Review

"Ich spreche von einer primitiven Welt, die noch kein Mensch je erblickt hat."

New York in den 30er Jahren. Während der Wirtschaftskrise ist es für die Masse schwer Arbeit zu finden. Viele Menschen sitzen mittellos auf der Straße, dem Hunger nahe. Dies trifft auch die Schauspielerin Ann Darrow (Naomi Watts) nachdem das Thaeter in dem sie arbeitete kurzerhand der gesamten Belegschaft kündigt. Glück im Unglück scheint es, als der Filmemacher Carl Denham (Jack Black) an sie heran tritt um ihr eine Rolle für sein neuestes Projekt anzubieten. Gegen seine Geldgeber plant der flüchtige Regisseur einen Naturfilm auf der abgeschiedenen Insel Skull Island, die als verschollen gilt. Durch die Zusammenarbeit mit dem bekannten Schrifsteller Jack Driscoll (Adrien Brody) geblendet, begibt sich Ann mit der restlichen Filmcrew auf einen verlotterten Kutter. Als die Mannschaft tatsächlich die verschollene Insel erreicht ahnt keiner, dass die dortige Fauna weit größer und urzeitlicher ausfällt, als sie es gewohnt sind.

Es war schon lange Peter Jackson's Traum ein Remake des Klassikers "King Kong und die weiße Frau" aus dem Jahre 1933 zu verwirklichen. Nach der Produktion der erfolgreichen "Herr der Ringe"-Reihe war sein ansehen und die eigene Geldbörse groß genug, um einerseits diverse Studios mit einzubinden und andererseits sich ergebende finanzielle Löcher selbst zu stopfen. So erblickte das epische Mammutwerk 2005 das Licht der Welt. Über drei Stunden läuft Jackson's Liebeserklärung an den Klassiker über die Leinwände. Dabei zeichnet sie sich durch eine Vielzahl von Verbeugungen und der Integration vieler Textzeilen aus dem großen Vorbild aus.

Die Handlung orientiert sich ganz klar am Original. Sie wird zwar an vielen Stellen ausgeschmückt, aber im Wesentlichen weicht sie kaum von der Vorlage ab. Jackson's Remake spielt nicht in der Gegenwart, sondern, so wie das Original, in den 30er Jahren. Eine Entscheidung, die mit Sicherheit zum monstermäßigen Produktionsbudget von 207 Millionen Dollar beigetragen hat, musste doch ganz Manhattan im Stil der 30er Jahre dargestellt werden. Die Anpassung daran geschah allerdings nicht mit Pappmaschee sondern visuellen Effekten. Und gerade in diesem Bereich glänzt "King Kong" in wahrer Pracht.
Die Ostküsten-Metropole wurde komplett am Computer erschaffen. Man weiß überhaupt nicht wo man hinschauen soll, so viele Details gibt es zu bestaunen. Erstaunlich gut fügen sich dabei reale Bilder zu den künstlich generierten ein, die gerade zu späterer Laufzeit ein richtiges Feuerwerk abfeuern. Da gibt es digitale Dinosaurier, riesige Würmer und andere übergroße Insekten, und natürlich den König des Dschungels selbst. King Kong lässt lange auf sich warten erhält aber dann die besten und sehenswertesten Auftritte, egal ob im Dschungel oder gegen Ende in der Metropole. Klingt als handele es sich bei Jackson's Remake um ein reines Effektfeuerwerk, der Regisseur hält aber eine Balance zwischen digitaler Bilderwut und klassischen Filmelemente.

Allzu klassisch und anfällig für Kritik geriet die Figurenzeichnung. Jackson räumte seinen Charakteren die komplette erste Stunde ein sich zu erklären und zu entwickeln. Eine Stunde die sich etwas zieht, bringt sie doch die Handlung nur schwermütig voran. Der Hintergedanke darin offenbart sich allerdings mit dem zusammentreffen zwischen Ann und dem Riesenaffen.
Die Beziehung der beiden steht zweifelsohne im Mittelpunkt der Neuverfilmung. Die Wandlung von der Geisel zur Geliebten und vom Peiniger über den Beschützer zum verletzlichen Monster, das selbst Schutz Bedarf, war weder im Original noch in der ersten Neuverfilmung aus dem Jahre 1976 deutlicher herausgestellt. Die skurrile Romanze bringt einige Momente mit sich die feinfühlig und mit fingerspitzengefühl inszeniert wurden, ohne dabei ins Lächerliche abzurutschen. Dies geht soweit, dass das tragische Finale an Dramatik ungebrochen scheint, selbst wenn dieses bekannt ist.

Rein atmosphärisch ist "King Kong" eine perfekte Illusion. Gelungen untermalt der Komponist James Newton Howard ("Batman Begins") jederzeit das Geschehen, egal ob zu langen Kamerafahrten, wilden Verfolgungen oder emotionalen Szenen. Trotz der langen Laufzeit wird der abenteuerliche Film dabei kaum Langweilig.

Jack Black ("School of Rock") füllt seine Rolle voll aus und bietet die bis dato beste schauspielerische Leistung seiner Karriere. Allein nur sein Augenspiel sollte jeden Glaube an einer Fehlbesetzung hinwegfegen. Adrien Brody ("The Village - Das Dorf") verhält sich dagegen einen Tick zu introvertiert, was zweifellos im Sinne seiner Figur ist, ihn aber im Film weniger sichtbar werden lässt. Am beeindruckendsten ist allerdings Naomi Watts ("Attentat auf Richard Nixon", "Ring"-Reihe). Als leicht naive, junge Nachwuchschauspielerin Ann Darrow schafft sie es gekonnt in die Schuhe ihrer Vorgängerinen zu schlüpfen, und Schrecken sowie Einfühlsamkeit zu suggerieren.
Erneut engagierte Jackson Andy Serkis, der bereits die Grundlage der Bewegungsabläufe des digitalen Gollum in der "Herr der Ring"-Reihe schauspielerte. Diesmal liefert er die geschmeidigen Bewegungen des Königs des Dschungels.
Neben dieser namhaften Darstellerriege fallen insbesondere noch Thomas Kretschmann ("Stalingrad"), Colin Hanks ("Band of Brothers"), Evan Parke, Jamie Bell ("Unbeugsam - Defiance") und Kyle Chandler ("Fackeln im Sturm III") durch handlungsrelevante Rollen auf.

"King Kong“ ist ein fulminanter Abenteuerfilm mit einer großen Portion Romantik. Trotz der Laufzeit von über 3 Stunden ist er höchst kurzweilig geraten. Einzig die erste Stunde lässt Kritik in der sehr ausgeweiteten Charakterzeichnung und der vernachlässigten Handlung zu, die ab dem Zeitpunkt des verspäteten erscheinens des titelgebenden Anti-Helden richtig an Fahrt gewinnt und mit spektakulären Effekten zu begeistern weiß.
Die erweiterte DVD-Fassung wirkt mit weiteren knapp 13 Minuten noch ein Stück vollständiger.

10 / 10

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