So, jetzt wird abgerechnet: Nach der Herr-der-Ringe Trilogie wurde selten ein Film bereits vorab so in alle Himmel gelobt. Aber dass muss wohl noch der Peter Jackson Hype sein, da kann wohl nichts machen. Die Frage war jetzt aber, ob der Streifen den Vorschusslorbeeren auch gerecht werden kann.
Allgemein kann man sagen, dass durch diese Verfilmung ein feuchter Kindheitstraum von Peter Jackson wahr geworden ist. Die Neuverfilmung war seit jeher für ihn sehr verlockend, aber erst jetzt nach den HDR-Filmen wurde ihm auch ein entsprechendes Rekordbudget zur Realisierung bewilligt. (Bin ich der einzige, der insgeheim Parallelen zu dem versessenen Joe Black im eigentlichen Film sieht, so von wegen Riesenbudgets und so?)
Werfen wir erst einmal einen Blick auf das Original. Es ist hintergründig, kurzweilig und für damalige Verhältnisse waren die Effekte spektakulär. Die Schauspieler haben sich wirklich sehr bemüht, den Charakteren Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verpassen. Der Soundtrack wurde lang gefeiert und (wenn ich mich nicht irre) auch mit einem Preis gewürdigt. Der einzige Kritikpunkt für mich damals war die etwas heroische Darstellung der Hauptdarsteller, von der Affenbraut mal abgesehen. Dies war aber wohl für damalige Verhältnisse sogar noch sehr extrem.
Welche dieser Aussagen trifft nun auch auf die Neuverfilmung Jackson’s zu? Das ist nun die Frage? Zuerst werde ich mal die positiven Aspekte des Films in Worte fassen: Die Effekte sind wieder atemberaubend und rekordverdächtig.
Und der Rest?
Die Schauspieler geben sich sichtlich Mühe, jedoch hatte ich das starke Gefühl, das jeder weit hinter seinen Standards zurück geblieben ist. Für mich nicht unbedingt verständlich, weil Jackson seinen Darstellern bei HDR eine durchaus respektable Leistung abverlangte. Aber hier stellen sich fast alle Charaktere Grau in Grau dar. Keiner wird im Laufe des Films seitens der/des Zuschauer(s) (in diesem Fall ich selbst) besonders ins Herz geschlossen, und bereits nach einem Viertel des Films ist eigentlich klar, dass bis auf die Hauptcharaktere sowieso nur Kanonenfutter mit von der Partie ist. Und so verhalten sich die Darsteller in den Nebenrollen auch, wenn man ganz gemein sein will. Einzig allein der schmierige Bootskapitän (Kretschmer) spielt seine Rolle wenigstens ansatzweise glaubwürdig.
Vom Visuellen her kann man Mr Jackson nur gratulieren. Selten wurde eine solche Flut von CGI-Effekten in einem Film gezeigt, und schon gar nicht in dieser Qualität. Für meinen Geschmack hat er es aber fast ein wenig übertrieben, denn stellenweise gibt es Action und Effektgewalt über Minuten, bzw. manchmal sogar über eine Dreiviertelstunde hinweg. Wie soll man das nun in Worte fassen? Stellt Euch die gigantischste Disko der Welt vor und nehmt nun mal an, ihr wäret dazu gezwungen, 3 Monate lang nichts anderes zu sehen und zu hören. Bei den Effekten von King Kong ging es mir ebenso – in der ersten Dreiviertel Stunde auf der Insel bekam ich meinen Mund vor Staunen fast nicht mehr zu. Gegen Ende des Films habe ich nur noch gegähnt. Wie haben es meine Kollegen ausgedrückt: Ein Effekt-Overkill. Dahingehend stimme ich bedingungslos zu. Hätte man nur die Hälfte aller Effekte und CGI-Spielereien eingesetzt, dann wäre der Film aufgrund derselben immer noch rekordverdächtig geblieben, und hätte nebenbei auch einige positive Nebeneffekte gehabt.
