“Offensichtlich inspiriert in gleich mehreren Ebenen vom jüngeren Technokraten-/Politikthriller Cold War (2012), der so etwas wie eine kleine Renaissance des rein auf das geografische und atmosphärische Areal der Sonderverwaltungszone Hongkong bezogenen Filmes hervorrief, versucht sich auch Z Storm in ebendieser Welle, mit höchstens leidlichen Erfolg. Von den Aussichten her überzeugend bis nach allen Seiten hin scheinbar sicher aufgestellt, und wie auch der Vorgänger auf die einstigen Tugenden des entsprechenden Kinos, allerdings in der Neuzeit mit Aktualität hinorientiert, entpuppt sich der Film als bestenfalls den Grundriss einer Idee. Die Möglichkeiten von Lokalpatriotismus und Abhandlung über Gesellschaft, Politik, Finanzen, Macht, Gier, (und Sex), auch die Faktoren der Geschichte und ihrer Behandlung sowie unzweifelhaft auch die Finanzierung des Projektes (durch Pegasus Motion Pictures und Sil-Metropole Organisation) wären im Grunde da, werden aber durch den spät wieder eingestiegenen Regisseur David Lam in keinster Weise adäquat formuliert. Eine Kuriosität am Rande vielleicht, ein Fußnote in der Filmographie, die auf jeden Fall mit Interesse zu verfolgen, aber mehr auch nicht zu beglückwünschen ist. Anlässlich des vierzigjährigen Bestehens der Independent Commission Against Corruption (ICAC), und ganz in der Propaganda aufgehend. Ein Sturm im Wasserglas.“
~ Einleitung zu Z Storm (2014), David Lams Comeback-Film nach 15 Jahre Pause
Polizist Wong Yat-Chung [ Ti Lung ] stellt sich nach der Ermordung des gegen die Korruption tätigen Beamten Yip Fok [ Kam Hing-Yin ] fast alleine im Kampf gegen die Bestechung und damit auch dem Gangsterboss Lui Tai-Chiu [ Waise Lee ] entgegen, was vor allem der neu installierten Staatsanwältin Annie Ma [ Maggie Cheung ] positiv auffällt und diese ihn engagiert, zusätzlich soll ein Team ausgesucht werden, welches ihn unterstützt. Die Wahl fällt auf die jungen Rekruten Lo Kam-Shui [ Andy Hui ], einen Scharfschützen, und Yip Chun-Wan [ Canti Lau ], einen Kampfsportexperten, zudem wird der Wong bekannte Sam Mok [ Simon Yam ] in die Truppe geholt, der vorher allerdings selber auffällig war. Als Lui die Arbeit der Anti-Corruption Division zu bunt wird, schickt er seine Auftragskiller [ u.a. Bobby Yip ] los; während die Einheit selber auf der Suche nach dem Buchhalter Mak Kay [ Chow Hong-Chiu ] ist und zu diesem Zweck dessen Freund Muscle [ Frankie Chan Chi-Leung ] befragt.
Von David Lam Tak-Luk mit seiner David Lam Films Co., Ltd. (D L Films) selber produzierter Actionthriller über die Arbeit der ICAC, der Unabhängige Kommission gegen Korruption, ein Geschehen von früher, Anfang der Siebziger, als das Fernsehprogramm noch mit den Spätnachrichten über den britischen Gouverneur und seiner Berichterstattung schloss, anschließend die Werbung für die Antikorruptionsbehörde; ein Selbstmord in den Vororten ruft sie auf den Plan, der Tote wollte eine Meldung machen. Der Polizist wird bedroht von den Umherstehenden, er wird geschnitten von den Kollegen, er verdirbt ihnen das Geschäft, überall wird hier die Hand aufgehalten, die Behörde erst kürzlich und genau deswegen und deshalb eingeführt. Mehrere Filme behandelten das Thema zur gleichen Zeit, bekannt ist vor allem noch The Incorruptible a.ka. The Incorruptibles (1993) und Lams eigener Powerful Four (1992, mit teilweise gleicher Besetzung wie Waise Lee & Simon Yam), hier die hauseigene 'Konkurrenz' oder eher Ergänzung dazu, ein Einblick in ein vergangenes Jahrzehnt, in eine unglückselige Zeit. Der Beamte wird verfolgt und bedroht und (in engen Treppenhäusern) bekämpft und bestraft, zeitgleich zum Tod von Bruce Lee, überhaupt gibt es hier viel 'Verschleiß', manche bewahren die Leichen zur Abschreckung im Kühlschrank auf, das Verbrechen blüht, die Bestechung mit, alle Mittel sind recht und billig, ein Menschenleben nicht viel wert. Es wird etwas getan dagegen, später, im strömenden nächtlichen Regen, eine Razzia steht an, ein Drogengeschäft vereitelt, ein Angriff von der eigenen Mannschaft beendet den Disput, ein Kopfschuss (=The First Shot) löst die Diskussion auf, eine unerwartete Wendung im Geschehen, das Übel im Vordergrund. Lam inszeniert das hier noch hemdsärmlig, anfangs fast als B-Picture im ärmlichen bis schmierigen Milieu, aus der Hüfte geschossen, aber durchaus pointiert, mit Kampfeinsätzen durch die Choreografie von Yuen Tak und Tony Leung Siu-Hung, mit Blicken auf Details und Grobheiten, Ratten laben sich an den offen gegangenen Heroinpäckchen und dem strömenden Blut, von ganz oben wurde die Aktion abgesagt und abgesegnet, ein schwerer Fehler, ein einfacher Entscheid. (Geschrieben haben das Skript hierzu die beiden erfahrenen Chan Kiu-Ying und So Man-Sing, plus Neuling Wong Ho-Wah, welcher allerdings bei der gerade auf dem chinesischen Kinomarkt erstaunlich erfolgreichen Storm-Reihe von Lam von Z Storm über S Storm, 2016, L Storm, 2018, P Storm, 2019 bis zu G Storm, 2021 und selbst dem Online-Ableger Crypto Storm, 2024 tätig war.)
