Review

Da heißt es immer, die Deutschen könnten keine guten Filme machen. Ich bin da sowieso schon immer anderer Auffassung gewesen, da z.B. „Absolute Giganten“ oder auch „Long Hello & Short Goodbye“ für mich zu überdurchschnittlichen Werken zählen. Mit „Lola rennt“ habe ich mir dann eines Tages das angebliche deutsche Meisterwerk angesehen, ein Film von Tom Tykwer, der größten deutschen Regiehoffnung. Ich kann zwar nicht bestreiten, dass der Film wirklich atemberaubend und alles andere als langweilig ist, die zahlreichen Meinungen vieler anderen konnte ich jedoch nicht teilen, denn was Besonderes ist „Lola rennt“ in meinen Augen keinesfalls. Also war Tom Tykwer für mich erst einmal abgehakt.
Als dann jedoch „Der Krieger und die Kaiserin“ langsam ins Rampenlicht stieß, konnte ich natürlich nicht widerstehen und sofort rannte ich in den nächsten DVD-Laden und legte mir den Film zu. Und ich muss sagen, selten waren 130 Minuten unterhaltsamer, atemberaubender und einfühlsamer als in diesem absoluten Meisterwerk. Von der allerersten Minuten sieht man die Genialität des Regisseurs mit wunderschönen Bildern und gefühlvoller Musik, noch dazu die beiden hervorragenden Schauspielerleistungen von Franka Potente und Benno Fürmann. Diese beiden besetzen die Hauptrollen und verkörpern überaus zerbrechliche und sensible Personen. Zum Einen wäre da Simone, die in einer Irrenanstalt arbeitet und zum Andere wäre da Bodo, ein Ex-Soldat, der immer noch am Tod seiner Frau leidet. Eines Tages bekommt Simone, die sonst nie Post von außerhalb bekommt, einen Brief von einer Freundin namens Maike, in dem steht, dass Maikes Mutter gestorben ist. In ihrem Testament steht, dass Maike in eine Bank gehen und aus einem Schließfach etwas holen soll. Da aber Maike am mehr und folglich fern der Stadt wohnt, bittet sie Simone anhand des Briefes, dass sie für Maike zu dieser Bank gehen soll, um eben das Hinterlassene abzuholen. Der Zuschauer erfährt hier schon, dass Simone, deren Mutter bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist, eigentlich niemanden hat, mit dem sie über ihre Probleme reden könnte oder der für sie da ist. Auch Bodo wird dem Zuschauer näher gebracht, das Einführen in die beiden Charaktere verläuft parallel und es wird immer hin- und hergesprungen, also Bodo und Simone werden nicht nacheinander charakterisiert. Bodo jedenfalls, oben schon erwähnt ein Ex-Soldat, ist auf der Suche nach einem Job, da er mit seinem Bruder Walter in einer kleinen Hütte auf einem Hügel und noch dazu in Armut lebt. Eines Tages versucht sich Bodo als Sargträger bei einem Bestattungsinstitut, doch als er bei der Beerdigung zu weinen beginnt, wird er auch gleich wieder gefeuert. Hier wird schon klar, dass auch Bodo recht zerbrechlich und sensibel ist und er nicht den harten Mann verkörpert, der er gern sein möchte. Zudem wird gezeigt, dass er keinen an sich ranlassen möchte und mit Abstand zu seinen Mitmenschen lebt. Eines Tages sieht man Bodo, wie er gerade einen Kleinladen überfallen hat und von dessen Besitzern flüchtet. Zur gleichen Zeit ist Simone mit Otto, einem Blinden aus der Anstalt, in der Stadt, um in diese Bank zu gehen. Als sie jedoch einen Moment unachtsam ist, wird sie von einem LKW überfahren. Bodo, der gerade an diesem LKW vorbeirennt und noch immer auf der Flucht vor den Ladenbesitzern ist, erkennt eine große Menschenmenge um die Unfallstelle und mischt sich unter diese, um nicht erkannt zu werden. Letztendlich wirft er sich dann unter den LKW und entdeckt die schwer verletzte Simone, der kurzerhand das Leben rettet.
53 Tage später, Simone wird gerade aus dem Krankenhaus entlassen, startet sie einen weiteren Versuch, die hinterlassenen Sachen für Maike aus dieser Bank zu holen. Zur gleichen Zeit überfallen Bodo und sein Bruder Walter diese Bank, da Walter dort arbeitet und dieser herausgefunden hat, dass direkt unter seinem Büro unterirdische Gänge aus früheren Zeiten verlaufen. Der Alarm wird jedoch ausgelöst und Bodo und Walter werden geschnappt. Simone jedoch rettet Bodo im letzten Moment und Walter wird angeschossen. Ab diesem Moment kommen sich Bodo und Simone näher…
In „Der Krieger und die Kaiserin“ geht es um zwei Personen, die erst zueinander finden, nachdem sie sich gegenseitig das Leben gerettet haben. Es handelt sich auch um einen Film, der nicht unbedingt leicht zugänglich ist, auch wenn er das FSK 12 Siegel trägt. Leute, die sich sonst nur actiongeladene Reißer anschauen, können wahrscheinlich nicht viel mit diesem Meisterwerk anfangen, da sie viele Szenen als Kitsch und realitätsfern bezeichnen werden. Und genau das ist ein Punkt, der den Film so atemberaubend macht. In vielen Szenen kommt fast schon eine poetische Stimmung auf. Dies wird dadurch noch bestärkt, weil „Der Krieger und die Kaiserin“ keinen großen Wert auf Dialoge legt, ein weiteres Argument dafür, dass der Film sicher nicht jedem Fan von irgendwelchen TV-Romanzen gefallen wird. Das Ende zählt wohl zu den genialsten, wenn auch simpelsten, die ich bisher gesehen habe und setzt auf die vorherigen 120 Minuten noch einen drauf.
Alles in allem kann „Der Krieger und die Kaiserin“ meines Erachtens durchaus als Meisterwerk bezeichnet werden und jeder, der um diesen Film einen Bogen macht, begeht einen Riesen-Fehler, denn jeder sollte diesen Meilenstein des deutschen Kinos gesehen haben. Ein brillanter Bilderrausch mit poetischen Anleihen und grandiosen Hauptdarstellern fesselt den anspruchsvollen Filmfan über die volle Länge. Dazu noch geniale Musikuntermalung und fertig ist ein Stück Genialität, geschaffen von Tom Tykwer. Und dass der wirklich poetische und vor allem überragende Filme drehen kann, hat er uns ja vor Kurzem mit „Heaven“ bewiesen…10/10 Punkte

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