Nachdem die Bomben gefallen, die riesigen Pilze aus dem Boden gewachsen und die apokalyptischen Reiter mit Urgewalt auf ihren grimmigen Rössern über das Land gefegt sind, ist die Menschheit stark dezimiert und die bestehende Ordnung dahin. Frei nach Darwin und Spencer gilt nach der atomaren Katastrophe das Recht des Stärkeren. Wer sich der neuen Situation am besten und am schnellsten anpaßt, dessen Chancen auf ein Über- bzw. Weiterleben sind mehr als nur intakt. Natürlich rotten sich die verängstigten Menschen zusammen. Es ist leichter zu plündern, zu überfallen und für den leckeren Braten auf dem Tisch zu sorgen, wenn man nicht alleine ist. Das Motto ist: je mehr, desto besser, desto stärker. Gideon Hayes (Kevin King), der Sohn eines Militäroffiziers, ist zwar noch recht grün hinter den Ohren, aber er hat die meisten Leute um sich geschart. Die Hierarchie ist ganz klassisch. An der Spitze ein eiskaltes, gerissenes Arschloch - ein "Führer", wenn man so will -, darunter eine Horde Dummköpfe, die tut, was man ihnen sagt. Gideon hält sie mit Brot und Spielen bei Laune, damit sie über ihre undankbare Situation nicht groß nachdenken. Wer sich ihm widersetzt, wird aus dem Weg geräumt. Widerspruch wird nicht geduldet. Wer nicht für ihn ist, ist automatisch gegen ihn und verbringt den Rest seiner Tage als Sklave. Oder er wird öffentlich gehängt; hin und wieder muß man halt ein Exempel statuieren. Doch dann dringt ein Fremdkörper ins bestehende Gefüge ein, und es bekommt Risse. Dummerweise ist Gideon selbst dran schuld, hat er den Gast doch bewußt hergelotst. Gut, das war notwendig. Ankreiden muß er sich jedoch, daß er ihn unterschätzt hat. Hochmut kommt vor dem Fall, und wer ganz oben ist, fällt am tiefsten.
Ganz oben sind zu Beginn auch die drei Astronauten, die seit über vierhundertfünfzig Tagen in einer kleinen, die Erde umkreisenden Raumstation leben. Die Aufgabe von Captain Walker (John Walsch), Kommunikationsoffizier Howe (Tim Choate) und der Wissenschaftlerin Jordan (Kate Lynch) besteht darin, auf den berühmten roten Knopf zu drücken, falls die Russen einen nuklearen Anschlag auf Amerika wagen sollten. Das passiert dann tatsächlich, doch bevor sie sich zum Vergeltungsschlag durchringen können, entdecken sie eine Rakete, die schnurstracks auf sie zusteuert. Mit ihren Bomben schalten sie die Bedrohung zwar aus, aber unglücklicherweise steckt ein Sprengkopf im Schacht fest und der Countdown läuft munter weiter. Was tun? Richtig, eine Notlandung auf der Erde ist der erste Schritt aus dem Schlamassel. Seltsamerweise scheint der Bordcomputer dasselbe zu denken, handelt er doch eigenmächtig und bringt sie an einem verlassenen Strand runter. Auf Mutter Erde hat sich seit ihrem Abflug jedoch so einiges verändert. Früher, zum Beispiel, konnte man fröhlich die Tür seiner Behausung öffnen, ins Freie spazieren, die frische Luft genießen und sich an der herrlichen Aussicht erfreuen. Jetzt schafft es Captain Walker nicht mal mehr, ins Freie zu treten; er wird von einer hungrigen Meute rausgezogen, abgeschlachtet (seine abgerissene Hand fällt dem verdutzten Howe vor die Füße) und gefressen. Im Schutze der Nacht erkundet Howe dann vorsichtig die Gegend und trifft auf Vinny (Maury Chaykin) sowie dessen "Untermieterin" J.J. (Lenore Zann aus Visiting Hours aka Das Horror-Hospital), die in einer gut gesicherten Hütte leben. Als sie diese verlassen, um zur Kapsel zurückzukehren, laufen sie Gideons Leuten in die Arme und werden gefangen genommen. Der kleine Tyrann weiß nämlich, daß die Gegend hier bald völlig verstrahlt sein wird, und deshalb braucht er Howe, damit der mit Hilfe des Bordcomputers eine sichere Zone ausfindig macht, wo sie sich niederlassen können. Währenddessen tickt in der Raumkapsel unaufhörlich der Countdown des atomaren Sprengkopfes.
