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Wenn es schon eine Fortsetzung eines Filmes geben soll, dann sollte immer der Regisseur des ersten Teiles dabei sein. Wenn dann auch noch die Hauptdarsteller wieder an Bord sind, dann besteht die Chance, dass die Fortsetzung zumindest fast so gut wird, wie das Original. Ein Beispiel, das diese These Lügen straft, ist der vierte Teil der "Indiana Jones"-Trilogie (Achtung, kein Rechtschreib- oder gar Logikfehler, sondern blanke Ironie und die Verweigerung gegenüber Teil 4 meinerseits), da trotz dieser eigentlich sehr guten Voraussetzungen ein Film geschaffen wurde, der den Originalen in keinster Weise das Wasser reichen würde. "Underworld: Evolution" passt allerdings auch nicht zu 100 % zu dieser keineswegs allgemeingültigen These, denn er schafft es, den ersten Teil zu überflügeln. Tja, das nennt man dann wohl angenehme Überraschung.

Dass Wiseman wieder das Steuer übernahm und dazu die überlebenden Darsteller aus "Underworld" zur Verfügung hatte, trug ganz sicher zum Gelingen dieser Fortsetzung bei. Allerdings sind einige andere Punkte dafür verantwortlich, dass der Film als gelungen zu bezeichnen ist. Obwohl Herr Wiseman wieder seine geliebten Blaufilter ausgiebig einsetzt, wirkt der Film wesentlich wärmer und homogener, als der erste Teil. Dies liegt zum Einen daran, dass ihm ein größeres Budget zur Verfügung stand, als bei "Underworld". Dies führt dazu, dass mehrere unterschiedliche und abwechslungsreiche Locations bespielt werden. Auch die Effekte wirken aufwendiger und organischer. Gerade die Eingangssequenz, die im Mittelalter spielt und den Beginn des Krieges zwischen Vampiren und Werwölfen zeigt, ist eine willkommene Abwechslung zu den "Matrix"-artigen Ballereien. Dieses Eyecandy fehlte im ersten Teil irgendwie. Auch ein anderer großer Kritikpunkt an den Effekten des ersten Teiles hat eine Verbesserung erfahren: Zwar ist die Verwandlung eines Menschen in einen Wolf immer noch eine schwierige Aufgabe für Effektspezialisten und auch bei Teil 2 wirken gerade diese Szenen oft künstlich, doch das fällt wesentlich weniger ins Gewicht, als bei Teil 1. Alles in allem wirkt "Underworld: Evolution" organischer, als das Original.

Natürlich ist es gut, die Hauptdarstellerin des ersten Teiles dabeizuhaben, schließlich ist es schön, die gleiche Person auf den Filmplakaten zu haben. Außerdem benötigt man weniger kreative Drehbuchschreiber, um eine Fortsetzung zu konstruieren. Ja, Kate Beckinsale macht wieder mit. Obwohl diese Darstellerin meiner Meinung nach kaum Persönlichkeit auf der Leinwand verbreitet, tut sie wieder, was sie kann (gut aussehen), ohne besonders viel Charisma zu verbreiten. Immerhin wirkt die Leistung in Teil 2 etwas runder, auch da man sich nun an ihren Charakter gewöhnt hat und Miss Beckinsale sich etwas mehr ihren Gefühlen als Vampirin widmen darf. Auffälliger ist da schon die Leistungssteigerung ihres Kollegen Scott Speedman, die dazu führt , dass man endlich eine Identifikationsfigur hat, mit der man leidet. Dies ist ungemein wichtig, denn Teil 1 krankte schon ein wenig an den flachen Charakteren und der etwas zu seelenlosen Inszenierung.

Alles in allem ist "Underworld: Evolution" eine sinnvolle Fortsetzung, da sie nicht nur die Story und die Ereignisse des ersten Teiles sinnvoll und clever fortsetzt. Zudem wurden einige Schwächen ausgemerzt oder zumindest abgemildert. Insofern ist "Underworld: Evolution" eines der raren Beispiele für Fortsetzungen, die ihren Vorgänger geschlagen haben (und damit ist ausdrücklich nicht die Kinokasse gemeint). Dieser Film wirkt etwas eigenständiger als Teil 1, der noch stärker von Filmen wie "Matrix" und "Blade" geprägt wurde. Wiseman scheint ein Regisseur zu sein, der aus seinen Fehlern lernt, schließlich ist sein dritter Film "Stirb Langsam 4" wieder eine klare Steigerung zu "Underworld: Evolution", auch da ihm die Blaufilter ausgegangen sind. Damit Wiseman diese positive Entwicklung stabilisieren kann, sollte er sich keinen Nachschub an diesen Filtern besorgen...

Fazit:

7,5 / 10

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