1. Weniger Abstumpfung des Zuschauers durch ununterbrochene Effektschlachten. Spätestens beim Finals kräht kein Hahn mehr nach den Effekten, weil sich jeder bereits satt gesehen hat.
2. Mehr Zeit für die Charaktere auch so etwas wie Stimmung zu erzeugen oder ihre Hintergründe auszubauen und zu vertiefen.
Der Soundtrack ist wie der ganze Film – eher mittelmäßig. Gut, vielleicht sind wir ja alle nur von seinen vorangegangenen Werken verwöhnt. Trotzdem gibt es keine Szene, in der mir die Musik positiv oder negativ aufgefallen wäre. Die Musik tut ihr Nötigstes um die Stimmung des Films zu untermalen, allerdings auch nicht mehr als das. Keine Ohrwürmer, nichts Innovatives, 08/15 einfach. Ich habe gehört, dass eigentlich der Komponist des HDR Soundtracks verpflichtet werden sollte, man sich aber in letzter Minute für jemand anderes entschieden hat, aber dies sind in erster Linie Gerüchte, die ich nicht verbindlich bestätigen möchte.
Ein paar Worte zum Drehbuch: Die Handlung ist etwas konfus. Auf der einen Seite lehnt der Film sich stark an das Original an, nur um dann alle paar Minuten die Zuschauer mit neuen Elementen zu konfrontieren. Es ist definitiv nicht mehr die Originale King Kong Story, auch wenn einige Grundzüge der Story und die meisten Originalcharaktere noch vorhanden sind. (Psycho will Film drehen, leiert Blondine für den Dreh an, zusammen fahren sie auf eine bis dato unbekannte Insel, auf der ein Monster leben soll. Blondchen und King Kong verlieben sich, Affe wird entführt und in New York schliesslich von Doppeldeckern mit MGs zur Strecke gebracht. Ihr seht, die Story lässt sich in drei nicht allzu langen Sätzen umreißen. Viel mehr Tiefgang gibt es hier auch nicht.)
Die Insel selbst mutierte zu einer gruseligen Ausgabe von Jurassic Park. Überall wuselt es, an jeder Ecke Saurier, übergrosse Insekten, Eingeborene und obendrauf noch King Kong.
Atmosphäre: Sehr durchwachsen. In einigen Szenen erfasst auch der Zuschauer diese Insel als die Hölle schlechthin. Dann wird die Insel streckenweise wieder sehr steril und eintönig dargestellt. Die Charaktere haben fast durch die Bank ihre lichten Momente, wo man ihnen die Rolle richtig abkauft. Leider ist diese Leistung nicht durchgehend.
Fazit: Ein mässig unterhaltender Film, den man einmal gesehen haben sollte – schon allein wegen der enormen Effektschlachten. Allerdings würde ich mir jetzt zweimal überlegen, ob ich mir King Kong noch einmal in voller Länge antue. Viel Story konnte man in den knapp drei Stunden nicht entdecken, tatsächlich noch weniger als im Original. Von Großmeister Jackson haben wir schon ganz andere Werke gesehen – leider gehört King Kong eben nicht zu diesen „anderen Werken“. Ok, er hat Bombast neu definiert mit diesem Film. Aber in Sachen Spannung, Individualität und Atmosphäre hat er sich wohl diesmal übernommen. Oh Mann, der Film geht drei Stunden – da hätte man doch aufgunsten von ein paar interessanten und storydienlichen Dialogen auf die ein oder andere Dino-Klatscherei verzichten können. Na ja…
Ich gebe ihm 5 von 10 Punkten aufgrund der pompösen Machart und der (manchmal) gruseligen Atmosphäre. Durchschnittliche Schauspieler untermauern diese Wertung ebenfalls. Tja, netter Versuch mit vielen Defiziten…