Einen kurzen Blick nach England gibt es auch, ein Gespräch zwischen Politikern, dem früheren und dem kommenden Regierungssitz, “Die öffentliche Reaktion ist ziemlich flau.“, eine (Mini)Busexplosion ist dafür umso lauter, auch da wollte jemand Meldung erstatten, nun ebenfalls in den ewigen Jagdgründen. Erst die Probleme, dann die Lösung, ein Team wird zusammen gestellt, viel von den Nachrichten gezeigt, Nachrichten nachgestellt, etwas Zeitkolorit geboten, dazu eine verhältnismäßige Starbesetzung, bessere Darsteller auch, es wird selbst etwas personenbezogene Zeichnung versucht, nicht immer erreicht, es wird auch auf The Untouchables – Die Unbestechlichen (1987) angesprungen, einige Szenen (und der deutsche Zusatztitel Unbestechlich bis in den Tod) sind deutlich inspiriert davon, andere, vor allem bei der Rekrutierung sowie anderer Konfrontationen fast 1:1, Ti Lung spielt gleichzeitig Connery und Costner, während die Rolle von Garcia auf Lau und Hui aufgeteilt wird; auch eine Idee der Verzweigung, im Grunde drei Heißsporne, zwei jünger, einer mit Erfahrung, “einem fahrenden Zug stellt man sich nicht in den Weg“. Lam ist natürlich kein De Palma, im Ansatz nicht, heute nicht, damals nicht, niemals gewesen, er hat diesen Film hier inklusive einer von-Saulus-zum-Paulus Geschichte aber verhältnismäßig gut im Griff, die Produktion ist gut aufgestellt, manche Gesichter sind damals relativ frisch und bringen neue Erlebnisse rein, zudem gibt es vermehrt schnellere Momente, kleinere Unternehmen und Auseinandersetzungen, auch Lokalkolorit wird probiert, auch wenn man von der Stadt relativ wenig zeigt, es wirkt eher isoliert, auf seinen eigenen kleinen Bühnen-Rahmen begrenzt. Der Drei-Mann-Trupp agiert mit Chuzpe, Theorie und Praxis wird gezeigt, die einzelnen Schritte und ihre Entwicklung aneinander gereiht. Die Stürmung eines Geheimverstecks arbeitet selber mit illegalen Methoden, eine Charade gespielt, eine Prügelei auf der Straße, eine Schießerei mit den Uniformierten, ein Feuerstunt, ein Hin und Her der Provokation, ein Mann fast in Brand gesetzt und anschließend über den Asphalt geschleift, eine erwachsene Darstellung, und natürlich muss man den Buchhalter finden; auch das kommt bekannt vor, ein (auf albern getrimmter) Gang in eine Homosexuellen-Kneipe zum Herausfinden von Informationen eher nicht, Angriff ist die beste Verteidigung.
Manches ist hier Schmierenkomödie, Bauerntheater, der typische lokale Humor, das übertriebene Dramatische, die Simplizität, anderes dann wieder die Bedienung des Genres, der Cops Vs. Robbers und des Heroic Bloodshded, relativ locker anmutend, auch hier die (deutsche und auch die Mandarin-)Synchronisation den Film herunterziehend, dafür ist der Martial Arts Bereich aktiver, allen voran durch Totschläger Bobby Yip und einige Glasstunts. Zwischendurch ist man selber im Gefängnis, als Sondereinheit unbekannt, viele Steine in den Weg gelegt, viel Hektik und Abwechslung, die Kolonialisten auch keine Hilfe, der Stressfaktor in Höchstform. Eine Massenrauferei im Bad auf dem Polizeirevier mit dem Einsatz von Schlagstöcken ist Chaos auf engstem Raume pur, es wird viel über die Anwendung von Gesetz gesprochen, selbst im Team herrschen unterschiedliche Auffassungen und Meinungen, dahingehend gibt es zumindest Bemühungen, auch eine starke und entscheidende Frauenrolle (und noch eine Zeitzünderdetonation eines Geschäftes) wird eingebunden. Ti Lung – welcher in den Miniserien ICAC Investigators 1996 und ICAC Investigators 1998 mitwirkte; Hui war bspw. bei ICAC Investigators 2009 anwesend – ist hier fast die Schwachstelle, in seiner eigenen Sturrheit gefangen, ein Ärgernis, spätestens nach einem Attentat im Gerichtsgebäude, später noch ein Bombenanschlag auf das Hauptquartier, und ein finaler Schusswechsel in einer umfunktionierten Holzfabrik, jeweils rau effektvoll eingefangen, dann gehen die Angriffe in den Privatbereich, man wird persönlich bedroht, die Brutalität erhöht. Über die Verwaltungsstruktur und deren Kosten wird gesprochen, über die Unabhängigkeit dessen, Geschichte geschrieben, der 14. Februar 1974.