Ich wußte ja schon immer, dass so einige Uhren in Asien anders ticken als hier im Alten Europa, und spätestens wenn aus Japan mal wieder eine Manga-Realfilmumsetzung in unsere Videotheken gespült wird, stellen sich mir regelmäßig meine gesammelten restlichen Haare zu Berge. Wo allerdings beispielsweise Casshern noch als grenzenloser, aber letztendlich harmloser Unfug durchgehen konnte, mischen sich in Saikano zu dem ganzen Schwachsinn noch national-revanchistische Untertöne, die von halbwegs mitdenkenden Zuschauern nur noch als Schlag in die Magengrube empfunden werden können.
Schon bei der Inhaltsangabe versagen mir schon beinah die Finger auf der Tastatur. Zwei japanische Teenager basteln an einer Liebesbeziehung, werden aber permanent gestört, weil ab und zu Bomber am Himmel erscheinen und ziemlich viel kaputt machen. Überraschung der besonderen Art: Das Girl aus der Lovestory ist in Wirklichkeit eine cyborgähnliche, flugtaugliche Geheimwaffe und kann den Krieg entscheiden, vorausgesetzt ihr Boyfriend lässt ihr genug Zeit.
Wo soll ich anfangen, bevor ich mich endgültig übergeben muss ? Beginnen wir mit der Abteilung Technik, die ist überraschenderweise gar nicht mal so übel. Alle paar Minuten bricht aus der DTS-Tonspur ein gewaltiges Donnerwetter über den Zuschauer herein, zeitgleich zerbröseln in ganz ansehnlichen Effektsequenzen ein paar Wolkenkratzer, Bomber tauchen gleich hundertfach am CGI-Himmel auf, kurz: Es tut sich einiges auf der Leinwand. Dass wir in Japan und nicht in Hollywood sind, bemerkt man allerdings am Fehlen von Detailaufnahmen der PC-Flieger und an der mildtätigen, tiefschwarzen Dunkelheit, die einen Gutteil der Kriegssequenzen umhüllt. Hier enden dann aber die halbwegs guten Nachrichten abrupt, der ganze Rest schwankt zwischen öde und Ärgernis erster Kajüte.
Da wäre zunächst mal die Teenie-Lovestory, die etwa 3/4 der Laufzeit einnimmt und an Langeweile, Kitsch und Ödnis nur schwer zu überbieten ist. Dass beide Hauptdarsteller weder optisch noch schauspielerisch allzuviel zu bieten haben, mag dem kontinental unterschiedlichen Geschmack geschuldet sein; aber das entschuldigt nicht die unfassliche Banalität, die sich da abspielt.
Enter die Kriegs-Geschichte, und da beginnt das Ganze von langweilig zu absurd bis ärgerlich zu wechseln. Man will Japan an den Kragen, aber keiner erklärt, wer (dazu sage ich gleich noch was), warum, und vor allem, wieso das irgendwie keinen außer ein paar Soldaten zu interessieren scheint, zumindest für die Teenager ist Hormon-Alltag wie allerorten. Außer natürlich für Miss Menschlicher Abfangjäger, und spätestens hier verlassen den Film nun wirklich alle guten Geister. Dass gilt vor allem für das abenteuerliche Design unseres Kampfgirlie (so eine Art Tinkerbell mit ausklappbarem Düsenantrieb und Wumme statt Arm); na gut, das ist ein Comic, aber so lächerlich wie hier muss das dann doch nicht ausfallen. Und die Sequenzen, in denen Fräulein Firefly auf die "echten" Soldaten trifft, sind wirklich der Hammer - hatten die keinen Militärberater oder hat den bei den Dreharbeiten der Schlag getroffen ?
Und dann ist da noch das, was mich an dem Streifen wirklich heftig gestört hat. Die obskuren Kriegsgegner bleiben zwar weithin im Dunkeln, aber wer halbwegs genau hinschaut, merkt schnell, woher der Wind weht. Der abgeschossene Hubschrauberpilot ist blond, das gegnerische Kriegsgerät erinnert trotz geringen Detailreichtums verflixt an westliche Modelle (B1-Bomber, Apache Hubschrauber), kurz: Einmal mehr muss der Westen oder insbesondere die Amis herhalten. Das ist für mich schon reichlich krank, wenn der ehemalige Kriegsaggressor Japan auf diese Weise seine nicht-bewältigte Niederlage "aufarbeitet", Gut und Böse einfach mal umdreht und eine perfide Rache-Kulisse aufbaut. Wenn dann am Ende (sorry für den SPOILER, aber ich hoffe, nach diesen Zeilen ist den geneigten Lesern eh die Lust vergangen) auch noch auf Japan gezielte Atombomben ins Spiel kommen, die von Nippons Supergirlie in neuer Version 2.0 natürlich abgewehrt werden, fehlen mir eigentlich nur noch die Worte.
Fazit: Leider kein harmloser Comic-Quatsch, und trotz einiger Ansätze in diese Richtung auch kein Effekt-Knaller. Statt dessen eine absurde, überwiegend öde Love-/Kriegsstory, die dem Zuschauer unvermittelt und hinterhältig eine nationalistische, kranke Rachephantasie unterjubelt.