„Haunted Hill“ ist der erste Film von Joel Silvers Firma Dark Castle, der einen alten Gruselstoff modern aufarbeitet.
Schon zu Beginn serviert uns der Film einen herrlich morbiden Opener, der zugleich die Vorgeschichte liefert. In der Irrenanstalt im Haus auf Haunted Hill führt der Leiter Experimente an den eingelieferten Patienten durch. Doch dann kommt die Horde frei, fällt über das sadistische Personal her und es kommt zu einem Brand, den nur fünf Leute überleben. Alles in allem ein schicker Opener, der schon mal für Stimmung sorgt.
Wechsel zu dem exzentrischen Steven H. Price (Geoffrey Rush), Freizeitparkbesitzer mit Sinn fürs Morbide. So ist auch die Vorführung seines neuesten Parks mit gemeinen Scherzen gespickt, welche das berichtende Reporterteam ganz schön erschrecken. Doch auch der Zuschauer hat seine diebische Freude an der Masse kleiner Gemeinheiten, während der Film gleich seine doppelbödige Ebene einführt, die dem Zuschauer immer vor Augen hält: Auch Menschen können Geistererscheinungen und ähnliches vortäuschen.
Edgar Allen Poe und alle anderen Schreiber ähnlicher Storys hätten Spaß an Steven und seiner Frau Evelyn (Famke Janssen), denn die beiden sind hinter der Fassade ihrer Ehe dermaßen abgedreht, dass es fast die Ausmaße von Familiengeheimnissen von gotischen Schauergeschichten hat. Beide wollen sich eigentlich gegenseitig unter die Erde bringen, sie geht andauernd fremd und beide machen sich bei jeder Gelegenheit runter.
Zu Evelyns Geburtstag hat Steven noch eine Überraschung parat: Er schickt ihre Gästeliste durch den Reißwolf und lädt zu der Party, die ausgerechnet im Haus auf Haunted Hill stattfindet, vier Wildfremde ein. Ihnen und dem Vermieter Watson Pritchett (Chris Kattan) macht Steven ein Angebot: Wenn sie die Nacht mit ihm und Evelyn durchhalten, dann winkt jedem eine Million Dollar. Doch bald gibt es unheimliche Überraschungen…
„Haunted Hill“ kann mit seiner relativ spannenden und wendungsreichen Story punkten, denn im Gegensatz zu vielen anderen Genreprodukten wird der Schauplatz hier nicht einfach zum Geisterhaus erklärt. Stattdessen zweifelt man bei jeder Erscheinung, ob nicht vielleicht doch Evelyn, Steven oder gar einer der unschuldig tuenden Partygäste dahinter stecken könnte. So verliert der Film auch nur gegen Ende etwas an Spannung, wenn alle Rätsel gelöst sind und der Showdown mäßig aufregendes Herumgerenne bei handelsüblichen Fluchtszenen bietet.
Dafür stimmt die Atmosphäre zumeist, auch wenn der Film nicht unbedingt für Grusel oder Gänsehaut sorgt. Aber dafür ist das Flair schön morbide und teilweise recht schräg, was ebenfalls für Stimmung sorgt; vor allem an Einfällen wie der Verwendung von Marylin Mansons „Sweet Dreams“-Coverversion oder die Rückblenden in die Anstaltsvergangenheit erreichen dies. Auch die Effekte können sich bis auf das nicht ganz so prall gemachte Finale sehen lassen. Meist kommen sie noch schön handgemacht rüber (Stichwort Leichenfunde) und können so den Zuschauer ansprechen.
Doch Kritik muss „Haunted Hill“ auch einstecken. So ist der Film dann etwas zu kurz, dabei hätte man bequem noch länger Stimmung im dunklen Gemäuer erzeugen können. So wirkt der Film etwas gehetzt und die gut erdachten Wendungen scheinen einen manchmal zu erschlagen. Zudem ist leider bei der Verteilung der Zuschauersympathien schnell zu erkennen, wer das Haus lebend verlässt und wer nicht, was nach Auflösung aller Geheimnisse als Spannungskiller wirkt (auch wenn der Showdown nicht allzu lang ist).
Geoffrey Rush, dessen Rolle nicht nur vom Namen her auf Vincent Price anspielt, macht seine Sache wirklich großartig und stiehlt allen anderen Darstellern die Show. Aber Famke Janssen gibt eine ordentliche Superbitch ab, während die Rollen der Partygäste zwar etwas klischeehaft angelegt sind (jammernder Unheilsprophet, patente Frau mit Herz, karrieregeiles Blondchen usw.), aber von den Darstellern dennoch mit Leben gefüllt werden.
Zwar ist „Haunted Hill“ etwas zu kurz und der Showdown enttäuscht, aber dank der wendungsreichen Story und der morbiden Atmosphäre ist trotzdem spannende Geisterhausunterhaltung entstanden. 7,5 Punkte meinerseits.