Idiot (1992), eine Adaption von Fyodor Dostojewskis klassischem Roman Der Idiot, ist eine Serie, der trotz seiner hohen Ambitionen an seiner Ausführung scheitert. Unter der Regie des experimentellen Filmemachers Mani Kaul verlegt diese Version das Werk von Sankt Petersburg ins moderne Mumbai und stellt die bekannte Figur des Prinz Myschkin als Prinz Miskin dar, gespielt von Ayub Khan Din. Shah Rukh Khan übernimmt die Rolle von Pawan Raghujan, was für viele Zuschauer eine seiner frühesten und eher unbekannten Rollen bleiben dürfte.
Ein wichtiger Pluspunkt der Serie ist der mutige Versuch, Dostojewskis komplexes und psychologisch tiefes Werk in die indische Kultur zu übersetzen. Das Setting im modernen Mumbai verleiht der Geschichte eine neue Dimension und bietet eine interessante Perspektive auf die universelle Natur der Themen, die in Dostojewskis Werk behandelt werden – insbesondere die Frage, wie Menschen mit "Andersartigkeit" und emotionaler Verletzlichkeit umgehen. Doch hier endet auch die Stärke der Serie.
Einer der größten Kritikpunkte an Idiot ist die technische Umsetzung. Die Serie wirkt handwerklich ungeschliffen und, wie die New York Times anmerkt, „technisch grob“. Die Bildqualität ist oft unklar, und die Inszenierung fühlt sich fragmentarisch und chaotisch an. Dies lässt die Serie wie eine unvollendete Arbeit wirken, was besonders angesichts des Reichtums und der Komplexität des Originalstoffs enttäuschend ist. Der Versuch, tiefgründige Charaktere und Themen in ein visuell so unausgereiftes Format zu packen, führt dazu, dass vieles von der emotionalen Wucht verloren geht.
Auch die Handlung selbst, die in ihrer literarischen Form als Meisterwerk der psychologischen Komplexität gilt, wird hier auf eine Weise vereinfacht, die zuweilen verwirrend und inkohärent wirkt. Es fehlt dem Drehbuch an Stringenz, und die Figuren, obwohl von talentierten Schauspielern gespielt, verlieren sich oft in einem Durcheinander aus unzusammenhängenden Szenen. Ayub Khan Din, der den gutherzigen, aber missverstandenen Prinz Miskin spielt, zeigt eine solide Leistung, doch seine Figur kommt nie richtig zur Geltung. Shah Rukh Khan, damals noch am Anfang seiner Karriere, zeigt Ansätze seines späteren Talents, bleibt aber in dieser unklaren Inszenierung blass und unterentwickelt.
Ein weiterer Aspekt, der enttäuscht, ist die Unfähigkeit der Serie, die tiefgründige Moral und Philosophie von Dostojewskis Werk angemessen zu vermitteln. Stattdessen fühlt sich die Handlung oft wie eine seichte Seifenoper an, wie auch die Kritik der New York Times feststellt. Die existenziellen und spirituellen Fragen, die im Roman so zentral sind, werden in Kauls Version auf ein Minimum reduziert, was dem Werk viel von seiner Tiefe nimmt.
Es ist auch bedauerlich, dass Idiot nie kommerziell veröffentlicht wurde und nur auf Festivals wie dem New York Film Festival gezeigt wurde. Dies könnte bedeuten, dass die Serie nie die Gelegenheit hatte, eine breitere Resonanz zu finden oder durch den Einfluss von Zuschauerfeedback weiterentwickelt zu werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Mani Kauls Idiot ein ambitioniertes Experiment bleibt, das an seiner technischen und narrativen Umsetzung scheitert. Die Adaption schafft es nicht, die Komplexität und Tiefe von Dostojewskis Werk auf die Leinwand zu bringen. Stattdessen verliert sich die Serie in einer technisch schwachen Inszenierung und einer oberflächlichen Erzählweise. Obwohl die Idee, den Roman in den Kontext des modernen Indiens zu setzen, viel Potenzial hatte, wird dieses leider nicht ausgeschöpft. Für Fans von Dostojewski oder von Shah Rukh Khans frühen Arbeiten könnte die Serie von Interesse sein, doch insgesamt bleibt Idiot eine verpasste Chance.