Review

Nun gut, ein gefundenes Fressen für jeden frischverliebten Junkie. Und
einen Basissatz für dieses Wunderwerk kriegt auch nur einer auf die
Reihe, der mal so nebenbei Identitätstheorie in einem ontologischen
Seminar geatmet hat. Anscheinend. Denn Körper ist manchmal weniger
Mensch mit immanentem Geist, als es den Anschein hat.

Bulle Fred (Keanu Reeves) ist in dieser Aufbrechung so vieler Konventionen der Erzählmaschine, sowohl strukturell als auch auf bildlicher Ebene, ein
Gefangener. Ebenso der Zuschauer, der bis knapp vor Schluss genauso viel weiss wie unser Undercovercop Fred, der sich in eine Gruppe von
Drogendealern eingeschleust hat und zu allem Übel selber von der
schlimmen, faktenumwobenen Droge abhängig geworden zu sein scheint. Und den entgeisterten Zuseher gleich mit auf die Bowlingbahn nimmt.

Zumindest besitzt er als Undercoveragent einen Anzug (nicht der ekelige
"jackie-tuxedo"), der auf multiple Weise die äußerliche Gestalt für das Auge des Gegenüber verändert. Doch selbst dieser vermag ihn nicht voder erschreckenden Wahrheit zu schützen, noch weniger als er selbst es kann...

Widerliche Synopsis, zumindest für eine Dick-Story, aber das hat wenigstens keinen Einfluss auf die Finesse des mit "Children Of Men" großartigsten, dystopischen Leckerbissen des Jahres 2006. Denn Linklater haut hier mit einer Faust auf beide Augen, die schon während der Rezeption blau und grün und rot und gelb und schwarz werden. Dank seinem seit "Wide Awake" bewährten "cell shading", einem wunderbar "entarteten" Stilmittel, das uns schon das PC Game "XIII" und auch "FarCry" versüßte und nun auch noch Winona Ryders Nippel hier schmausig macht, gelingt es Regisseur Linki, der kaum auf unser Lieblingsmedium übertragbaren Geschichte von eigener Entfremdung und dem Druck sozialer Zwänge und der Flucht vor der/einen Norm durch unvermeidlich Unsittliches (samma so frei und nennma den shit beim Namen: Drogen, die das Bewußtsein "ausdehnen") ein zeitgeistlichen Odem einzuhauchen.

Damit bringt Regisseur Linklater "sein Baby" weit über eine simple Adaption
oder eine schnöde Interpretation des Dick'schen Urstoffs. Er ist so
ehrgeizig und bleibt mit seinem Projekt faszinierend dicht an der Basis
und erweitert dennoch selbstbewußt individuell mit aktuellen Bezügen
(z.B. Terrorismus und kurzfristig auch ökologische Aspekte), bleibt
aber konzentriert auf die Hauptproblematik der individuellen Existenzim komplexen Geflecht zwischen Ich-Sein und Angst, zwischen Solipsismus
und Kollektiv-Seiendem u nd schlussendlich der Frage nach genuiner
Identität, und gibt dem allen voran seine eigene Bildsprache, die allein als zu respektierender Stilismus gelten darf und kann, weil komplett außerhalb der Norm und wunderbar funktionierend. Da macht der famose Robert Downey Jr. und ein blonder Emil-Harrelson samt Reeves und einer bezaubernden (Bodydouble ausgeschlossen, wenn dann simple generated effects) Winona Ryder die Suppe noch dicker. Watch your right hemisphere. 10/10

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