlichen Durchschnittlichkeit und unoriginellen Idee einfach zu lang ist.

Denn die Idee von King Kong ist ausgelutscht. Mag sein, dass man sich 1930 noch vorstellen konnte, dass es auf der Erde versteckte Inselreiche geben würde, auf denen Riesenaffen wohnen.
Aber 2004 hat die Welt eine andere Sensation wach gerüttelt: Noch vor 10 000 Jahren lebten Zwergmenschen (kleiner als ein Meter) auf einer Insel in Indonesien. Die wurden von den Forschern liebevoll Hobbit-Menschen genannt. Vielleicht wäre das ein spannendes Thema gewesen, aber über die hat Jackson ja schon vorher ein Filmchen (eigentlich drei) gemacht und deshalb gab es jetzt wohl nur die alte Retorte King Kong.
Na sei’s drum. Das nächste Mal ist er hoffentlich wieder besser. Aber eins wünscht man ihm dann doch: Dass er endlich einmal einen Hauptdarsteller verpflichten kann, mit dem man sich als Zuschauer gerne identifiziert – denn in King Kong ist Adrian Brody genauso schwach wie Elijah Wood in Herr der Ringe.

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