Review

Der Film Ucho vom tschechischen Regisseur und Drehbuchautor Karel Kachyna wurde gleich nach der Fertigstellung 1970 von der KP verboten und wer ihn ansieht, weiß auch warum.

Ucho ist eine politische Parabel, die die Eheprobleme von Anna und Ludvik mit Überwachungs-Paranoia verwebt.
Ludvik ist Regierungsbeamter und fährt nach einem offiziellen Essen mit Parteifunktionären zusammen mit seiner Frau nach Hause; da sie ihre Zweitschlüssel nicht mehr finden und die
Telephonleitung zeitweise tot ist, steigert sich Ludvik nach und nach in den Gedanken hinein, daß er überwacht und verhaftet werden könnte. Dies scheint nicht ganz unbegründet, da immer wieder dunkle Gestalten in Garten und Nachbarhaus auftauchen, die sich verdächtig benehmen...  

Das Interessante an Ucho ist, daß er auf den ersten Blick nicht eindeutig einem Genre zugeordnet werden kann.
Mal denkt man, man befinde sich in einer komödienhaften Politsatire, dann schlägt die Stimmung um und man findet sich in einem Orwellschen Szenario wieder, um danach wieder die Streitigkeiten zwischen Ludvik und Anna vorgeführt zu bekommen. Dazwischen eingestreut: Traumsequenzen und Rückblenden, die Einblick in die Psyche Ludviks geben und parodierende Seitenhiebe auf Parteigenossen verteilen.
Wenn man bedenkt, vor welchem Hintergrund das Ganze gefilmt wurde, wird der Grund für die Vielschichtigkeit des Werkes schnell klar: Kachyna hoffte wohl, daß die kritischen Untertöne der kommunistischen Obrigkeit nicht ins Auge stechen, wenn er es mit Ehestreitigkeiten und Comedy-Elementen "tarnt".
Dies ist einerseits verständlich, andererseits gehen die Dialoge zwischen Anna und Ludvik natürlich auf Kosten der Spannung und stellen die Geduld des Zuschauers mit seinen heutigen Sehgewohnheiten öfter auf die Probe.

Nichtsdestotrotz ein interessanter Beitrag für den politisch interessierten Zuschauer, wenn es mal nicht der actionbeladene Politthriller sein muß.

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