Paul Donovan (New York 1991 - Nacht ohne Gesetz, Lexx: The Dark Zone) hat mit Def-Con 4 einen netten und recht ambitionierten Beitrag zu dem in den Achtzigern immens populären Genre des Endzeitfilmes abgeliefert. Leider sabotierte das knappe Budget von etwa einer Million Dollar seine hehren Absichten, denn obwohl der Film nicht schlecht gemacht und auch nicht unspannend ist, bleibt am Ende doch ein seltsam unbefriedigendes Gefühl zurück. Def-Con 4 mangelt es an Figurencharakterisierung und an einer packenden Inszenierung ebenso wie an Schauwerten und an dynamischer Action. Man spürt, daß Donovan hier etwas Tolles machen wollte, aber daß er seine Vision nicht umsetzen konnte. Alles wirkt irgendwie schal und abgestanden, als hätte man es anderswo schon mal gesehen, nur eben besser. Und das ist schade, hat der Film doch einige sehr interessante Ansätze und macht vieles richtig. Man nehme nur mal den Helden des Streifens. Howe ist so gar nicht der strahlende Retter, der die Menschheit ins Paradies führt, sondern ein weinerlicher Jammerlappen, der viel Zeit in Gefangenschaft verbringt, es aber dennoch schafft zu überleben. Das macht diese Figur um einiges realistischer als die starken, coolen Helden, die man sonst in diesem Genre antrifft. Vinnys Gefährt, ein gepanzerter Bagger mit riesigem Bohrer vorne dran, ist toll, kommt aber viel zu selten zum Einsatz. Auch erfährt man zu wenig über den jugendlichen Diktator Gideon, der damit trotz seiner sadistischen Veranlagung (Howe wird z. B. in eine kleine Grube gesteckt, die er sich mit einer verfaulten Leiche teilen muß) leider viel zu eindimensional bleibt, als daß man ihn wirklich hassen könnte. Insofern gleicht sich das fast wieder aus, da man mit dem Helden ja auch nicht wirklich mitfiebert. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Vertretern des Genres verzichtet Def-Con 4 großteils auf exploitative Elemente. Die Gewaltdarstellungen sind sehr zurückhaltend umgesetzt, gefoltert wird kaum, und auf Sex und entblößte Frauen muß man gänzlich verzichten. Richtiges Endzeitflair kommt nur selten auf, was kein Wunder ist, schließlich bekommt man die immense Zerstörung, welche die Bomben angerichtet haben, budgetbedingt niemals zu sehen.
Unterm Strich ist Def-Con 4 somit ein leidlich unterhaltsames Science-Fiction-Action-Drama, das zwar auf keinen Ebenen zu überzeugen weiß, aufgrund einer handvoll ungewöhnlicher Ideen und einiger gelungener Sequenzen für Fans des Genres dennoch einen Blick wert ist. Die beste Szene des Filmes, die ahnen läßt, was man aus dem Stoff hätte machen können, kommt recht früh. Howe fängt eine Nachricht seiner auf der Erde zurückgebliebenen, schwangeren Frau auf, die ihm die triste Situation nach der Katastrophe mit wenigen Worten schildert. Howe erfährt, daß seine Schwester erblindet, sein ungeborenes Kind verstorben und seine Frau verstrahlt und somit zum qualvollen Tod verurteilt ist. Diese kurze Szene ist emotional erstaunlich aufwühlend und hinterläßt weit mehr Eindruck als der gesamte Rest des Filmes.