Horror aus Frankreich muss nicht immer herausragend sein, auch ultrablutig ist er nicht zwangsweise. Kim Chapirons "Sheitan" müht sich zwar nach Kräften auf der einheimischen Backwoodwelle - primär gekennzeichnet durch den hoch atmosphärischen, schrägen "Calvaire" und den neueren, beinharten "Frontieres" - mitzuschwimmen, das Ergebnis reicht jedoch zu keinem Zeitpunkt an diese beiden Genrehighlights heran.
Zur Geschichte selbst brauchen mit Verweis auf die beiden genannten Genrepaten keine großen Worte mehr verloren werden: Ein paar Junge Leute, ein Ausflug ins Nirgendwo, ein paar Inzest-Hinterwäldlerpsychos mit Puppen-Tick... der Rest ist Routine.
Leider wirklich durchschnittliche Routine, wie sich bald offenbart! "Sheitan" krankt schon zu Beginn an seinen durchweg unsympathischen, eindimensionalen Charakteren. Auch braucht es gefühlte Ewigkeiten, bis endlich mal etwas passiert, was die Bezeichung "Horror" entfernt verdient. Gorebauern können allerdings direkt wieder einpacken, denn nennenswerte Schauwerte fehlen ebenso wie klassische Spannungspassagen. Einzig ein wenig schräge Atmosphäre wird punktuell durch das halb verfallene, spartanisch eingerichtete Landhaus und dessen grenzdebile Bewohner erzeugt. Mehr als ein müdes Lächeln kann das dem erfahreneren Zuseher allerdings kaum entlocken.
Geht es um Spannung, enteilt "Calvaire" mühelos. Geht es um blutige Effekte, bleibt "Frontieres" das Maß aller Franzosendinge. Wer Puppen will, schwenkt zu "Dead Silence". "Sheitan" bleibt da als Markenzeichen einzig ein leichter Hauch von Satanismus zum Finale hin. Dieses eigentlich interessante Element bleibt jedoch viel zu sehr Randerscheinung, als dass es den Film maßgeblich prägen könnte.
Wirklich schlecht ist obendrein die deutsche Synchonisation ausgefallen. Gerade Allzweck-Kinowaffe Vincent Cassel verkommt in der deutschen Version geradezu zur pöbelnden Witzfigur - trotz objektiv sehr solider, mitunter äußerst impulsiver Leistung. Auch die anderen Darsteller agieren eigentlich sehr ordentlich, wäre da nicht der eklatante Sympathiemangel. Aber vielleicht liegt dies auch ein wenig an der hierzulande womöglich nicht ganz so leicht nachvollziehbaren französischen (Jugend)kultur...
Fazit: Absoluter Durchschnitt, dem es sowohl an Spannung als auch an herausragenden Effekten mangelt. Es reicht eben nicht, lediglich die besten Ideen der Konkurrenz neu zusammenzuwürfeln. Da können auch die ansprechende Inszenierung, das nette Finale und die passablen schauspielerischen Leistungen nicht mehr viel rausreißen. Ob Vincent Cassel hier gerade ganz dringend Geld brauchte?!