Review

Eigentlich bin ich von französischer Horrorkost sehr angetan, nur vom etwas seltsamen "Calvaire" war ich nicht so begeistert. Trotzdem griff ich ohne Bedenken zu "Sheitan", doch die Enttäuschung war riesengroß. Gerade Vincent Cassel (Entgleist, Die Purpurnen Flüsse) soll den Zuschauer als Bösewicht locken, jedoch ist ausser seiner Darbietung Hopfen und Malz verloren. Regisseur und Drehbuchautor Kim Chapiron schien von "Rosemary´s Baby" sehr beeindruckt gewesen zu sein und verpackte diverse Elemente in den Backwoodhorror "Sheitan". Herausgekommen ist ein zweifelhafter Beitrag, der an Langeweile kaum zu toppen ist.

Bart (Olivier Barthélémy), Thai (Nico Le Phat Tan), Eve (Roxana Mesquida) und Ladj (Ladj Ly) fahren nach einer verkorksten Party in das einsame Landhaus ihrer Freundin Yasmine (Leila Bekhti). Dort wollen sie in Ruhe das Weihnachtsfest verbringen, Verwalter Joseph (Vincent Cassel) antpuppt sich dabei als Störfaktor. Er sucht intensiv Kontakt mit den jungen Leuten, führt jedoch nichts Gutes im Schilde. Nach und nach offenbart Joseph sein wahres Gesicht, Yasmine und ihre Freunde müssen bald um ihr Leben bangen. In der ländlichen Abgeschiedenheit entbrennt ein blutiger Überlebenskampf.

Alles deutet somit auf einen Backwoodslasher nach Schema F. Ein paar junge Leute, ein psychopatischer Hinterwäldler und jede Menge Blut. So geistlos und eintönig das klingen mag, genau diese Klischees wünschte ich mir bei "Sheitan" herbei. Alles beginnt natürlich mit der Einführung der uninteressanten Charaktere, die obendrein noch vollkommen unsympathisch ausfallen. Alkohol, Sex und dämliches Gelaber, mehr existiert nicht in ihren beschränkten Gehirnen und Chapiron lässt den Teens massenhaft Zeit, den Zuschauer in den Wahnsinn zu treiben. Joseph darf recht schnell auftauchen, ist aber die Freundlichkeit in Person. Er führt die junge Leute in ein Warmbad in einer Grotte, es gibt ein wenig Stunk mit ein paar Dorfrowdies und wer denkt nach einer guten halben Stunde würde "Sheitan" endlich in die Gänge kommen, der irrt sich gewaltig. Stattdessen dürfen wir beobachten, wie sich die drei männlichen Wesen um die zwei Frauen streiten und am Ende wird man dann mit einem flotten Dreier belohnt. Und trotz der düsteren Kulisse, will der Film in keiner Szene bedrohlich wirken, auch Josephs kleine Wutanfälle beeindrucken in keinster Weise. So dümpelt "Sheitan" über eine Stunde vor sich hin, um in den letzten zwanzig Minuten Tempo aufzunehmen.

Die ettlichen Schleichereien durch das ungemütliche Bauernhaus und die strunzdoofen Dialoge langweilen ohne Ende, auch Josephs geheimnisvolle und schwangere Ehefrau vermag da nicht zu interessieren. Zudem sammeln die Beiden Puppen und stellen auch mal gerne welche her, hierfür benötigt man spezielle Teile des menschlichen Körpers. Und was hat es mit dem Baby auf sich, welches zu einem gewissen Zeitpunkt geboren werden soll ? "Sheitan" heisst übersetzt Teufel, so fließt am Ende noch ein wenig Satanismus mit ein. Doch selbst hier kann der Film in keiner Szene überzeugen. Ein paar Hetzjagden mal eine Klopperei, eine Verfolgungsjagd per Motorrad, verzweifelt sucht man einen Goreeffekt, der Bodycount hält sich tapfer im Nullbereich. Hier stirbt Niemand, an Filmblut wurde extrem gegeizt und das Ende ist noch offen. Da schocken auch ein paar herausgenommene Augäpfel den Zuschauer nicht. Man weiss überhaupt nicht, worauf Joseph eigentlich hinaus will und auch die wenigen Leute im Dorf scheinen völlig grenzdebil zu sein, Erklärungen dafür gibt es nicht. Und ausser Vincent Cassel, der seine kaum bedrohliche Rolle suverän meistert, sind die Schauspieler im unteren Durchschnittsbereich anzusiedeln.

So sehr ich den französischen Horror lobe, doch "Sheitan" ging komplett in die Hose. Grauenhafte Charaktere in einer absurden Story, die erst nach einer guten Stunde in die Gänge kommt. Statt Spannung herrscht Langeweile und die Jungdarsteller sind nervig. Die brauchbare Kulisse und ein bösartiger Cassel auf Sparflamme können da nichts mehr retten. Einfach schnarchig von vorne bis hinten, kein einziges Opfer, kein Goreeffekt, stattdessen dümmliche Teenies auf Brautschau. Ein bisschen Horror gibt es dann in den letzten zwanzig Minuten, ansonsten passiert hier rein gar nichts. Immerhin taugt "Sheitan" somit als Schlaftablette.

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