Review

Bereits vor seiner "Herr der Ringe"-Trilogie wollte Peter Jackson (The Frighteners) sein Traumprojekt "King Kong" verwirklichen, dessen Original ihn in seiner Kindheit so sehr beeindruckt hat, dass er Regisseur werden wollte. Und das ist er ja auch geworden. Ende der 90er sollte es dann so weit sein, doch die mageren Erfolge von Emmerichs "Godzilla" und "Mein großer Freund Joe" bewegten die Studios zu einem Rückzug, weshalb es nicht zu dem zweiten Remake des Klassikers kam. Nachdem enormen Erfolg der HdR-Trilogie hatten sich die Zeiten jedoch geändert und Jackson standen nun alle Türen offen. Man erwartete ein ebenso epochales Meisterwerk wie das Original und die Verfilmung von Tolkins Werken. Manche Erwartungen wurden übertroffen, wenn man sich hier die eine oder andere Review durchliest. Ich persönlich wurde etwas enttäuscht. Nun will ich Jackson keineswegs vorwerfen, dass er nicht sein ganzes Herzblut in dieses Projekt gesteckt hätte, doch irgendwie fehlt es dem 05er Remake an Charme. Denn scheinbar hatte Jackson vergessen, was ein solcher Film am meisten benötigt: eine Seele! So toll King Kong und seine animierte Mimik auch anzusehen sind, hat man ständig das Gefühl, dass hier das gewisse Etwas fehlt. Unter Umständen kann ein simples Gorilla-Kostüm, wie man es im 70er Jahre Reamke verwendet hat, wesentlich mehr Charme entwickeln als eine komplett am PC animierte Figur. Und mag sie noch so realistisch aussehen.

Im Jahr 1933 macht sich der New Yorker Regisseur Carl Denham (Jack Black) mit dem Schiff auf den Weg nach Skull Island in der Nähe von Sumatra. Vor der düsteren Inselkulisse will er mit seiner Hauptdarstellerin Ann Darrow (Naomi Watts) und Drehbuchautor Jack Driscoll (Adrien Brody) einen Film drehen. Bald schon stellt die Crew mit Schrecken fest, dass sie nicht allein sind: Auf dem unheimlichen Eiland tummeln sich ein aggressives Eingeborenenvolk sowie gefräßige Monsterwesen - und ein acht Meter großer Riesengorilla!

Im Gegensatz zu der HdR-Trilogie schaffte es Jackson hier nicht die Darsteller und die Effekte in Einklang zu bringen, weshalb die darstellerischen Leistungen notgezwungen der CGI-Übermacht unterliegen müssen. Da anscheinend ohnehin zu viel Kohle für die Effekte draufgegangen waren, hatte man wohl nicht mehr das nötige Kleingeld gehabt, um Nicole Kidman für den Hauptpart zu verpflichten, weshalb Naomi Watts (Mulholland Drive) als optischer Kidman-Ersatz erhalten muss. Watts macht ihren Job gut, kann aber aus dem übrigen Cast nicht hervorstechen. Einem Hauptpart sollte so was eigentlich nicht passieren. Ähnlich ist das bei Adrien Brody (The Jacket), der routiniert den Helden mimt. Jack Black (Der Schakal) macht seine Sache als profitgeiler Regisseur recht ordentlich, auch wenns nur ein bloßes Abziehbild von Klischee-Vorbildern bleibt. Ein wenig besser kommt da schon Andy Serkis (30 über Nacht) rüber, der hier sowohl als schmieriger Schiffskoch als auch Kongs Gesichtsdouble unterwegs ist. Serkis ist Letzteres eh gewohnt, da er schon für Gollum sein Gesicht herhalten musste. Am sympatischsten von allen Figuren kommt dann aber noch der von Thomas Kretschmann (Blade 2) gespielte Kapitän davon. Auch die Jungdarsteller Jamie Bell (Deathwatch) und Colin Hanks (11:14) schlagen sich zufriedenstellend.

Ein wirklich mieser Film der Kategorie "Krieg der Welt" ist Jacksons "King Kong" zwar noch bei weitem nicht, doch hat der Film für seine Spieldauer von immerhin drei Stunden relativ wenig zu bieten. Die Handlung dürfte ohnehin bekannt sein, weshalb auch kaum Überraschungen auftreten, was das Ausharren bis zum Finale recht eindimensional gestaltet. Sobald man nämlich auf Skull Island gelandet ist, hat Jackson im Prinzip nichts zu bieten, was Steven Spielberg einem schon zweimal, und teilweise sogar besser, serviert hat. Denn das Wort Kleingetier scheint auf der Insel ein Fremdwort zu sein, weshalb selbst die Insekten riesengroß sind. Neben besagten Insekten und natürlich Kong selbst müssen sich unsere Helden noch mit etlichen Apatosauriern, Raptoren und Tyrannosaurieren herumschlagen. Vor allem die Raptoren sind im Vergleich zu ihren JP-Kollegen ziemlich lächerlich geraten, wogegen man bei dem T-Rex wenig falsch gemacht hat. Der wurde hier auch toll animiert, wenngleich auch ihm das Charisma seines JP-Vetters abgeht. Dafür dürfen sich gleich drei von seiner Sorte mit King Kong ein Duell liefern, was dann auch das Highlight des Streifens ist und sogar den Showdown hinter sich lässt. Das aufeinandertreffen der gigantischen Kraftpakete gestaltet sich temporeich und enttäuscht eigentlich auch kaum. Dafür wirkt die anschließende Konfrontation unserer menschlichen Protagonisten mit den Rieseninsekten und anderem Gewürm eher überflüssig, auch wenn die Castliste hier ein wenig mehr minimiert wird. Irgendwie hat mich der Kampf mit diesen Viechern an "Starship Troopers" und "Octalus" erinnert. Der hier angewendete Härtegrad geht in Ordnung, obwohl im Finale auf dem Empire State Building ruhig etwas mehr Blut hätte fließen können. Auch dieser Kampf Kongs ist ein optischer Genuss. Dafür fehlt ihm aber die nötige Dramatik, weshalb Kongs Tod einem im Endeffekt scheißegal ist. Dies gilt auch für jene menschlichen Figuren, die während des Films ins Jenseits befördert werden. Denn größten Pluspunkt hat sich Jackson bei "King Kong" hingegen mit der detailverliebten Realisierung der 30er Jahre verdient, da man in jenen Sequenzen das Charisma verspührt, was dem Film während seiner Skull Island- und Kong in NY-Szenen fehlt. Auch die restliche Location wie das Schiff und das Empire State Building gehen optisch mehr als in Ordnung. Unheimlich wirkt "King Kong" selten, und auch nur dann, wenn die primitiven Eingeborenen auf die Kacke hauen dürfen. Überraschenderweise eilt "Kretsche" immer dann mit bleihaltigen Hilfsmitteln zur Rettung, wenn unsere Hauptdarsteller in der tiefsten Kacke stecken, was aber kaum stört. Für ein wenig Humor wurde auch noch gesorgt, der dann zum Glück auch nicht aus dem Rahmen fällt.

Somit ist "King Kong" ein typischer Blockbuster, bei dem einem sämtliche Figuren einfach scheißegal sind und nur aufgrund der optischen Schauwerte sehenswert ist. Doch diese sind dann noch so sehenswert, dass sich der Streifen in einem gesunden Durchschnitt halten kann. Ein Klassiker wie das Original wird er jedoch nie werden.

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