Philip K. Dick (*1928 – 1982+) – Science-Fiction-Bestseller-Author, düsterer Prophet, Drogenfreund.
Sein Buch als Vorlage für einen Film, hat meist ein opulentes Meisterwerk zur Folge.
Siehe „Blade Runner“ (inspiriert vom Roman „Do Androids Dream of Electric Sheep?“), “Total Recall”, “Minority Report” oder “Paycheck”.
Mit “A Scanner Darkly” erreicht uns nun die momentan neueste bildliche Umsetzung von einem seiner Werke.
Regie führte Richard Linklater, ein Mann, der bisher eher mit zarten Jugend-Tragikomödien, wie z.B. „Before Sunrise / Sunset“, „Dazed & Confused“, „Suburbia“, oder der Jack-Black-Komödie „School of Rock“ von sich reden machte.
Nicht wirklich sein Genre also, der Herr Dick. Trotzdem mal sehen, was dabei herausgekommen ist…
Die Story:
Die Welt in vier Jahren ist von einer harten Droge namens „Substanz T“ (im Deutschen „T“, im Englischen „D“) überrannt. Beinahe jeder ist süchtig, der Entzug kaum möglich und die Spätfolgen sind gravierend bis fatal.
Um dieser Droge Herr zu werden, arbeiten Regierung und Polizei mit den neuesten Methoden der Überwachung, mit welchen potentiell jeder jederzeit lokalisier- und abhörbar gemacht wird.
Protagonist unseres Schauspiels ist John Arctor (Keanu Reeves), ein Undercover-Polizist und Diener jenes Überwachungsstaates, dessen Identität mittels eines Tarnkappen-ähnlichen Anzugs, welchen er bei der Ausübung seines Jobs trägt, strengstens gesichert ist.
Er ist ebenfalls süchtig.
Eines Tages wird er darauf angesetzt, sich selbst zu beschatten, da vermutet wird, dass er, John Arctor, Drahtzieher eines kriminellen, mit „T“ handelnden Netzwerkes sei.
Der Sack droht sich langsam zu zuziehen, als sein Kumpel James (Robert Downey Jr.), mit dem er nach Feierabend immer in seiner versifften Junkie-WG abhängt, ihn, John, bei der Polizei wegen terroristischer Aktivitäten anzeigt.
Ein komplexes Katz- und Mausspiel mit der eigenen irren Psyche nimmt seinen Lauf…
Ja, ganz schön verzwickt, in der Tat. Und am Ende warten auf den hirngefickten Zuschauer natürlich wieder zig Handlungsschlenkerer und storytechnische 180°-Kurven, dass man gar nicht mehr weiß, wo hinten und vorne ist – wie sollte es anders sein!?
Doch die einerseits sehr wirre, andererseits vollends in ihren Bann schlagende Handlung mal beiseite.
A SCANNER DARKLY hat nämlich noch ein ganz besonderes Gimmick zu bieten, einen anderen Trumpf im Ärmel, mit dem er garantiert von sich reden machen wird.
Nein, es ist nicht Winona Ryder, die sich hier an der Front zurück meldet und eine wahrlich satte Leistung abliefert…
… es ist die Bildbearbeitungstechnik, die man so in noch keinem Film bestaunen durfte, und bei welcher Real-Filmaufnahmen von animiertem Zeichentrick überlagert werden. Der Effekt ist ein befremdlicher Mix aus Realität und Fiktion, was ja auch ganz gut zum Thema bzw. zur Handlung des Films passt.
A SCANNER DARKLY ist also im Grunde genommen ein Animationsfilm. Und irgendwie eben auch wieder nicht. Egal, müsst ihr euch selbst einen Reim draus machen…
Optisch also ein Rummelplatz, von der Story her ein Hirnkasperle-Theater…, kommt noch hinzu, dass der Streifen zu großen Bestandteilen auch ein glasklarer und lupenreiner Drogenfilm ist, man beachte nur die verspulten Gespräche in der Junkie-WG oder das Vorhaben, die verlorenen Gänge eines Mountainbikes wieder zu finden, was schon fast ein bisschen „Fear and Loathing“ erinnert.
A SCANNER ist ferner gespickt mit schillernden, total durchgeknallten Charakteren, den einfach nur phantastischen schauspielerischen Darbietungen von Robert Downey Jr. und Woody Harrelson sei Dank. Woher sie die Inspiration hatten, sich in ihre Rollen so authentisch einzufinden, soll mal ihr beider Geheimnis bleiben…
„Ist das mein medizinisches Gutachten?“
- „Ja.“
„Was steht drin?“
- „Dass Sie vollkommen wahnsinnig sind.“
„Vollkommen?“
- „Sie haben vielleicht zwei Gehirnzellen, die noch aktiv sind. Ansonsten gibt’s da nur Kurzschlüsse und Funken.“
„Zwei…?“
Ich fasse zusammen:
Komplexe, nur schwer durchdringbare, aber auch endscoole Symbiose aus Kopfkino-Thriller, Antidrogendrama und Popcorn-Unterhaltung, die mit Paranoia-Attacken spielt als wär’n es Lego-Steine.
Allein (teilweise: vor allem) die Optik, die irgendwie an „GTA“ oder ein anderes Konsolenspiel erinnert, macht schon einen Heidenspaß, die schrägen Helden und die Klapsmühlen-reife Atmo erledigen den Rest.
Steht zwar im krassen Gegensatz zu anderen Philip K. Dick-Verfilmungen, da hier weitaus weniger auf Action und „Sci-Fi“ gesetzt wird,
dürfte aber trotzdem jedem Fan von anspruchsvollen Abendfüllern den Tag versüßen.
Und im Abspann läuft dann sogar „Black Swan“ von Thom York – perfekt!
Fazit:
Kann man nicht nur, sondern muss man! Und das wahrscheinlich sogar öfter, sonst checkt man hier nämlich wenig…