1917: Der junge Jack Powell ist bis über beide Ohren in die hübsche Sylvia Lewis verschossen, die allerdings mit David Armstrong, einem Sproß aus reichem Hause, liiert ist... und bemerkt über seine Schwärmerei auch nicht, dass seine Nachbarin Mary Preston ihm schöne Augen macht. Im Glauben, dass Sylvia seine Liebe erwidert, tritt Jack freiwillig dem Flying Air Corps bei und trifft dort während seiner Ausbildung zum Piloten David wieder, woraufhin zwischen den beiden Rivalen eine echte Freundschaft entsteht. Im Anschluss brillieren die beiden als Flieger-Asse in Frankreich im Kampf gegen die Deutschen, doch das Schicksal schlägt unvermittelt zu, als David hinter feindlichen Linien abgeschossen wird... "Flügel aus Stahl", der heutzutage - wenn überhaupt noch - wohl eher unter seinem Originaltitel "Wings" geläufig sein dürfte, hat sich seinen Platz in der Filmgeschichte alleine deshalb schon gesichert, weil er der erste Streifen gewesen ist, der 1929 mit dem Academy Award für den "Besten Film" ausgezeichnet wurde... und das, obwohl er da bereits schon zwei Jahre auf dem Buckel hatte und als Stummfilm in Zeiten des aufkommenden Tonfilms fast schon aus der Mode war. Den gewaltigen Eindruck, den die vielen Flug-Szenen beim zeitgenössischen Publikum hinterlassen haben müssen, schmälern der Verzicht auf Dialoge und die eingeblendeten Text-Tafeln (die die Laufzeit beinahe auf unangenehme zweieinhalb Stunden strecken) allerdings nicht und der Geschichte kann man sowieso auch so folgen... womit das Ganze ergo als früher Vorläufer des späteren Blockbuster-Kinos zu identifizieren wäre und bereits 1927 den Faible der Traumfabrik für großes Spektakel und ebenso großes Melodrama aufzeigt, woran sich auch fast hundert Jahre später nichts ändern wird. Tatsächlich unterscheidet sich "Flügel aus Stahl" inhaltlich nicht wirklich großartig von etwa Michael Bays "Pearl Harbor", denn hier wie dort geht es im Grunde genommen nur um eine Männerfreundschaft und schwurbeliges Lovestory-Gedöns vor einem Weltkriegs-Hintergrund und das, was als "Handlung" dargeboten wird, war sogar in den späten 20ern schon dünn, pathetisch und klischeebeladen. Die Action sollte es da halt rausreißen und das hat sie sicherlich auch getan... für 'nen echten Wow-Effekt wurden Mündungsfeuer und Flammen bei den Dogfights in der Luft sogar eingefärbt. Verständlicherweise ist vieles an "Flügel aus Stahl" nach fast einem Jahrhundert nicht gut gealtert (zuvorderst das Schauspiel und einige Humor-Einlagen... und die Sache mit den Blasen war bestimmt schon damals nur in der Vorstellung von Regisseur William A. Wellman witzig), aber auf jeden Fall wurde hier doch mit einigem Aufwand die Grenze des zur Entstehungszeit filmisch Machbaren ausgelotet, weswegen der Streifen sowohl als cineastisches Relikt als auch Zeitkapsel - schon alleine aufgrund seiner Szenen mit massivem Schlachten-Getümmel - auch heute noch sehenswert ist... und ob einiger beeindruckender Aufnahmen macht man da hin und wieder sogar noch aus den richtigen Gründen große Augen. Fazit: Kein zeitloser Klassiker aus alten Stummfilm-Tagen und sicherlich auch keine filmische Allgemeinbildung wie etwa "Nosfertatu - Eine Symphone des Grauens" oder "Metropolis", aber es gab da im Anschluss doch etliche "Best Pictures", die den Oscar weniger verdient haben...
7/10