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Mörder, Faschist, psychopathisches Arschloch: es gibt eine Menge negativer Begriffe, die auf Idi Amin zutreffen. 1981 kam dank "Der Schlächter Idi Amin" noch der Begriff "Filmstar" hinzu.wobei der Diktator hier nicht selbst mitwirkt (sehr wohl aber 9 Jahre zuvor in einem Film Barbet Schroeders), sondern von einem Herren namens Joseph Olita, scheinbar einem lebenslangen Amin-Ultra, mehr als passend vertreten wird, der dem Dicktator ein unheimliches Unleben einhaucht. Das vorweg gesagt bedenke Man, dass es sich weniger um ein reines Biopic der Speckbohne des Terrors handelt, sondern um einen Halbmondo, der sich der Geschichte sehr selektiv bedient, um möglichst viel Menschenverachtendes vor die Kamera zu bringen. Grindhouse im ugandischen Stile eben.

Die blutigen Rosinen, aus denen dieser Filmschmarren zubereitet wurde sind sowohl handverlesene Legenden um den afrikanischen Hitlerjünger als auch historisch verbriefte Verbrechen, die Amis Würgegriff um den Hals seiner Heimat zwischen 1972 und 1979 abbilden. Dementsprechend sehen wir in vielen einzelnen Episödchen Amin als den tatsächlichen Sadistrn, der er war, aber auch als angeblichen Sportsmann bei einer Schaurally zu Propaganda Zwecken und das Schifferklavier spielend, um sich bei einer Horde vergräzter russischer Diplomaten einzuschleimen. Massenmord im Dauertakt wechselt sich mit der täglichen Massenbegattung seiner 5 Frauen ab, hin und wieder huscht in bester Grima Schlangenzunge - Manier sein hackfressiger britischer Berater Robert Astles, ein Überbleibsel später Kolonialzeit, dass die Briten beschämt im Lande gelassen habe, durch das Bild und plant mit seinem Chef und Freund den nächsten Schlag gegen das eigene Volk und in den Magen des Zuschauers.

Der Film bleibt zwar streng bei der Aussage, dass Amin ein Unmensch war, lockt den Zuschauer aber gleichzeitig mit der Verheißung von Blut und Gekröse an. Sehr früh im Film fischt dessen Leibarzt beispielsweise den Kopf eines oppositionellen Kollegen aus dem Kühlschrank des Despoten, es hagelt Kugeln und damit Schusswunden en Masse und selbstverständlich wird im Anschluss alles vertuscht. Zwischendurch genehmigt sich der Schlächter auch gerne mal einen Happen vom frisch geschlachteten Gegner, den er wie im Falle seiner getöteten Frau auch gerne fremde Müttern und Kindern präsentiert, zwecks Früheinnordung in sein krankes System versteht sich. Dass der Menschenmetzger hier dann auch noch von Bud Spencer - Stammsprecher Wolfgang Hess eingedonnert wird unterstreicht die Handlung des Filmes dann noch zusätzlich unangenehm, da Hess den Diktator hervorragend aushängen lässt, aber Amins Scheinheilige Versuche, zu menscheln leider unfreiwillig an die italienischen Kultkomödien erinnern. Und bei aller Liebe zum unfreiwilligen Humor, der sich auch hier und da finden lässt, mein Lachen im Kinosaal war eher nervöser bis verzweifelter Natur.

Wenn man sich mal in fieses Pseudodokufahrwasser wagen will, ohne dabei direkt in den "Gesichter des Todes" - Brackwassersumpf zu springen ist "Der Schlächter Idi Amin" eine gerade noch, wenn auch scher verträgliche Alternative. Ein Happy End ist leider historisch bedingt nicht erwartbar: Amins "Amtszeit" endete mit der misslungenen Kriegsführung gegen Tanzania zwar 1979, der Diktator selbst dürfte aber noch bis zu seinem Tode 2003 saudiarabisches Gnadenbrot fressend in unverdientem Luxus schwelgen. Und damit ist auch der Punkt erreicht, an dem man den Film am liebsten verbrennen würde.

Aber warum dann eine recht hohe Bewertung? Leider zum einen wegen Hauptdarsteller Joseph Olita, der seinen Job unangenehm gut macht (und Amin sogar später ein zweites Mal verkörpern sollte), zum anderen, weil die Schäbigkeit des Gezeigten traurigerweise der Realität entspricht und damit ein wichtiges Kriterium für einen Film über einen Diktatoren erfüllt: das Gezeigte MUSS weh tun. Beim nächsten Mal aber bitte etwas weniger. 

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